Abenteuer Archäologie: Eine Reise durch die Zeit

Abenteuer Archäologie: Eine Reise durch die Zeit
Die Erde gibt ihre Schätze preis, mythische Monumente offenbaren ihre Geheimnisse. Von Ägypten bis Südamerika sorgten sensationelle Funde gerade heuer für Einblicke in eine längst vergessene Zeit.

Jäger des verlorenen Schatzes. Aber seriös. Die moderne Archäologie  sorgt für Schlagzeilen. Bessere Technologie und ein größeres Verständnis der Vergangenheit ermöglichten gerade in den letzten Jahren unzählige spektakuläre Entdeckungen. Auf allen Kontinenten, in allen Regionen und entlegenen Winkeln der Welt. Und dazu müssen die Archäologen nicht einmal aussehen wie Indiana Jones – was sie tun und zu Tage fördern ist  spannend genug.

Allein Ägypten liefert quasi monatlich eine neue Sensation. Zuletzt 59 komplett erhaltene Sarkophage, alle mehr als 2.600 Jahre alt.  Ägyptens Chefarchäologe Zahi Hawass, den man sich dann doch auch ganz gut mit breitkrempigem Hut vorstellen kann, spricht von einem der bedeutendsten Funde seit sein britischer Kollege Howard Carter vor knapp 100 Jahren das Grab des jungen Pharaos Tutanchamun entdeckt hat.

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Chefsache: Der ägyptische Premierminister Mustafa Madbouly (l.), der Minister für Altertums-Angelegenheiten Khaled Al-Anani (M.) und der Generalsekretär  des „Obersten Rates für Altertümer“ Mustafa Waziri (r.) begutachten einen der in Sakkara gefundenen Sarkophage

Bei den Mumien in den Sarkophagen handelt es sich um hohe Beamte und Priester, also die Führungsriege eines Reichs, das damals bereits auf eine 2.500-jährige Geschichte verweisen konnte. Die große Pyramide von Gizeh war zu ihrer Zeit  sagenhafte 2.000 Jahre alt, also so antik, wie für uns die alten Ausgrabungen in Carnuntum oder das Kolosseum in Rom!

Kurz nachdem die Herren in ihren Sarkophagen bestattet wurden, eroberten die Perser das Land, dann kamen die mazedonischen Ptolemäer. Das Wissen der Beamten über die lange und reiche Geschichte ihres Landes wurde praktisch mit ihnen beerdigt. Als Julius Caesar sich 500 Jahre später von Cleopatras Charme einwickeln ließ, wusste kaum mehr ein Ägypter, wie diese Pyramiden entstanden sind und wer sie bauen ließ. Am wenigsten wohl Cleopatra, die letzte  Pharaonin, die eigentlich Griechin war.

Die Mutter der Mysterien

So wurde die große Pyramide von Gizeh im Lauf der Zeit zur Mutter aller Mysterien. Die auch heute noch Rätsel aufgibt. Ein Team aus deutschen und japanischen Ingenieuren konnte mit Hilfe von Myonendetektoren eine bisher unbekannte Kammer entdecken. „Groß wie ein Passagierflugzeug mit 200 Plätzen“, sagen die Wissenschaftler.

Egyptology

Das „Problemchen“ dabei: Es gibt anscheinend keinen Gang, der zur Kammer führt. Was auch immer sich in diesem Hohlraum befindet, wurde seit mehr als 4.500 Jahren von keinem Menschen gesehen oder berührt. Und könnte genau so auch die nächsten 4.500 Jahre überdauern. Was die durchaus philosophische Frage nahelegt: Welche Rätsel werden wohl einst wir den Menschen des Jahres 6520 aufgeben? 

Alte und Neue Welt

Aber nicht nur Ägyptens Pyramiden erzählen uns Geheimnisse. Auch aus der Neuen Welt, wo die Maya auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán die berühmte Anlage von Chichen Itzá und in Guatemala die atemberaubend steile Pyramide von Tikal gebaut haben, erreichen uns sensationelle Neuigkeiten.

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Die Pyramide von Tikal ist eigentlich ein Tempel. Ist auch unter ihr ein "Eingang zur Unterwelt"?

Eben erst haben Laser-Scans eine bisher unbekannte Maya-Siedlung im Grenzgebiet der beiden Länder entdeckt, 3.000 Jahre alt und vielleicht die größte Stadt des versunkenen Reiches. Unter der großen Pyramide von Chichen Itzá wurde eine versiegelte Höhle mit Tausenden Artefakten geortet, die Forscher vermuten, es war der „Eingang zur Unterwelt“.

