Knallhartes Kostenmanagement als Devise für 2023
54 Prozent von Österreichs Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“. Angesichts der zahlreichen Krisen innerhalb der vergangenen Jahre ein insgesamt positives Zeichen, wenngleich eine gewisse Stagnation gegenüber dem Vorjahr (57 %) nicht zu leugnen ist. Der grundsätzlich positive Trend zeigt sich auch an der Umsatzfront: Bei 55 Prozent haben sich 2022 die Umsätze verbessert und auch für das heurige Jahr rechnen immerhin 33 Prozent mit einer Verbesserung. „Wo viel Licht, da auch viel Schatten und dieser kann mit dem Arbeitskräftemangel benannt werden, der uns laut Wirtschaftsforschung die nächsten zehn Jahre begleiten wird. Fast 60 Prozent sind betroffen. Das führt zu Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter, steigende Kosten, um Mitarbeiter zu halten und Umsatzeinbußen bzw. müssen Aufträge sogar abgelehnt werden“, so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Kostenüberwachung zwecks Liquiditätssicherung
Als Reaktion auf die globalen Brandherde haben rund zwei Drittel (68 %) der Unternehmen ihre betrieblichen Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. 27 Prozent sprechen von zusätzlichen Kontrollmaßnahmen, die integriert wurden. Weitere 41 Prozent haben bestehende an aktuelle Bedürfnisse angepasst. „Österreichs Unternehmen agieren heute vergleichsweise vorsichtiger und haben einen maximalen Kostenfokus“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Insbesondere eine engere Kosten- bzw. Budgetkontrolle, die Einführung von Energiesparmaßnahmen und ein vorsichtiger getakteter Investmentplan stehen dabei im Mittelpunkt. Ebenso wie vermehrte Bonitätsprüfungen oder der Ausbau des Mahnwesens. Um sich auf Kundenebene möglichst breit und sicher aufzustellen, sollten potenzielle Kunden im Vorfeld einem gründlichen Check unterzogen werden, und auch während der Zusammenarbeit laufend im Auge behalten werden.
Zukunftsthemen auf der Nebenfahrbahn
Aktuell gehen die Unternehmen lieber auf Nummer sicher, was angesichts der jüngsten Entwicklungen in puncto Preiserhöhungen oder der Inflation verständlich ist. Dennoch ist es besorgniserregend, dass die großen Themen der Zukunft zu selten angepackt werden. Und dass, obwohl eigentlich ausreichend Geld in Form von Eigenkapital vorhanden wäre, wie die KSV1870 Umfrage belegt. Denn immerhin bewertet jeder zweite Betrieb das Eigenkapital mit „sehr gut“ oder „gut“, hinzu kommen fast 30 Prozent, die sich „im gesicherten Mittelfeld“ bewegen.
Dennoch: Nur jeder fünfte Betrieb hat einen klaren Fokus auf Cyber-Security. Und nur ein Drittel scheint im Bereich Nachhaltigkeit/ESG auf Kurs zu sein. Themen, die jedoch zunehmend in den Mittelpunkt rücken und zukünftig noch stärker über Erfolg oder Misserfolg entscheiden werden. Auch deshalb, weil in beiden Bereichen in absehbarer Zeit verschärfte gesetzliche Richtlinien in Kraft treten. Hier gehört sowohl auf finanzieller wie auch inhaltlicher Ebene deutlich mehr investiert.
Kosten als Dreh- und Angelpunkt
In schwierigen Zeiten zu investieren, mag für viele absurd klingen, jedoch wissen wir heute noch nicht, wie sich das Jahr wirklich entwickeln wird. Die Wirtschaftsforscher erwarten insbesondere im zweiten Halbjahr 2023 eine positive Entwicklung, dennoch müssen Unternehmen ihre Hausaufgaben erledigen, um vom etwaigen Aufschwung auch tatsächlich zu profitieren. Fakt ist, dass Investitionen die mittelfristige Zukunft der Unternehmen sichern und daher sollten sie jetzt klug ausgewählt werden. Es ist somit erfreulich, dass laut Austrian Business Check 70 Prozent der Firmen in diesem Jahr investieren wollen. Doch dabei gibt es zwei (kleine) Haken: Erstens macht fast die Hälfte der Befragten mögliche Investments von der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten abhängig. Sprich, diese Investments sind noch nicht fixiert. Andererseits dürften eher punktuelle Investitionen getätigt werden. Die großen Themen der Gegenwart und Zukunft, Cyber-Security und Nachhaltigkeit, bleiben heuer zumeist wohl außen vor.
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