"Zynisch": Heftige Kritik am Aus für Liesinger Ärztezentrum
Für Empörung quer über die Parteigrenzen hinweg sorgt das Aus für das geplante Ärztezentrum im Wohnpark Alterlaa (Liesing). Wie berichtet, ist dort laut Regionalem Strukturplan Gesundheit (RSG) eine sogenannte Primärversorgungseinheit (PVE) vorgesehen. Anrainer hatten bereits drei Allgemeinmediziner gefunden, die das Zentrum betreiben würden. Nun scheitert das Projekt aber am Veto der Ärztekammer: Das Gebiet sei mit den bestehenden Kassenärzten ausreichend versorgt, in anderen Regionen gebe es wesentlich größeren Bedarf.
Nach der ÖVP übt jetzt auch die SPÖ massive Kritik: „Seit mehr als fünf Jahren setzen wir uns gemeinsam mit der Bevölkerung von Alterlaa für die Errichtung einer PVE ein“, sagt der Liesinger SPÖ-Gemeinderat Christian Deutsch. „Dass jetzt argumentiert wird, das Zentrum kommt nicht, weil anderswo die Versorgungslage schlechter ist, ist fadenscheinig und zynisch.“
Deutsch verweist auf das große Einzugsgebiet mit 15.000 bis 20.000 Bewohnern und den Umstand, dass bis 2030 rund 60 Prozent der aktuellen Allgemeinmediziner in Pension gehen werden. Dass mit den bestehenden Kassenärzten der Bedarf abgedeckt werde, sei nicht zutreffend: „Ich weiß von vielen Bewohnern, dass sie mit sehr langen Wartezeiten zu kämpfen haben oder erst gar nicht aufgenommen werden“, sagt Deutsch.
Keine zusätzlichen Ärzte-Stellen
„Wo es geht, wollen wir PVE erreichten“, betont eine Sprecherin der ÖGK. Im konkreten Fall bestünde aber folgendes Problem: Von den bestehenden Kassenärzten in der Region gebe es keine, die sich zu einer PVE zusammenzuschließen wollen. „Und wenn die Ärztekammer keine zusätzlichen Stellen bewilligt, sind uns die Hände gebunden.“ Zum Verständnis: Bei den drei Ärzten, die gerne das PVE übernommen hätten, handle es sich um Mediziner, die noch keinen Kassenvertrag haben.
In einem Punkt widerspricht man bei der ÖGK aber Deutsch: Die Auslastung der bestehenden Kassenärzte in Alterlaa sei nicht sehr hoch, „ihre Fallzahlen sind sogar unterdurchschnittlich.“
Unabhängig davon ist man bei der ÖGK aber nicht glücklich darüber, dass es von den bis 2025 geplanten 36 PVE für Wien erst vier gibt. Deshalb plädiert man für eine Vereinfachung und Verkürzung des Ärzte-Auswahlverfahrens. Weiters sollen künftig auch Fachärzte eingebunden werden, allen voran Kinderärzte.
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