In England legen genetische Untersuchungen nahe, dass die Besiedlung der Insel durch die Angeln und Sachsen doch nicht so ausschließlich blutig abgelaufen ist, wie bisher angenommen. In etlichen Siedlungen lebten die verschiedenen Volksstämme der Briten und Germanen friedlich nebeneinander.

Weniger friedlich als gedacht verlief dafür die ältere Vergangenheit, etwa 2.500 Jahre davor. Dachte man früher, dass Bronzezeit-Schwerter eher Repräsentationszwecken dienten, fanden heuer Wissenschaftler der Newcastle University gemeinsam mit Schwertkampf-Experten heraus, dass die Dinger doch richtig gefährlich waren, wenn man die richtige Technik hatte. Und die hatten die Herren, deren Großväter Stonehenge gebaut hatten, offensichtlich, wie  Gebrauchsspuren beweisen.

Die Wiege Europas

Eine Erkenntnis, die auch unsere Sicht auf Kreta verändert, galt die Insel im östlichen Mittelmeer doch lange Zeit als Hort der beinahe grenzenlosen Harmonie. Die vielen dort gefundenen Bronze-Schwerter und -Äxte wurden von einigen Historikern vehement als Kultobjekte klassifiziert. Nun wohl nicht mehr. Nur ihrer gewagten Damenmode hatten die Minoer den enormen Einfluss, der phasenweise den gesamten östlichen Mittelmeerraum überspannte, dann eben doch nicht zu verdanken.

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Als „Wiege Europas“ gilt Kreta übrigens nicht nur weil Göttervater Zeus seinerzeit die schöne libanesische Prinzessin gleichen Namens nach Kreta entführt und dort das geheimnisvolle Volk der Minoer gegründet hat. Der Schweizer Archäologe Eberhard Zangger ist überzeugt, dass zumindest ein Teil der Bevölkerung aus anatolischen Luwiern bestand, verfeindete Verwandte der mächtigen Hethiter und mit ihnen eines der ersten Indoeuropäischen Kulturvölker.

Geschichte als TV-Hit

Apropos indoeuropäische Kulturvölker: Das Aufeinanderprallen von zwei ganz großen ist heuer nicht nur Thema der TV-Serie „Barbaren“, die übrigens ausgezeichnet ist und mit ihrem Mut zur Authentizität die erfolgreicheren „Vikings“ in ihren Biker-Outfits nicht gut aussehen lässt.

Dramaturgisch genau zur richtigen Zeit wurde im deutschen Kalkriese, also dem Schauplatz der verfilmten „Varus-Schlacht“, der erste vollständig erhaltene Schienenpanzer eines römischen Legionärs gefunden. Der Mann dürfte von den siegreichen Germanen gefangen genommen worden sein, wie an der Rüstung angebrachte Fesseln vermuten lassen. Wer die römischen Berichte über den drei Tage dauernden Kampf kennt, will sich sein Schicksal lieber nicht ausmalen.

Geheimnisse der Gletscher

Immer genauer ausmalen können sich die Wissenschaftler derzeit dafür das Leben der Bewohner alpiner Regionen. Die globale Erwärmung lässt Gletscher schmelzen – und die geben perfekt erhaltene Gegenstände frei. Mehr als 900 Objekte, von Pfeil und Bogen über Lederhosen bis zum Weidenkörbchen allein im Schweizer Kanton Bern, Skythen-Pfeile, Sättel und Reiterstiefel im mittelasiatischen Altai-Gebirge. Die Archäologen stehen hier unter Zeitdruck, denn die im Eis perfekt konservierten organischen Materialien drohen zu verrotten, wenn sie der Luft zu lange ausgesetzt sind.

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Die frostig-schöne Heimat der Skythen: Das zentralasiatische Altai, im Hintergrund der Belucha, mit 4.506 Metern der höchste Berg Sibiriens

Und während das legendäre Skythen-Gold natürlich ewig erhalten bleibt, löste sich eine Legende heuer in Luft auf: Wie eine DNA-Analyse ergab, liegen in den berüchtigten, prunkvoll ausgestatteten Kriegerinnengräber der Skythen doch „nur“ Männer.

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Sarmatisches Parfum-Fläschchen aus der Kaspischen Senke (2. Jh. n. Chr.)

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