Beethoven rappt: Neue Sonderausstellung im Haus der Musik vereint Klassik und Hip-Hop

Beethoven rappt: Neue Sonderausstellung im Haus der Musik vereint Klassik und Hip-Hop
Im Haus der Musik können Besucher:innen noch bis 30. Juni mittels VR-Spiel an einem Rap-Battle der ganz besonderen Art teilnehmen. Einer der Kontrahenten: Ludwig van Beethoven. Wir haben die Ausstellung besucht und verraten, was es damit auf sich hat.

Beethoven, Rap und Virtual Reality? Als ich zum ersten Mal von der neuen Sonderausstellung „BEETHOVEN // OPUS 360“ im Haus der Musik hörte, konnte ich mir offen gestanden nicht wirklich vorstellen, wie all diese Punkte zusammenpassen könnten. Meine Neugier war aber geweckt und ich fieberte dem Eröffnungstermin gespannt entgegen.

Was war wohl die Intention hinter der Ausstellung? Wie gut (oder schlecht) passen Klassik und Rap zusammen? Und warum ausgerechnet Beethoven? Am 1. März 2023 war es so weit: Bei einer Pressekonferenz konnte ich endlich den Fragen auf den Grund gehen, die mir schon seit Wochen durch den Kopf geisterten. So viel kann ich vorab schon verraten: Die neue Sonderausstellung im Haus der Musik ist alles andere als gewöhnlich.

Beethoven & Rap: Wie passt das bitte zusammen?

„Nachdem ich von dem Projekt erfahren habe, musste ich mindestens zweimal, wenn nicht sogar dreimal nachhaken, was damit genau gemeint ist“, startet Simon Posch, Direktor des Wiener Klangmuseums, die Pressekonferenz. Gut, denke ich mir, dann bin ich ja Gott sei Dank nicht allein mit meinen Gedanken. „Beethoven und Rap? Ein Rap-Battle? Wie passt das denn bitte zusammen?“, fährt er fort. Nach einem Besuch im Beethoven-Haus Bonn, wo das Projekt im August 2022 erfolgreich seine Premiere feierte, war für Posch allerdings schnell klar: Das Haus der Musik ist ein weiterer perfekter Ort, um das VR-Spiel zu promoten.

Warum? Sowohl die Installation als auch das Museum haben zum Ziel, klassische Musik durch einen spielerischen und interaktiven Zugang näherzubringen. Besonders die jüngere Generation soll so an das Musikgenre herangeführt werden, das von vielen als überholt und altbacken wahrgenommen wird. Zudem war Wien neben Bonn ein weiterer wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Lebensmittelpunkt des berühmten Komponisten.

Bei der Frage, warum man sich ausgerechnet für Beethoven und Rap entschieden hat, finden die beiden Brüder und Gründer Arthur und Victor Abs eine schnelle Antwort: Beide waren Systemsprenger, unangepasst und mutig. Kaum ein anderer Künstler wäre demnach so geeignet für dieses Projekt gewesen wie Beethoven. Rap, Poetry-Slam und Virtual Reality entsprechen hingegen stark dem aktuellen Zeitgeist und sind ideale Medien, um die junge – oder besser gesagt primäre – Zielgruppe abzuholen.

Ursprünglich legte das Brüder-Duo nämlich den Fokus auf Schüler:innen. Nach den bisherigen Stationen hat sich allerdings gezeigt: Das VR-Spiel ist eigentlich für alle Altersklassen geeignet – auch, um etwa den gegenteiligen Effekt zu erzielen. „Die jüngste Person, die es gespielt hat, war, glaube ich, sechs Jahre alt und die älteste 94. Es ist zwar eher für jüngeres Publikum gedacht, aber letztlich: Jeder, der es sich anschauen will, ist herzlich eingeladen. Jeder kann hier etwas Neues entdecken – sei es über Beethoven, sei es über Rap oder Virtual Reality“, meint Victor Abs. Ich nehme die offene Einladung dankend an und schnappe mir direkt die nächste VR-Brille.

Klassik trifft Rap: Auf ins gemeinsame Battle

Nach dem Aufsetzen der Brille und Kopfhörer muss ich mich erst einmal an mein neues Umfeld gewöhnen. Es ist dunkel und ich höre lediglich ein paar Geräusche aus der Ferne. Ich klammere mich an meiner Fernbedienung fest und stelle mir die Frage, wozu ich diese wohl noch brauchen werde. Doch bevor ich mich damit genauer beschäftigen kann, bewegt sich das Bild auf ein Gebäude zu und ich befinde mich plötzlich inmitten einer jubelnden Menge. Der Boden bebt und die Stimmung ist aufgeheizt. Mein erster Gedanke: Wo ist denn nun der Star der Show?

Ich neige meinen Kopf nach rechts, dann nach links und da steht er: Beethoven. Ehe sich der sichtlich überwältigte Komponist zurechtfinden kann, wird er auch schon zum Battle herausgefordert. Sein Coach? Ich natürlich! Zwar mag er einer der begnadetsten Musiker seiner Zeit gewesen sein, Rap ist für ihn jedoch vollkommen neu. Ich nehme die Herausforderung natürlich an.

Mithilfe der Fernbedienung taste ich mich mit Beethoven also langsam an alles heran. Ich darf aus verschiedenen Themenkomplexen auswählen und dann beginnen auch schon die Battles. Mal gewinnen wir, mal verlieren wir. Durch die Texte und Themenfelder, die wir gemeinsam festlegen, erfahre ich mehr über seine Zeit in Bonn und Wien, seine Werke, seine Leiden und Lieben. Das Besondere daran: Es gibt viele Parallelen zur heutigen Zeit. Auch er musste sich mit Themen wie Liebeskummer, Stress oder ganz normalen Alltagsproblemen auseinandersetzen. Dadurch wirkt der sonst so ungreifbare Komponist plötzlich nahbar. Nachdem wir unser letztes Battle gewonnen haben, nehme ich die VR-Brille und Kopfhörer langsam wieder ab. 

Fazit

Ich bin von meiner gemeinsamen Zeit mit dem berühmten Komponisten auch noch nachhaltig überwältigt und kann diese Erfahrung nur wärmstens empfehlen. Durch die spielerische Art und Weise trägt das Projekt dazu bei, Beethoven und seine Musik völlig neu kennenzulernen und macht sie besonders für eine junge Generation von Musikliebhaber:innen zugänglich. Zudem bekommen Sie durch BEETHOVEN // OPUS 360 einen Eindruck davon, wie die Museen der Zukunft wohl aussehen werden: digital, interaktiv, lebendig. Also – verpassen Sie nicht Ihre Chance: Die Sonderausstellung kann noch bis 30. Juni 2023 besucht werden und ist im regulären Ticketpreis inkludiert. 

Ein virtueller Rundgang durch das Haus der Musik

Für alle, die das Haus der Musik noch nicht so gut kennen, haben wir Musikvermittlerin Elisabeth Albrecht gebeten, uns einen Rundgang durch das Museum zu geben. Einen Walzer würfeln, den eigenen Namen in ein Musikstück umwandeln oder ein virtuelles Orchester dirigieren – hier wird Ihnen die Welt der Klänge und Musik völlig neu präsentiert: