Schluss mit Greenwashing: ESG-Manager:innen gefragter denn je

Schluss mit Greenwashing: ESG-Manager:innen gefragter denn je
Die Zeiten von Greenwashing sind vorbei, denn bald werden Unternehmen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit berichtspflichtig. ESG-Manager:innen sind deshalb schon jetzt gefragter denn je.

Für Unternehmen, die in Zukunft noch wettbewerbsfähig sein möchten, ist klar: Sie kommen an der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht vorbei. Denn das EU-Recht verpflichtet Firmen künftig dazu, die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Mensch und Umwelt offenzulegen. Die ersten Unternehmen müssen das neue Regelwerk bereits für das Geschäftsjahr 2024 anwenden, der Bericht wird im Jahr 2025 veröffentlicht.

Es wird allerdings auch nicht mehr lange dauern, bis die Nachhaltigkeitsziele und deren Monitoring für alle Unternehmen verpflichtend sein werden. So haben auch die kleineren nicht mehr allzu viel Zeit, sich vorzubereiten. „Es muss jetzt verpflichtend berichtet und auch extern geprüft werden. Das ist neu und das ist sehr spannend“, so Martina Ortbauer, Themenverantwortliche des Seminars ESG-Manager:in auf der Technikum Wien Academy. „Wenn man nicht oder nicht richtig berichtet, dann hat das Konsequenzen, und zwar auch strafrechtlich.“

Salopp gesagt: Die Zeiten von Greenwashing sind vorbei.

von Martina Ortbauer, Themenverantwortliche des Seminars ESG-Manager:in

Schluss mit Greenwashing: ESG-Manager:innen gefragter denn je

Wir trafen Martina Ortbauer, Themenverantwortliche des Seminars ESG-Manager:in, zum Gespräch.

ESG steht für Environment, Social und Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Die ESG-Prinzipien sind rechtlich bindend, bedeuten aber auch wirtschaftliche Chancen und gesellschaftliche Verantwortung. Denn die Unternehmensführung beeinflusst nicht nur die unmittelbare Geschäftsumgebung, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf die globalen Nachhaltigkeitsziele in Bezug auf Umwelt, Klima und Gesellschaft.

Wie sich Unternehmen auf die ESG-Standards vorbereiten können

Der sogenannte ESG-Report bzw. die Nachhaltigkeitserklärung, wie es im Gesetz heißt, ist somit für viele Unternehmen Teil des Jahresabschlusses, den sie natürlich auch „berichtsmäßig“ positiv abschließen möchten. Aber wie kann man sich darauf am besten vorbereiten? Monika Brom ist externe Trainerin an der Technikum Wien Academy und weiß genau, dass das Thema von vielen Unternehmen unterschätzt wird bzw. sogar noch der Irrglaube herrscht, dass die Regelungen gar nicht kommen werden. „Dem ist aber nicht so“, versichert Brom. „Diese Richtlinie ist schon beschlossen, da ändert sich so schnell nichts mehr.“ Da das dazu benötigte Wissen allerdings noch nicht in jedem Unternehmen vorhanden ist, wurde an der Technikum Wien Academy das Seminar „ESG-Manager:in“ entwickelt. Brom ist nicht nur Expertin für Nachhaltigkeit im Umweltbundesamt, sondern auch die einzige österreichische Vertreterin im Sustainability Reporting Board der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) und will ihr fundiertes Wissen weitergeben.

Ich kann dadurch, dass ich an der Quelle sitze, einen guten Überblick darüber geben, was es derzeit schon gibt – wie beispielsweise die Leitfäden. Aber ich kann auch die Perspektive aufzeigen, wie es weitergehen wird. 

von Monika Brom, Expertin für Umweltmanagementsysteme und Nachhaltigkeitsberichterstattung, Umweltbundesamt

Schlussendlich müssen Unternehmen die ESG-Thematik nicht nur kennen, sondern die Standards auch anwenden, Strukturen und Systeme für ihre ESG-Aktivitäten entwickeln und in ihren Jahresabschlüssen berücksichtigen. „Das Thema Umwelt ist für mich dabei am spannendsten. In meinem Teil des Seminars erfährt man also sehr viel über die fünf Umwelt-Standards. Wir gehen durch den jeweiligen Standard mit den genauen Angaben und den Veröffentlichungspflichten, beispielsweise beim Thema Klimawandel“, so Brom. „Da schauen wir uns ganz genau an, was geplant ist: Übergangspläne, aber auch Emissionsquantifizierungen und vieles mehr.“ 

Von der EFRAG gibt es dafür gewisse Leitfäden, zum Beispiel zur Betrachtung der Wertschöpfungskette, da es ja nicht nur um die eigene Aktivität geht, sondern auch um die Risiken und Umweltauswirkungen innerhalb der Wertschöpfungskette. „Im Leitfaden gibt es eine Tabelle, und da schauen wir uns an, welche Datenpunkte einer Wertschöpfungskettenbetrachtung unterliegen. Dann suchen die Teilnehmer:innen heraus, welcher Angabenpunkt das ist – und lernen so, mit diesen Standards zu arbeiten. Genau das ist wichtig. Die Standards haben weit über 200 Seiten und da ist es für jemanden, der sich das selbst aneignen möchte, fast unmöglich. Ich denke, dass man hier auf jeden Fall eine Hilfestellung benötigt.“ 

