„Haben wir nicht“, ist da manchmal die netteste Antwort. Es soll sogar Etablissements geben, die schmeißen Menschen, die das bestellen, stante pede raus.
Alles geht
Einer, der von diesem elitären Gehabe hinter dem Schanktisch gar nichts hält, ist Gerhard Tsai. Er betreibt die schummrige und vielfach ausgezeichnete Speakeasy-Bar „Tür 7“ in der Wiener Josefstadt. „Haben wir nicht, gibt es bei mir nicht“, erklärt er bestimmt. „Getränke wie Cola Rot haben so viele Menschen über mehrere Generationen hinweg begleitet. Da find ich es nicht richtig, nur auf In-Getränke zu beharren. Und immerhin bezahlen die Gäste auch, dass sie einen schönen Abend haben.“ Und wenn jemand für einen schönen Abend ein Cola Rot wolle, werde es kredenzt.
Halt so, wie man es in einer Bar erwartet, die vielen als die beste der Stadt gilt – „mit einem Augenzwinkern“. Das Um und Auf: „Da kommt ein guter Rotwein hinein.“ Preismäßig ist bei Tsai die Skala – anders als beim entsetzten Vater von der aus dem Ruder gelaufenen Hausparty – nach oben offen.
Das weitere Um und Auf für ein gepflegtes Cola Rot in seiner Bar: „Das Auge trinkt mit. Da kann man schon nur mit einem anderen Glas für einen Wow-Effekt sorgen“, sagt der Profi und holt sogleich einen gekühlten Glaskelch aus dem Eiskasten. Das Glas beschlägt und wird milchig, während das Getränk (ein Achterl Wein, aufgefüllt mit Cola) serviert wird. „Daneben käme noch die Flasche mit dem restlichen Inhalt auf den Tisch.“ Nachsatz: Das sieht doch gut aus. Und schmeckt auch gleich ganz anders.“
Blumiges Red Bull
Und auch einem weiteren Gottseibeiuns der Barszene, dem Red Bull, erteilt Tsai keine Absage. Vielen schmeckt der pickige Energiedrink nicht, anderen ist er eine Spur zu prollig. Nicht so für den Gastro-Profi: „Wir wollen zeigen, dass er eine Berechtigung hat.“ Die fruchtige Note beflügelt ihn zu blumigen Cocktails.
Für die mixt Tsai, der in der „Tür 7“ auf fixe Karten verzichtet und individuell auf die Wünsche seiner Gäste eingeht, spontan einen Drink aus der rauchigen mexikanischen Agaven-Spirituose Mezcal, fruchtigem Chambord-Beerenlikör, einem speziellen Cordial, Limettensaft und Red Bull. Und wirklich. Der Cocktail, in einem schönen Glas serviert, mundet – auch wenn die Energydrink-Leidenschaft enden wollend ist.
Und sollte jemand tatsächlich Gusto auf Wodka-Red-Bull haben, auch kein Problem. Wir erinnern uns: Das Auge trinkt mit. „Den Wodka mit zwei großen Eiswürfeln in ein kaltes Glas und daneben die Dose hinstellen: Das ist doch wunderschön.“
Noch ein Kult-Getränk der 90er, das heutzutage in vielen Bars nicht mehr gerne gesehen wird, das Tsai aber keinesfalls verachtenswert findet, ist der Cosmopolitan. Wenn er richtig gemacht wird. „Er hat so einen schlechten Ruf, weil in Europa oft viel Cranberrysaft dabei ist. In New York, wo er herkommt, verwenden sie wesentlich weniger davon.“
Saft ins Glas
Bevor er die richtigen Zutaten wie Wodka, Limettensaft und Orangenlikör zusammenmixt, leert er den ebenfalls notwendigen Cranberrysaft noch in ein gläsernes Gefäß. Das sieht dann gleich edler aus, als wenn er die rote Flüssigkeit aus einem Plastikgefäß in den Shaker gibt.
Anders als vielfach gesehen, ist der Cocktail nicht rot, sondern leicht rosa. Und diesmal kommt er nicht in die klassische Cocktailschale, sondern in ein hohes Glas. Und ja, er schmeckt wirklich gut. Und nicht nur, weil das Auge mittrinkt.
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