Vor dem Betreten der „Madagaskar-Anlage“ gibt es ein paar Hinweise vom Tierarzt: „Hände desinfizieren. Das Futter auf der flachen Hand präsentieren. Und: Die Tiere dürfen zu uns, wir greifen sie aber nicht aktiv an.“ Und dann geht es ab ins Gehege – oder besser gesagt: ab ins Getümmel.
Denn sobald man die Anlage betritt, gestaltet sich das mit dem Nicht-Angreifen gar nicht so einfach. Mit großem Enthusiasmus wird man von den sechs Feuchtnasenaffen begrüßt. Sie ihrerseits haben nämlich keinerlei Berührungsängste und nehmen unverzüglich auf Schultern und Händen, ja sogar auf Schreibblock und Kamera der Besucher Platz.
Willkommen im Zuhause von Schippel, Luke, Max, Humpi, Cruella und Ursl. Die ersten vier sind männliche Kattas; die Weibchen Cruella und Ursl wiederum sind sogenannte Mohrenmakis. Beide Arten leben in der Natur nur in Madagaskar.
Jagd auf die Leibspeisen
„Sie fressen gerne Trauben und Bananen, bekommen aber auch viel frisches Gemüse“, sagt Jeff Schreiner, Tierarzt und Kurator im Haus des Meeres. Mit großer Motivation jagen die Tiere den Leckerbissen hinterher, klettern über ihre Besucher und betasten sie mit ihren kleinen, weichen Händen. Nur Katta Max ist zurückhaltender: Er bleibt auf dem Geländer sitzen und beobachtet das Treiben aus sicherer Distanz.
„Wir sind überzeugt, dass solche Erlebnisse dazu beitragen, einen Bezug zu einer Tierart aufzubauen“, erklärt Schreiner. Er selbst habe das erlebt: „Mit elf Jahren habe ich meine erste Schlange gehalten.“ Das habe seine Interessen und seine Berufslaufbahn geprägt. „Und Kattas so aus nächster Nähe zu sehen, ist doch etwas anderes als in einer Doku.“ Er ist überzeugt: „So weckt man das Interesse an der Natur und am Artenschutz.“
„Ihnen war langweilig“
Übrigens würden auch die Tiere im Zoo von den Besuchen profitieren: „Studenten evaluieren die Situation laufend und liefern uns dazu Zahlen und Fakten“, beschreibt Schreiner. Das Ergebnis: Den Tieren gehe es ausgezeichnet. „Wir haben während der Corona-Pandemie sogar gesehen, dass sie sich ohne diese Besuche gelangweilt haben.“
Langweilig ist es während des 20-minütigen Besuchs jedenfalls keineswegs: Es wird gelacht (von den Menschen) und gegrunzt und gequiekt (von den Lemuren).
„Wir haben sogar Stammgäste, die die Tour zwei oder drei Mal pro Jahr buchen. Fast alle von ihnen haben einen Liebling in der Truppe. Zum Beispiel den schüchternen Max“, erzählt Schreiner.
So mancher habe auch schon von einem Katta als Haustier geträumt. „Da sage ich aber immer: Das wäre nur zu empfehlen, wenn Sie möchten, dass er Ihren Computer auseinandernimmt, die Tapeten abkratzt und in jede Ecke kackt“, erzählt der Tierarzt und lacht.
Also doch besser einen Besuch im „Madagaskar-Gehege“ einplanen – oder vielleicht gar zu Weihnachten schenken.
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