Florian Holzers Restauranttest: Die Sattlerei
Ja, leider serviert eines der interessantesten Lokale, das uns dieses Jahr wohl bescheren wird, noch keine warme Küche, sondern fungiert noch bis zum 26. Jänner ausschließlich als Feinkostladen und Weinhandlung. Aber schon das ist spektakulär genug, um darüber zu berichten: Jürgen Sattler war 23 Jahre lang Banker und nach einem Schicksalsschlag vor zweieinhalb Jahren überlegten sich seine Frau Michaela und er, dass das Leben eigentlich zu kurz dafür sei, um es nicht für die Dinge zu nutzen, die einem eine Herzensangelegenheit sind.
Und nachdem es sich bei den Sattlers da um das gute Essen und die feinen Weine handelt, beschlossen sie, Tatsachen zu schaffen: Sie erwarben ein ehemaliges Bordell in der seit einigen Jahren boomenden Heinestraße und machten daraus ein elegantes, in dunklem Grau gehaltenes Restaurant samt Weinbar und Kitchen-Table, das – wenn es die Gesetzeslage zulässt – in eineinhalb Wochen loslegen wird.
Nachdem die „Sattlerei“ aber eben auch eine Feinkost-Vitrine hat, kann man derzeit zumindest eine Ahnung von der zukünftigen Ausrichtung des Lokals bekommen: bodenständige Rezepte, denen Küchenchef Lewis Emerson einen kreativen Spin verpasst. Das merkt man auch jetzt schon etwa beim „Sandwich mit Schweinebauch“. Denn was da so frugal klingt, ist tatsächlich ein knuspriges Baguette, in das warmer und grandios knuspriger Kümmelbraten reingeschnitten und mit mariniertem Gurkensalat getoppt wird. Ein besseres Sandwich wird man in der Leopoldstadt lange suchen können (8,50 €). Das Sortiment an Bio-Weinen ist enorm, die Mitnahme-Preise sind eine Okkasion.
Die Sattlerei
Wien 2, Heinestr. 25/2,
Tel: 0664/522 74 70,
Di-So 9-19,
www.diesattlerei.at
Bewertung:
Essen: 33 von 50
Service: 9 von 10
Weinkarte: 15 von 15
Verpackung: 23 von 25
Gesamt: 80 von 100
florian.holzer@kurier.at
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