Florian Holzers Restaurantkritik: Zum 575 Sagmeister

Florian Holzers Restaurantkritik: Zum 575 Sagmeister
Der „Sagmeister“ im dritten Bezirk: Wie aus einem alten Gasthaus ein nachhaltiges Projekt dreier Jugendfreunde wurde.

Es gibt in Wien noch ein paar Winkel, die nicht „hip“ sind. So wie der Paulusplatz im dritten Bezirk, der seine bezaubernden Winkel hat und seine hässlichen, auf dessen Spielplatz die Kinder aus voller Kehle kreischen, und wo man einen Wirten samt Kegelbahn findet, den „Sagmeister“. Der vor einiger Zeit allerdings zu machte und Raum für das Projekt dreier Jugendfreunde bot: Philipp Schmidt, der in diversen großartigen Gasthäusern arbeitete, Produktdesigner Gregor Deim und Lukas Weber, der im piemontesischen Bra auf der Slow Food-Uni studierte.

70er-Jahr-Lokal mit neuem Anstrich

Nachhaltigkeit im weitesten Sinne ist den dreien wichtig, weshalb sie sich nicht nur auf Produkte von Kleinproduzenten aus Österreich beschränken (575 ist die Ost-West-Ausdehnung Österreichs), sondern eben auch für ein Lokal entschieden, das sie sich leisten können, ohne sich in Unkosten zu stürzen. Das herbe 70er-Jahre-Design des alten Gasthauses wurde mit Witz und Fantasie etwas aufgefrischt, und: Das Essen ist angenehm „normal“: Rindszungensalat zum Beispiel, hauchdünne (und leider etwas sparsam dosierte) Scheibchen der gekochten Zunge mit perfekt kernölmariniertem Vogerlsalat, köstlich (10 €), oder geräucherter Wels aus der großartigen Aquaponic-Anlage von Blün in Wien mit gemischtem Blattsalat und wieder exzellenter Kren-Marinade (10 €). Das Schoko-Bier-Rindsgulasch hat schon lokale Berühmtheit erlangt, das Paprikahendl – ein selten gewordener Gast auf Wiens Speisekarten – wird eher klassischer angelegt und ist hervorragend (12,90 €). In „hippen“ Grätzeln nennt man so was ja „Neighbourhood-Lokal“ ... 

575 Sagmeister

Schimmelgasse 11

Tel: 0664/883 15 023

Öffnungszeiten: Mi-So 10-24

Webseite: www.575sagmeister.at

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