Erfolgsschriftsteller T.C. Boyle: „Ich muss keine Anzüge tragen“

Erfolgsschriftsteller T.C. Boyle: „Ich muss keine Anzüge tragen“
T.C. Boyle ist der Rockstar der US-Literatur. Im Interview spricht er über seine rebellische Jugend und das neue Amerika. Und seinen neuen Roman „Sprich mit mir", in dem er die Frage stellt: Haben Tiere ein Bewusstsein?

Der Mann am anderen Ende der Leitung ist gut gelaunt. T.C. Boyle hat gestern früh seine erste Teilimpfung gegen Covid-19 erhalten, „allen Widrigkeiten zum Trotz“, wie er sagt. In drei Wochen folgt die nächste. Jetzt ist er wieder zu Hause, in seinem geliebten, mehr als 100 Jahre alten Holzhaus nahe Santa Barbara, einem Architektur-Juwel von Frank L. Wright.

Eigentlich sollte er jetzt aber in Europa sein, über seinen neuen Roman reden, der sich ethischen Fragen über unsere Menschlichkeit im Umgang mit Tieren widmet. „Sprich mit mir“ heißt das Werk, und das tun wir, eben über Telefon, und wie Boyle schreibt, so klingt er auch: Seine Stimme ist hell, klug und aufgeweckt, seine Sätze hochmelodiös – man spürt den „Beat“, wie er es nennt. Er genießt den Ausblick auf die Berge, während wir reden. Dahinter glänzt der Pazifik. Zu Boyles Füßen hat es sich sein ungarischer Puli (der Hund mit den Dreadlocks) gemütlich gemacht.

freizeit: T.C., Sie werden oft als „Rockstar der amerikanischen Literatur“ bezeichnet. Hören Sie das gerne – oder tun Sie das als Schmeichelei ab?

T.C. Boyle: Meine Einstellung war immer: Hier bin ich. Ich muss keinen Konventionen entsprechen. Ich habe keinen Boss. Ich kleide mich auf dieselbe Art, wie damals als ich 20 Jahre alt war. Ich muss keine Anzüge tragen. Und auf der Bühne ist meine Attitüde natürlich, den Leuten eine Show zu bieten. Das ist großartig, man ist wie der Sänger einer Rock ’n’ Roll-Band. Literatur ist nicht nur eine Kunstform. Sie unterhält und sie ist mitreißend, wie jede andere Form von Entertainment auch. Vielleicht ist es das, worum es bei all dem geht. Rockstar? Nun, das klingt besser als kürzlich wiederbelebte Leiche oder etwas in der Art. (lacht)

 

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