„Glücksinsel“ für Amsterdam

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Kann zwischen Autobahn und U-Bahn ein attraktives Stadtquartier entstehen? Das von Mecanoo entworfene Mixed-Use-Projekt Amstel Design District in Amsterdam macht vor, wie’s geht. Das Ziel: Eine urbane „Glücksinsel“, die inspiriert und Wohlbefinden garantiert.

Der Standort hat tatsächlich etwas von einer „Insel“. Bisher allerdings von einer, die nicht so sehr zum Wohnen, Arbeiten oder Verweilen lockt. Weil sie zwischen einer Autobahn, einer U-Bahnlinie und einem Kanal liegt. Was dieses urbane Eiland der niederländischen Hauptstadt Amsterdam dennoch zu einer veritablen „Glücksinsel“ machen soll, ist ein geschickt durchdachter Masterplan: Von Mecanoo und Ketting Huls entworfen, entsteht vor Ort der Amstel Design District. Ein vielfältiges, integratives und nachhaltiges Stadtviertel, dessen Konzept bestehenden Problemen entgegenwirkt.

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Attraktives neues Stadtviertel trotz ungünstiger Lage: Der von Mecanoo designte Amstel Design District.

Der Masterplan schafft einen 80.000 Quadratmeter großen, flexiblen Rahmen für ein Mixed-Use-Projekt besonderer Art: Der Amstel Design District wartet mit einer breiten Palette verschiedenster Möglichkeiten und Angebote auf. Dazu zählen wandelbare Büros und Co-Working-Spaces ebenso, wie Wohnungen, Werkstätten, Gewerbeflächen und Gemeinschaftseinrichtungen. Auch kreative Arbeitsplätze („Makerspaces“) und ein 800 Quadratmeter umfassendes Designmuseum sind vorgesehen.

Ziel: Maximaler Wellness-Faktor

Auftraggeber Connecting Concepts betont seit jeher, aufs Wohlbefinden der Nutzer fokussierte Projekte zu forcieren, die Menschen verbinden und inspirieren. So finden sich in Mecanoos Entwurf nun etwa auch Sport-, Yoga- und Achtsamkeitseinrichtungen. Und natürlich Grünflächen, Parks und Innenhöfe für Erholung und Kommunikation im Freien.

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Von den verschachtelten Gebäuden geschützte Plätze, ...
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... Pocketparks und Innenhöfe sorgen für ruhige, grüne Oasen.

Laut Plan werden im neuen Amstel Design District sowohl Sozialwohnungen als auch solche mit mittlerem Mietpreis sowie Kauf-Apartments zur Wahl stehen. Das Design des Masterplans reagiert auf die Einschränkungen des Standorts:Die Komposition aus gestapelten Volumen mit Rücksprüngen sorgt für viel öffentlichen Raum zwischen den Gebäuden. Und zwar etwa in Form von Pocket Parks und Plätzen, die grüne und ruhige Oasen abseits des Verkehrslärms bieten.

Mecanoo Architects‘ Entwurf ist eine hervorragende Übersetzung unserer Ambitionen für diese große, gemischt genutzte Entwicklung: Eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, die in der Metropole Amsterdam ein Vorbild, wenn nicht gar ein Begriff werden will.

von Connecting Concepts, Auftraggeber des Projekts Amstel Design District

Zudem bekommt der Amstel Design District geradezu ikonische öffentliche Dachflächen, die neue Lebensqualität versprechen. Der Entwurf des Architekten-Teams basiert auf klaren Zielen wie Einbeziehung der Natur, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Aber auch auf Anpassungsfähigkeit, um langfristige Krisensicherheit zu gewährleisten.

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Outdoor-Freuden: Einladende Terrassen und viele Freiflächen sind fixer Teil des Plans.

Manche der Neubauten werden ganz aus Holz, andere aus Holz und Stahl oder Holz und Beton gebaut. Zu den Nachhaltigkeitsmaßnahmen zählen unter anderem Wasserrecycling und in die Dachflächen integrierte Solaranlagen.