Der Sinn hinter der Regulatorik

Für Ortbauer ist es zudem wichtig, auch die Hintergründe der Regulatorik zu verstehen. „Man muss auch erklären, warum es diese Standards gibt. Beim Klimawandel, dem Umweltschutz oder der Kreislaufwirtschaft versteht man das ja noch. Aber dann kommen auch Standards wie die Biodiversität und das Ökosystem, da ist es dann vielleicht nicht mehr ganz so klar. Also beispielsweise: Welchen Einfluss hat mein Unternehmen auf den Biodiversitätsverlust? Dieser ist wahrscheinlich sogar das viel größere Problem als der Klimawandel“, so Ortbauer. Der Sinn hinter der Regulatorik soll somit klar vermittelt werden. „Ansonsten hat man irgendwann Nachhaltigkeitsmanager:innen, die zwar Verordnungen erfüllen, aber gar nicht wissen, warum sie das tun. Das wäre ja furchtbar.“

Nachfrage an qualifizierten Fachkräften steigt

Klar ist, dass die Nachfrage an qualifizierten ESG-Manager:innen bald erheblich steigen wird. „Es gibt eine EU-Studie, die besagt, dass zwei bis 2,5 Vollzeit-Äquivalente pro Unternehmen notwendig sein werden, um diese Berichtspflichten überhaupt zu erfüllen“, so Brom. „Da kann man sich ausrechnen: Wenn es ungefähr 2.000 Unternehmen in Österreich gibt, dann brauchen wir 4.000 oder 4.500 Personen. Und da sind noch gar nicht die Wirtschaftsprüfer:innen dabei, die ihrerseits ja auch wieder Kompetenzen brauchen, weil das Ganze überprüft werden muss.“

Das Alleinstellungmerkmal im Seminar ESG-Manager:in der Technikum Wien Academy sieht Brom vor allem darin, dass es eben nicht von Wirtschaftsprüfer:innen oder Kanzleien angeboten wird und somit kein Eigeninteresse vorhanden ist, Aufträge zu erhalten. Das Ziel ist quasi, die Unternehmen nicht von Berater:innen abhängig zu machen, sondern ihnen zu helfen, die Herausforderungen im Hinblick auf die ESG-Standards eigenständig im Unternehmen zu bewerkstelligen.

Wir haben kein Eigeninteresse. Wenn ich mir einen Beratungsauftrag wünsche, dann erzähle ich in dem Seminar vielleicht nicht alles, was ich weiß. Das ist bei uns ja nicht der Fall. Wir schauen darauf, dass wir unser Wissen teilen. 

von Monika Brom

Schluss mit Greenwashing: ESG-Manager:innen gefragter denn je

Monika Brom sieht das Alleinstellungsmerkmal des Seminars vor allem darin, dass kein Eigeninteresse des Lehrpersonals besteht.

Plätze: 14
Sprache: Deutsch
Organisationsform: Präsenz
Tage: 5
Zeit: 9-17 Uhr
Abschluss: Teilnahmebestätigung, Zertifikat mit Prüfung
 

Alle Infos gibt es hier

Personal finden: Warum ohne ESG gar nichts mehr geht

Für Ortbauer sollten allerdings auch schon Unternehmen, die noch nicht berichtspflichtig sind, damit anfangen, ihre ESG-Tätigkeiten offenzulegen: „Die jungen Leute schauen darauf und neue Mitarbeiter:innen verstehen, ob du Green Washing machst oder nicht.“ Wer also an gutes Personal kommen möchte, muss hier mit offenen Karten spielen. So gibt es bereits einige Online-Tools, auf denen Lieferant:innen & Co. bewertet werden. Wer nicht mitmacht oder schlechte Bewertungen einfährt, bekommt keine Aufträge mehr. Und auch wirtschaftliche Chancen sind ein großes Thema: Unternehmen erhalten die besseren Kredite und spezielle Förderungen, wenn sie in Sachen Nachhaltigkeit gut positioniert sind. Nachhaltigkeitsmanagement ist somit auch für den wirtschaftlichen Erfolg essenziell.

„Die Kund:innen schauen auch: Wie wird das produziert, unter welchen sozialen Bedingungen wird das Produkt hergestellt? Es gibt viele NGOs, da kannst du nachlesen: Woher kommen jetzt meine Sportschuhe genau?“, erklärt Ortbauer. Und das sei auch besonders wichtig. „Ich finde, dass man den jungen Leuten viel mehr zuhören sollte. Das ist ja die Generation, die diese Lebenswerte, die wir jetzt haben, in Zukunft auch noch haben will. Insofern trägt jedes Unternehmen Verantwortung und sollte dazu beitragen, dafür Bewusstsein zu schaffen“, so Ortbauer. 

Sie wollen sich und Ihr Unternehmen auf die ESG-Standards vorbereiten? Hier gibt es alle Infos zum Seminar ESG-Manager:in