Offene Stalltür für mehr Qualität

Die Checkliste des AMA-Kontrollors Andreas Herrmann umfasst rund 100 Kontrollpunkte. Hier nimmt er Proben vom Futter
Von der Almwiese bis hin zum Supermarktregal wird AMA-Gütesiegel-Rindfleisch strengstens kontrolliert. Eine entscheidende Etappe: der Rindermastbetrieb

Damit wir ein feines Steak, zarten Tafelspitz oder saftigen Rindsbraten genießen können, leisten die heimischen Landwirte ganze Arbeit. Etwa 30 Prozent des hierzulande erzeugten Rindfleisches erfüllt die strengen Qualitätsanforderungen des AMA-Gütesiegels.

Rund 8.100 Rinderbetriebe sind derzeit Teil des AMA-Gütesiegel-Programms und haben jederzeit eine offene Stalltür für den AMA-Kontrollor. Andreas Herrmann ist einer jener Kontrollore, die die Landwirte und vor allem auch die Rinder genau unter die Lupe nehmen. Zur Unterstützung hat er eine Checkliste mit rund 100 Kontrollpunkten mit dabei.

Offene Stalltür für mehr Qualität

Im Rahmen der AMA-Kontrolle werden die Aufzeichnungen auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft

 

Gut im Futter

Beim Besuch auf dem Bauernhof führt der Weg zum Stall jedenfalls bei den Futtermitteln vorbei. „Hier mache ich gerne gleich die erste Zwischenstation und schaue mir an, wie die Futtermittel gelagert sind, ob die Hygiene passt, ob die Schädlingsbekämpfung ausreichend ist und ob zugekaufte Futtermittel passend gekennzeichnet sind“, erklärt Andreas Herrmann. Gekauftes Futter muss pastus+-zertifiziert sein, nur dann darf es im AMA-Gütesiegelbetrieb verwendet werden. Besonders gerne sieht es der AMA-Kontrollor aber, wenn die Rinder hauptsächlich Gras und Mais vom eigenen Hof zu fressen bekommen. Zumindest 70 Prozent der Futtermittel müssen vom eigenen Betrieb oder von einem Bauernhof aus dem näheren Umkreis stammen.

Offene Stalltür für mehr Qualität

In Österreich nehmen über 8.000 Rindermastbetriebe am AMA-Gütesiegel-Programm teil

Haltung zeigen

Danach geht es zum wohl wichtigsten Teil der Kontrolle, dem Stallrundgang. Andreas Herrmann richtet hier seine Aufmerksamkeit ganz auf die Tiere, geht von Bucht zu Bucht.

In den Buchten ist es wichtig, dass Licht- und Platzangebot passen. Beides messe ich. Die Rinder brauchen über mindestens acht Stunden täglich eine Lichtstärke von 40 Lux und je nach Größe bis zu 3 Quadratmeter Platz

von Andreas Herrmann

Im Mittelpunkt steht das Tier selbst: Wie ist der Gesundheitszustand? „Wichtig ist auch eine eigene Unterbringungsmöglichkeit, falls ein Tier erkrankt.“

Medikamente werden nur mit Absprache mit dem Hoftierarzt verabreicht. Andreas Herrmann: „Die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst ist für AMA-Gütesiegel-Rindermäster verpflichtend, auch das wird von uns überprüft.“ Die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst ist nur eines von vielen Dokumenten, die Andreas Herrmann nach dem Stallrundgang kontrolliert.

„Die genaue Dokumentation gehört einfach dazu. Das beginnt beim Rind mit den Ohrmarken. Die müssen innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt angebracht und in der Rinderdatenbank erfasst werden.“ Weiter geht es mit Lieferscheinen für die Futtermittel, Viehverkehrsscheinen, Bestandsregister und Arzneimittelaufzeichnungen.

Offene Stalltür für mehr Qualität

Anhand der Ohrmarken sind die Identität und der Standort jedes Rindes nachvollziehbar

Neben all dem Papierkram gehört auch das Ziehen von Proben zur gründlichen AMA-Gütesiegel-Kontrolle: „Ich nehme Proben von den Futtermitteln und von Kot und Urin der Tiere. Bei den Futtermitteln dürfen etwa keine unerlaubten Rückstände von Pestiziden oder Schwermetalle zu finden sein und bei Urin und Kot wird vor allem auf Arzneimittelrückstände geachtet.“

Nach einer Medikamentengabe muss der Landwirt eine Wartezeit einhalten, bevor er ein Tier verkauft. Im AMA-Gütesiegelprogramm ist diese Wartezeit doppelt so lang wie gesetzlich vorgesehen, um auf Nummer sicher zu gehen.

  • ca. 8.100 AMA-Gütesiegel-Rindermastbetriebe gibt es in Österreich
  • ca. 230.000 Rindermastplätze umfasst das AMA-Gütesiegelprogramm
  •  ca. 124.000 AMA-Gütesiegel zertifizierte Rinder werden pro Jahr vermarktet
  • ca. 1.400 AMA-Kontrollen werden jährlich in Rindermastbetrieben durchgeführt

„AT“ bedeutet nicht immer aus Österreich: Siegfried Rath, Bereichsleiter Fleisch, AMA Qualitätsmanagement

Offene Stalltür für mehr Qualität

Siegfried Rath, AMA Qualitätsmanagement

Oft hört man das Gerücht, dass eine Schlachtung in Österreich genügt, damit Fleisch mit dem AMA-Gütesiegel gekennzeichnet wird. Was ist dran?
Siegfried Rath: Das ist falsch und beruht offensichtlich auf einer Verwechslung. Im Schlachthof wird die Genusstauglichkeit durch den Tierarzt überprüft und mit einem Stempel bestätigt. Auf dem findet sich auch ein „AT“, das besagt, dass in einem österreichischen Schlachthof die Genusstauglichkeit festgestellt wurde. (Anm: im Bild unten re.) Diesen Stempel kann auch ein deutsches oder tschechisches Rind erhalten.  

Was muss für das AMA-Gütesiegel erfüllt werden?
Dafür braucht man vier „AT“: geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt in Österreich.

Ist es den Konsumenten wichtig zu wissen, woher ihr Fleisch kommt und wie die Tiere gehalten werden?
Auf jeden Fall! Darauf wird zunehmend geachtet. Mit unseren Zusatzmodulen für beispielsweise mehr Tierwohl, regionale Herkunft oder besondere Haltungsformen gehen wir auf Konsumentenwünsche ein.

Offene Stalltür für mehr Qualität

Dieser Stempel besagt lediglich, dass in einem österreichischen Betrieb die Genusstauglichkeit festgestellt wurde

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