Climate-Start-up setzt neue Maßstäbe bei Bauprojekt MAHÜ 10-18

Climate-Start-up setzt neue Maßstäbe bei Bauprojekt MAHÜ 10-18
Ausgerechnet ein großes Bauvorhaben soll für mehr Klimaresilienz in der Stadt sorgen. Wie das funktioniert, erklärt Florian Kraus, CEO des Nachhaltigkeits-Start-ups GREENPASS, im Interview.

MAHÜ 10-18: Ein Traditions-Warenhaus und Lifestyle-Hotel soll für mehr Nachhaltigkeit in der Stadt sorgen. Wie kann ausgerechnet ein so großes Bauvorhaben einen Beitrag zur Klimaresilienz leisten?

Klimaresilienz steht für die Widerstandsfähigkeit von urbanen Räumen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und ist für eine rasche sowie erfolgreiche Klimawandelanpassung unseres Lebensraums Stadt unerlässlich! Je größer das Projekt ist und je früher man beginnt, die Belange zu berücksichtigen, desto größer ist der Hebel bzw. die positive Wirkungsleistung. Das Stadtklima wird von dem Zusammenspiel aller Gebäude und Freiräumen geprägt und definiert. In Summe zählt somit jedes Projekt in der Stadt, egal wie groß oder klein es ist!

GREENPASS bewertet anhand der Themenfelder Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und Kosten, wie sich Immobilien und Freiräume auf die Menschen und Umwelt auswirken. Wie genau kann man sich diesen Bewertungsprozess als Laie vorstellen?

Vereinfacht gesagt: GREENPASS durchleuchtet ein Projekt hinsichtlich den Umweltauswirkungen, gibt die Diagnose und liefert gleichzeitig auch die Therapie dazu. Im Anschluss wird mit der Zertifizierung die Klimafitness festgestellt und abschließend offiziell bestätigt sowie auch überprüft. Darunter sind zum Beispiel Indikatoren wie der thermische Komfort, der das Wohlbefinden für uns Menschen in einer Zahl und eindrucksvollen Bildern verständlich ausdrückt. Dadurch werden Stärken und Schwächen des Projekts aufgezeigt und gezielte Verbesserungsmaßnahmen für die Planung gesetzt.

Climate-Start-up setzt neue Maßstäbe bei Bauprojekt MAHÜ 10-18

Florian Kraus leitet als CEO von Greenpass ein komplementäres Team mit wissenschaftlichem Hintergrund, langjähriger Erfahrung und viel Leidenschaft. Greenpass begleitet SIGNA dabei, ihre Projekte hinsichtlich Nachhaltigkeit zu optimieren.

Was sind die wichtigsten Maßnahmen, die für das Bauprojekt MAHÜ 10-18 dank der Planung mit GREENPASS umgesetzt werden, um ein nachhaltiges Gebäude mitten in der Stadt zu schaffen?

Die wohl wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen bei dem Projekt sind der öffentlich zugängliche ca. 1.000 m2 große Park am Dach sowie die großflächigen Dachbegrünungen. Im Planungsprozess konnte die Bepflanzung auf dem Gebäude intensiviert werden und diese zielgerichtet und wirkungsvoll auf den unterschiedlichen Terrassenebenen eingesetzt werden. Pflanzen leisten mit ihren Ökosystemdienstleistungen eine Vielzahl an wichtigen Funktionen für uns Menschen und kühlen und reinigen dabei unter anderem die Luft. Grüne Infrastrukturen funktionieren dabei auch wie Schwämme und können Regenwasser aufnehmen und speichern. Der Einsatz von Pflanzen ist auch maßgeblich für den thermischen Komfort bzw. das Wohlbefinden für uns Menschen verantwortlich.

In der Wiener Mariahilfer Straße, unweit des Museumsquartiers, entsteht ein außergewöhnliches Gebäudeensemble. An diesem Standort werden ein traditionelles Warenhaus und ein modernes Hotel in Verbindung mit hochwertiger Gastronomie und einem großen konsumfreien Dachpark umgesetzt. Das von dem weltberühmten Architektenbüro O.M.A entworfene Projekt wird das Leben vieler Menschen bereichern. Egal ob für Freizeitaktivitäten, Erholung, zum Flanieren, Einkaufen oder einfach nur zum Genießen der wunderbaren Aussicht auf Wien steht die Adresse Mariahilfer Straße 10 – 18 künftig für eine lebendige Zone der Begegnung und sorgt damit gleichermaßen für neue internationale sowie regionale Impulse im Herzen Wiens.

Biodiversität ist in aller Munde. Welche Rolle spielt Biodiversität bei diesem Projekt?