Bunt und flexibel

Der Tatsache, dass sich Bedürfnisse und Anforderungen in der Arbeitswelt rasch ändern können, begegnet das Konzept mit flexiblen und vielfältigen Räumen. Als Teil der Stadt ist das Kreativzentrum von lebhaftem städtischem Treiben umgeben: Restaurants, Geschäfte und Unterhaltungsmöglichkeiten werden selbstverständlich zur Verfügung stehen. Arbeit und Privatleben sollen innen und außen ineinanderfließen und so für ein angenehmes, lebenswertes und allzeit lebendiges Umfeld sorgen.

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Die Neubauten des Quartiers sind auf beste Work-Life-Balance ausgerichtet.

Mecanoos Design berücksichtigt, dass junge Stadtbewohner zusehends Wert auf Annehmlichkeiten auch außerhalb der eigenen vier Wände legen: „Die Stadt wird zum Wohnzimmer und die Wohnung zum Ausgangspunkt und der Ort der Entspannung“.

„Balance-Modell“ Amstel Design District

Dabei betrachten die Architekten diese Entwicklung als Ganzes, um Zwischenräume für informelle Treffen und zufällige Begegnungen zu integrieren und aufzuwerten: „Unser Ziel ist es, einen gesunden Fluss zwischen Arbeit und Leben, individuellen und kollektiven Räumen für die Bewohner zu schaffen. Das Ergebnis ist ein neues Stadtviertel, das eine effektive Work-Life-Balance für die Gemeinschaft mit gemeinsamen Räumen für Fitness, Familienzeit oder Hobbys bietet.“

Viel Grün für alle

Ausgedehnte Grünflächen und Pocketparks ziehen sich wie eine grüne Ader durchs Projekt Amstel Design District. Sie sind als stimmungsvolle, gemütliche Orte konzipiert, die an jedem Tag der Woche Entspannung und Inspiration bieten. Dort können Anwohner spazieren gehen, Kinder in Ruhe spielen, Unternehmer und Mitarbeiter auf den Terrassen der Kantine oder des Restaurants zu Mittag essen und parlieren.

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Von Fitnessstudio bis Yoga-Terrasse und Meditationshalle: Das neue Viertel soll alles bieten, was körperlichem und seelischem Wohlbefinden dient.

Die Arbeitsumgebungen verfügen über „grüne Rückzugsorte“ wie Innenhöfe und bepflanzte Dächer, die eine direkte Verbindung zur Natur schaffen. Grünzonen, die – nicht zuletzt – Wasser-Rückhalt und Pufferung dienen und zugleich die Artenvielfalt fördern.

Nachhaltigkeit ist ein inhärenter Aspekt unseres Entwurfsansatzes. Dieser spiegelt das Bestreben, in einer Welt der Globalisierung eine neue Identität zu schaffen.

von Mecanoo Architects

Die Architekten haben beim Thema Nachhaltigkeit allerdings nicht allein Umweltschutz, sondern auch soziale Werte im Auge. Schließlich heißt es bei Mecanoo: „Nachhaltigkeit ist ein inhärenter Aspekt unseres Entwurfsansatzes. Dieser spiegelt das Bestreben, in einer Welt der Globalisierung eine neue Identität zu schaffen, die zu inspirierenden und authentischen Orten führt, die für Menschen und Gemeinschaften von sozialer Bedeutung sind.“

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Verbinden, inspirieren, Kreativität fördern: All dies und mehr soll der neue Amstel Design District leisten.

Namen und Konzepte der sechs Hauptgebäude des Amstel Design District entsprechen exakt den Vorstellungen des Auftraggebers Connecting Concepts. Denn sie stehen für das, was der Komplex demnach fördern und repräsentieren soll: Design-Kunst.

Zielgerichtete Konstruktionen

So wird etwa „The Dream“ beste Bedingungen für Designer und Entwickler bieten, weil „jeder Entwurfs- und Entwicklungsprozess mit einem Traum beginnt“. Das Gebäude namens „The Energy“ hingegen soll mit allem aufwarten, was das körperliche Wohlbefinden fördert. Also mit Fitnessstudio, Fitness- und Wellness-Möglichkeiten aller Art.

