Florian Holzers Restauranttest: Crêperie
In Österreich hält man Crêpes ja generell für so eine Art Palatschinken – und das meiste, was man in Österreich unter der Bezeichnung Crêpe bekommt, gibt auch nur wenig Anlass dazu, diese Einstellung zu ändern. Das könnte sich jetzt ändern, denn vor wenigen Wochen hat Royi Shwartz eine kleine Crêperie aufgemacht, wie wir sie im Lande bisher nicht hatten.
Shwartz kommt aus Tel Aviv, hat bei nicht weniger als 27 Top-Köchen Ausbildungen absolviert, darunter Superstars wie Charlie Trotter, Gordon Ramsay und Pierre Hermé. Irgendwann erkannte er aber, dass Streetfood eigentlich das Seine ist, der unmittelbare Kontakt zum Gast, das offene Arbeiten ohne Geheimnisse. 2011 eröffnete er sein erstes Lokal in Tel Aviv, und als ihm jemand sagte, dass Wien auch ganz nett sei, kam er halt nach Wien. Royi Shwartz lässt den Teig für seine Crêpes eine Woche lang fermentieren, 1.417 Versuche brauchte es, bis er sein Rezept perfektioniert hatte.
Er schmeißt nichts weg, verarbeitet alle Reste zu etwas Neuem und betreibt bei jeder einzelnen Zutat einen enormen Aufwand: Für die (sagenhaft guten) Crêpe mit kandierten Kastanien, Birnen und Panettone werden die Birnen in Moscato d’Asti mariniert, Panettone selbst gemacht und die Würferln in Kokos geröstet (9,50 €). Nicht weniger unglaublich die Crêpes mit Pilzen: Fünf verschiedene Schwammerln, teils getrocknet, teils gebraten, teils fermentiert, Kastanien, selbst gemachtes Pesto, selbst getrocknete Tomaten, Spinat, Gruyère-Käse – ich gestehe: Eine bessere Crêpe habe ich noch nie gegessen (11,50 €). Und jetzt der Wermutstropfen: Im Jänner ist zu!
CRÊPERIE
Wien 6, Hofmühlg. 18,
Tel: 0655/654 66 273,
26.–31.12. von 11-19,
ab 28.1. Do. – So. 11–19,
www.facebook.com/creperieil
Bewertung:
Essen: 40 von 50
Service: 9 von 10
Weinkarte: 10 von 15
Ambiente: 23 von 25
Gesamt: 82 von 100
florian.holzer@kurier.at
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