MAHÜ 10-18 zeichnet sich vor allem auch durch die Förderung der Biodiversität für Flora und Fauna mit Animal Aided Design (ADD) aus. Neben standortgerechten und heimischen Arten werden auf dem Gebäude auch unterschiedliche Vegetations- und Habitatstrukturen, wie z.B. eine artenreiche Krautschicht, Totholz, Nisthilfen als auch Bienen- und Vogelweiden gezielt eingesetzt, die v.a. schützenswerte Tierarten ein Ansiedeln ermöglichen sollen. Durch die Verwendung von rezyklierten Materialien im Garten- und Landschaftsbau oder auch smarten Bewässerungssystemen für eine bedarfsgerechte Bewässerung – das heißt nur so viel Wasser wie notwendig – oder auch smarten Beleuchtungskonzepten zur Reduktion von Lichtsmog, berücksichtigt das Projekt somit auch das Thema Ressourcenschonung. Das Gebäude umfasst dabei auch einen Fernwärme- und Fernkälteanschluss mit einer Wärmerückgewinnungsanlage sowie intelligente Beschattungssysteme für die Fassaden. MAHÜ 10-18 schafft neben privatem Freiraum mit der öffentlich zugänglichen Dachterrasse somit auch sozial wichtige und auch barrierefreie Aufenthaltsbereiche im Zentrum von Wien.

Was bedeutet das im Vergleich? MAHÜ 10-18 wird ein anderes Gebäude ersetzen – welche ökologischen Vorteile bringt das neue Gebäudeensemble gegenüber dem ehemaligen Bau?

In Summe werden ca. 3.000 m2 Grünflächen geschaffen! Darunter auch die Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung. Des Weiteren werden ca. 50 neue Bäume gepflanzt – so viele wie normalerweise auf fast 1/4 ha Naturwald stehen – auch größere Bäume, die somit direkt ihre volle Ästhetik und klimatische Wirkung entfalten. Zusammen summieren sich die Pflanzen auf eine Blattfläche von ca. 2 ha - so viel wie ca. 2,5 Fußballfelder! Im Vergleich zu vorher kann die Versiegelung durch die Neugestaltung um ca. 25 % reduziert und ca. 30 % mehr Regenwasser gespeichert werden. Oder anders ausgedrückt insgesamt mehr als 2.500 m3 Wasser – so viel wie ca. 14.000 befüllte Badewannen. Durch die intensive Bepflanzung bei MAHÜ 10-18 kann an einem typischen Hitzetag auch 3-mal mehr CO2 gespeichert werden als zuvor, also ein wichtiger und wertvoller Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem werden rund 80 % des gesamten Abbruchmaterials des ehemaligen Gebäudes recycelt bzw. auch wiederverwendet.

In der Regel können wir Nachhaltigkeit ja nicht spüren – bei diesem Bauwerk schon. Wie schafft es ein Gebäude, die Lufttemperatur abzukühlen?

Die Planungssituation wurde mit der Bestandssituation genau verglichen und dabei auch die Lufttemperatur betrachtet. MAHÜ 10-18 kühlt die Luft an einem Hitzetag über 24 Stunden im Durchschnitt gegenüber dem Bestand spürbar ab. MAHÜ 10-18 trägt somit aktiv und positiv zum Stadtklima bei und weist im Sommer über den Tagesverlauf großflächige Bereiche mit hohem Wohlbefinden für uns Menschen auf. Die Temperatur wird im Sommer durch die Pflanzen und Beschattung auf der Dachterrasse spürbar kühler wahrgenommen und sorgt für einen hohen thermischen Komfort bzw. eine hohe Aufenthaltsqualität für die zukünftigen NutzerInnen und AnrainerInnen auf allen Gebäudeebenen und Terrassen.

Climate-Start-up setzt neue Maßstäbe bei Bauprojekt MAHÜ 10-18

Mit MAHÜ 10-18 wird ein internationales Vorzeigeprojekt in Wien geschaffen, unter anderem dank der Partnerschaft mit GREENPASS. Welchen Einfluss wird dieser Bau in Zukunft auf die Stadtplanung und Architektur haben?

Mit dem Projekt wird ein zeitgemäßes und wichtiges Vorzeigebeispiel gesetzt, das zeigt, wie die Transformation unseres Lebensraums Stadt funktionieren kann. MAHÜ 10-18 schafft mit dem öffentlich zugänglichen Dachpark in einem der dicht verbautesten und versiegeltesten Bezirken von Wien zusätzliche wertvolle Grünfläche für alle. Das Projekt zeigt, wie die Themen Architektur und Stadtplanung mit Klimaresilienz, Nachhaltigkeit und Ökologie erfolgreich kombiniert werden können und ein direkter Mehrwert für alle Beteiligte geschaffen wird. Die innerstädtische Quartiersentwicklung unterstreicht zusätzlich, dass Klimaschutz und Klimawandelanpassung in Zukunft bei jedem Projekt berücksichtigt werden sollten und einen wichtigen und essenziellen Beitrag zur Lebensqualität bzw. lebenswerten Städten leisten!

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