Sportmuffel? Ich doch nicht!

Angelika Altmann-Haumer läuft bereits um 4 Uhr früh.
Es ist kurz vor vier Uhr früh. Zeit für Angelika Altmann-Haumer, die Laufschuhe zu schnüren.

Auf geht’s zum morgendlichen Training. Wenn Sohnemann Philipp um sechs Uhr aufsteht, hat sie schon geduscht und das Frühstück vorbereitet. Als wäre sie gar nicht außer Haus gewesen. Das war lange Zeit auch so, denn die 37-jährige Wienerin war ein regelrechter Sportmuffel. „Als Kind und Jugendliche war ich eigentlich ziemlich sportlich und sogar im Leichtathletik-Verein. Nach einer Knie-Operation mit 14 Jahren war es dann aber damit vorbei und ich benutzte die OP auch immer als Ausrede, warum ich nicht laufen kann“, erzählt sie. Mit Sport habe sie dann zwar immer wieder angefangen – meist als Neujahrsvorsatz –, aber das seien immer nur kurze Episoden gewesen. „Im Grunde habe ich viel lieber gegessen und die freie Zeit auf der Couch vor dem Fernseher verbracht“, sagt sie. Ihr Mann habe immer wieder versucht, sie zum Sport zu überreden, aber „mein Knie war immer meine Ausrede. Und irgendwann wurden wir dann beide faul“.

Aktiv statt passiv

Sportmuffel? Ich doch nicht!
Angelika Altmann-Haumer
Den entscheidenden Moment für ihren sportlichen Lebenswandel gab es schließlich vor zwei Jahren, als ihr eine Bekannte erzählte, dass sie beim Frauenlauf mitmacht. „Da dachte ich mir, was sie kann, kann ich auch. Also habe mich für den fünf Kilometer Lauf angemeldet, ohne zu wissen, wie lang fünf Kilometer sein können“, sagt Angelika Altmann-Haumer. „Beim ersten Versuch am Laufband bin ich nach einem Kilometer halb tot vom Laufband gefallen“, erzählt sie schmunzelnd. In den nächsten Wochen und Monaten wurden es schließlich immer mehr Meter und Kilometer, bis sie im Herbst 2014 das erste Mal zehn Kilometer durchlaufen konnte. Mit dem Sport purzelten auch die überflüssigen Kilos. „Ich hatte davor schon abgenommen, aber mit Bewegung ging es deutlich leichter.“
Sportmuffel? Ich doch nicht!
Angelika Altmann-Haumer
Als sie am 12. April 2015 wieder einmal vor dem Fernseher saß und sich den Vienna City Marathon ansah, stand ihr Entschluss fest: „Da will ich nächstes Jahr den Halbmarathon laufen.“ Damit es kein Zurück mehr gab, meldete sie sich gleich an, nicht ahnend, dass dies nicht ihr erster Halbmarathon sein würde. Denn schon im September, beim Wachau Marathon, sollte es soweit sein. „In einem Anfall von Übermut habe ich mich Ende Mai dafür angemeldet. Dann kam ganz schnell die Erkenntnis, dass drei Monate verdammt wenig Zeit sind, um 21 Kilometer zu schaffen. Also beschloss ich, mein Training etwas professioneller zu gestalten – mit Trainingsplan von einer Expertin.“

Ein neues Körpergefühl

Die Premiere verlief dann nicht ganz so gut wie erhofft, „ab Kilometer 16 hatte ich Probleme mit dem Knie“, das Lauffieber hat sie aber dennoch nicht losgelassen. „Mittlerweile laufe ich drei bis fünf Mal die Woche. Immer so früh, damit ich abends Zeit für die Familie habe.“ Neben dem Laufen macht die 37-Jährige zwei Mal die Woche Krafttraining. „Meine Woche ist also gut verplant.“ Der Sport habe ihr ein neues Körpergefühl und Selbstbewusstsein gegeben. „Ich fühle mich wohl und bin viel ausgeglichener.“ Im Herbst will sie die zwei Stunden beim Halbmarathon knacken. Bis dahin wird sie noch oft die Laufschuhe um vier Uhr morgens schnüren – mit Freude, weil „da ist es am schönsten, denn da gehört die Stadt fast mir allein“.

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