Videokonferenz im Spaziermodus
Der Spruch ist nicht ganz neu, verfehlt aber gerade in Zeiten zunehmender Home-Office-Praxis keinesfalls seine Wirkung: „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Auch bei Walkolution setzt man auf diesen effektiven Slogan, wobei der Erfinder dieser büro-tauglichen Laufbänder dem Ganzen einen zusätzlichen Spin gibt. „Sitzen ist sogar noch gefährlicher als Rauchen, weil es jedes Organsystem betrifft“, erklärt Eric Söhngen in diversen Präsentationen und Interviews.
Söhngen ist Mediziner und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen von mangelnder Bewegung am Arbeitsplatz. Daher hat er das Konzept „Work and Walk“ entwickelt und 2017 gemeinsam mit Frank Ackermann das Unternehmen Walkolution mit Sitz in München gegründet. Zudem ist Söhngen Autor des Buchs „Death by Sitting“.
Für die Entwicklung der Laufbänder forschten Söhngen und sein Team sowohl über den natürlichen Bewegungsdrang des Menschen als auch in den Gebieten der Neurologie, Evolutionsbiologie, Ergonomie und Organisation einer modernen Arbeitsumgebung. Herausgekommen ist ein Produkt, das sich besonders für klassische Bildschirm- und Schreibtischtätigkeiten eignet.
Ständig in der Arbeit gehen
Da die Bänder ohne Strom und Motor angetrieben werden, sind sie praktisch geräuschlos und lassen sich auch in Großraumbüros einsetzen. Das Spezielle daran: Der Nutzer bestimmt intuitiv das Tempo des Bands und muss sich nicht an eine vorgegebene Geschwindigkeit anpassen.
Wer viel sitzt, erhöht sein Risiko für fast alle Zivilisationskrankheiten.
Die dahintersteckende Technologie erlaubt nämlich einen Wechsel aus schnellem und langsamem Gehen ebenso wie gemütlichem Stehen und Anlehnen. Der Hintergedanke dabei ist, den Körper so viel wie möglich vom Sitzen abzuhalten.
Wo die Gefahren wirklich sitzen
Um die verheerenden Wirkungen von mangelnder Bewegung zu verdeutlichen, nimmt man sich bei Walkolution kein Blatt vor den Mund: „Wer aus beruflichen Gründen acht oder mehr Stunden am Tag sitzt, erhöht sein Risiko für fast alle Zivilisationskrankheiten. Tragischerweise nicht nur für Rückenschmerzen, sondern auch für Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und Diabetes.“
Genauere Hintergründe dazu werden in einem eigenen Science-Blog und auf einer Spezialseite über die Gefahren des Sitzens erörtert. Zudem verweist man auf die psychischen Folgeschäden: „Gleichzeitig sind Menschen, die einen sitzenden Lebensstil führen, auch kognitiv eingeschränkt und haben ein höheres Risiko für Depressionen und Demenz.“
Rumstehen allein reicht nicht
Von reinen Stehpulten ohne Bewegungsanreiz raten Doktor Söhngen und seine Crew übrigens ab: „Bei langem Stehen sammelt sich das Blut in den Beinen. Das kann zu Schmerzen, Krampfadern und Durchblutungsstörungen führen. Außerdem führt langes Stehen bei vielen Menschen zu Rückenschmerzen.“ Darüber hinaus sei der Kalorienverbrauch bei Stehpulten nur marginal höher als im Sitzen.
Die Oberflächen sind aus bruchsicherem und stabilem Birkenholz gefertigt.
Mittlerweile haben sich namhafte Unternehmen ebenso mit den innovativen Produkten von Walkolution ausgestattet. Genauso wie Schulen, Universitäten und Bibliotheken. Denn ein weiterer Vorteil der Laufbänder ist, dass sie auf Rollen stehen und leicht im Raum manövrierbar sind. Dadurch lassen sich jederzeit „Walking Meetings” mit mehreren Mitarbeitern organisieren.
Videokonferenzen im Vorbeigehen
Auch auf eine aktuelle Herausforderung geht das Münchner Start-up ein: die stetige Zunahme an Videokonferenzen, die zu noch mehr sitzender Tätigkeit führt. Den positiven Effekt von ausreichend Bewegung bei Meetings beschreibt das Unternehmen so: „Das Gehirn ist eines der Organe, das am meisten von leichter körperlicher Aktivität profitiert. Es gibt eine enorme Menge an veröffentlichter Forschung zu diesem Thema, die zeigt, dass Konzentration und Aufmerksamkeit im Vergleich zum Sitzen oder Stehen sogar gesteigert werden.“
Für die Installation des perfekten Videokonferenz-Setups auf dem Laufband hat man ein spezielles Tutorial-Video erstellt – inklusive Tipps für Webcam, Lichtquelle und perfekten Hintergrund.
Ingenieurskunst und Design haben ihren Preis
Generell befindet man sich bei Walkolution im gehobenen Preissegment. Schließlich vereinigen sich in den Laufbändern deutsche Ingenieurskunst und umweltzertifizierte Fertigung in Bayern mit skandinavischem Holz-Design. Für Letzteres gab es bereits mehrere Preise, unter anderem den renommierten „International Design Award 2020“ (IDA)
Die hochwertige Ausstattung und Verarbeitung schlagen sich dementsprechend im Preis nieder. So kostet nur das Laufband der standardmäßigen „Work and Walk“-Serie knapp 3.500 Euro. Dessen Oberfläche besteht aus elastischen Holzlamellen, die aus bruchsicherem und stabilem Birkenholz gefertigt werden.
Bei den Premium-Modellen kommt die patentierte federnde Laufbandoberfläche „kybun“ aus der Schweiz zum Einsatz. Diese ermöglicht es, wie auf weichem Waldboden zu gehen und zu laufen. Hier liegt der Preis bei knapp 7.600 Euro nur für das Laufband.
Für beide Serien muss man noch einen ergonomischen Schreibtisch und eine Anlehnhilfe einkalkulieren. Allerdings lassen sich auch verschiedene gängige Stehpulte mit den Laufbändern kombinieren.
Geldanlage für die Gesundheit
Um diese Investition zu stemmen, bietet Walkolution Leasing und Ratenzahlung an. Zudem wirke sich kostenschonend aus, dass keine Ausgaben für Strom und Wartung (weder für Ölung noch Verschleiß motorisierter Bestandteile) anfallen, so das Unternehmen.
Aber vielmehr gehe es ja um den gesamtgesundheitlichen Benefit durch die Nutzung der stylishen Tretmühlen, wie Söhngen etwa im Interview mit dem Blog #BeatYesterday betont: „Dafür bekomme ich als Unternehmen zufriedene Mitarbeiter. Sie sind produktiver und gesünder. Sie fehlen krankheitsbedingt weniger und gehen abends mit dem guten Gefühl nach Hause, dass sie zwar den ganzen Tag gearbeitet, aber dennoch etwas für ihre Gesundheit getan haben.“
Text: Martin Obermayr Bilder: Walkolution
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