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Für Designer und Entwickler konzipiert: Der Neubau „The Dream“.

Die Bezeichnung „The Space“ fürs größte Bauwerk des neuen Viertels bezieht sich indes auf den Raum, den Herzen und Köpfe brauchen, um erfolgreich zu gestalten und zu entwickeln.

Amstel Design District statt Burnout

In den beiden obersten Etagen des 70 Meter hohen „The Inspiration“ wird eine Mediationshalle untergebracht, in der Nutzer des Amstel Design District zur Ruhe kommen und Burn-out entgegenwirken können. Unter anderem unter Anleitung tibetischer Flüchtlingsmönche, die bei regelmäßigen, öffentlich zugänglichen Morgen- und Abendmeditationen helfen, sich aufs Wesentliche zu besinnen.

Kooperativ zum Erfolg

„The Generous“ beherbergt Co-Working-Räumlichkeiten, die ganz im Zeichen von Gastfreundschaft und Kooperation stehen. Und in „The Narrative“, das quasi die Geschichte erfolgreich umgesetzten Designs verkörpern soll, residiert das neue „byDesign“ Museum. Die erste Sammlung wird laut Amstel Design District Website aus Werken von 34 Top-Designern aus den Niederlanden bestehen.

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Das Museum wird während der Bauphase als ortsbildende Einrichtung genützt. Künftige Ausstellungen werden internationalen Künstlern offenstehen. Nach dem Motto: „Inhalt vor Verpackung, Erneuerbares vor Neuem“.

Vorrang für nachhaltiges Design

In jedem Fall soll das neue Museum engagierten niederländischen Designern eine Plattform bieten. Nämlich jenen, die durch die Wahl ihrer Materialien beweisen, dass sie Nachhaltigkeit, Recycling und integrative Gesellschaft ernst nehmen.

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Ein Quartier, in dem Ideen für Morgen gedeihen sollen: Amsterdams neuer Amstel Design District.

Mit dem Amstel Design District will Connecting Conceptsmehr als bloß neue Arbeits- und Lebensräume errichten. Das neue Viertel soll, wie eingangs erwähnt, zur beispielhaften „Glücksinsel“ geraten: „Eine Insel, die von einer Autobahn, einem Kanal und einer U-Bahnlinie begrenzt wird und sich durch ein einzigartiges Gleichgewicht von kreativer Energie und Ruhe auszeichnet.“ Lärm und Stress sollen „durch Spiritualität, Zusammenarbeit, Ideenaustausch, gegenseitige Inspiration und gesundheitsfördernde Aktivitäten“ ersetzt werden.

Ausgearbeitet wurde Mecanoos Entwurf auf Basis des städtebaulichen Plans von KettingHuls, unterstützt von Stadtentwicklungsexpertin Tess Broekmans und in Abstimmung mit der Gemeinde Ouder-Amstel.

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Rendering der „Glücksinsel“ zwischen Autobahn, U-Bahn und Kanal: Die Planungen für Amsterdams neues Stadtviertel gehen voran.

Dass das multidisziplinäre Mecanoo Team einen Masterplan erarbeitet hat, der die Wünsche des Auftraggebers punktgenau erfüllt, ist keine Überraschung. Schließlich haben die niederländischen Architekten langjährige Erfahrung mit spektakulären, zukunftsorientierten Projekten. Und zwar auch, was urbane Vorhaben im eigenen Land, wie etwa Rotterdams Hochhaus „Montevideo“, die Erneuerung von Teilen des ikonischen World Port Center oder das neue Maritime Center im Hafenviertel Katendrecht betrifft.

Musterbeispiel Amstel Design District

Die Erwartungen ans aktuelle Projekt sind hoch. Immerhin soll der Amstel Design District ein verbindender Hotspot für junge und etablierte Kreative werden, der zugleich das Beste in Sachen Wohnen, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Inklusion bietet. Und zwar auf lange Sicht. Auch wenn die Verwandlung des schwierigen Standorts in die fertige „Glücksinsel“ noch dauern wird: Spannend ist sie auf jeden Fall schon jetzt.

Text: Elisabeth Schneyder Bilder: Mecanoo

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