„Mindful Drinking“, also bewusster Alkoholkonsum, hat sich dafür als Begriff etabliert. Mit seinem Kollegen Christoph Graf eröffnet Koster im Oktober im sechsten Wiener Bezirk eine eigene Bar namens „Kalamansi“. Alkoholfreie Cocktails werden dort ebenfalls auf der Karte stehen. „Viele Gäste kommen ja auch wegen des Feelings in die Bars.“
Ob mit Attributen wie „virgin“ (englisch für Jungfrau) oder „Mocktail“ (Kombination aus dem englischen „to mock“ für täuschen und Cocktail) versehen – die Namensvielfalt zeigt, dass in den Bars reagiert wird. Inklusive hübscher Cocktail-Aufmachung samt Shaker.
Destillate ohne Alkohol?
Alkoholfreie Weine und Sekte (ihnen wird mit einer Vakuum-Technik der Alkohol entzogen) sind schon länger für Bowlen, spritzig-fruchtige Sektdrinks oder den Klassiker Kir Royal verfügbar. Bei Spirituosen eher nicht. Wenige konnten sich das vorstellen. „In der Barszene hat man vor drei Jahren über alkoholfreie Destillate noch den Kopf geschüttelt“, erinnert sich Koster. Dann kam die britische Marke „Seedlip“ mit Gin ohne Alkohol auf den Markt. Mittlerweile gibt es mehrere Hersteller. Das Prinzip: Wasser wird mit den Gin-üblichen Kräutern und Gewürzen destilliert. Koster: „Ein alkoholfreier Gin Tonic funktioniert wunderbar.“
Die veränderten Ess- und Trinkgewohnheiten registrierte auch Mark Livings in Australien. „Wir leben in einer Zeit, in der alles Platz hat. Schnitzel und Tofu, Alkohol und Pflanzenmilch“, sagt er im KURIER-Gespräch anlässlich des Österreich-Starts seiner nicht-alkoholischen Destillate unter der Marke „Lyre’s“ (700 ml/26 Euro im Webshop www.lyres.com). „Manchmal möchten die Menschen einfach mal etwas anderes probieren.“
Er stellte fest: „Niemand beschäftigte sich mit alkoholfreien Spirituosen.“ Drei Jahre wurde mit einem australischen Sommelier und ausgehend von den „Top 50“ der weltweit gängigsten Cocktails an Alternativen getüftelt. „Wir haben bei jedem Alkohol-Produkt Schritt für Schritt den Geschmack mit natürlichen Extrakten heruntergebrochen.“
Herausgekommen sind 13 alkoholfreie Destillate. „Italian Orange“ mit Bitternoten enthält etwa 36 verschiedenen Aromen. Vorbild war Campari. „Dry London Spirit“ für alkoholfreien Gin Tonic verfügt über 52 Inhaltsstoffe (darunter Orangenblüten), und im Absinth finden sich Anis- und Verbene-Noten.
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