Zimmer, Küche, Kabinett: Caritas Wien sucht leistbare Wohnungen

Taylan sucht eine Wohnung. Laut Caritas-Chef Schwertner werden Betroffene immer jünger
Beim Projekt "Wohnraumschaffung" sollen günstige Appartements an Armutsbetroffene vermittelt werden.

Etwa zwölf Wohnungen hat Susanne (Name geändert) besichtigt. Zuletzt am Sonntag. Ein Ein-Zimmer-Apartment, rund 300 Euro. Endlich etwas Leistbares für die 26-Jährige, die im Juca, dem Caritas-Wohnhaus für junge Erwachsene, lebt und die Mindestsicherung bezieht.

Die Ernüchterung kam rasch: Der Vermieter, ein älterer Mann, suchte nur eine junge Mitbewohnerin. Eine Enttäuschung von vielen – meist sind die Wohnungen für die 26-Jährige zu teuer oder sie kann den benötigten Einkommensnachweis nicht liefern.

Menschen wie Susanne gibt es viele. Menschen, die sich Wohnen nicht oder kaum mehr leisten können. Rund ein Drittel der Armutsgefährdeten müssen bereits mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aufwenden.

Zimmer, Küche, Kabinett: Caritas Wien sucht leistbare Wohnungen
Caritas, Projekt "Wohnraumsuche", Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner
Allein im Vorjahr haben sich 5921 Menschen an die Caritas gewandt. 1282 Unterkunftsplätze bot die Hilfsorganisation 2016 in Wien an.

"Das Problem nicht leistbarer Mieten hat den Mittelstand erreicht – nicht nur in der Bundeshauptstadt, sondern in ganz Österreich", warnt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, der von der Regierung endlich die angekündigte Mitrechtsreform einfordert. Mit dem Projekt "Wohnraumsuche" will die Caritas nun einkommensschwachen Familien und Armutsbetroffenen verstärkt unter die Arme greifen: Sie appelliert an Wohnungsbesitzer, Immo-Unternehmer und Genossenschaften, leer stehende Wohnungen zu leistbaren Mieten zur Verfügung zu stellen. Die Apartments sollten für mindestens fünf Jahre vergeben werden.

"Ganz konkret suchen wir vor allem kleine, abgeschlossene Wohneinheiten mit Bad und Kochgelegenheit ab 25 m²", erklärt Schwertner. Eine solche wäre ein Traum für Susanne: "Mein Wunsch wäre einfach eine eigene, kleine Wohnung. Doch bei diesen Mietpreisen ist das schwierig", erklärt sie. Auch Taylan hat dieses Problem. Er ist nach einem Zerwürfnis mit den Eltern in die Obdachlosigkeit gerutscht und lebt seit zwei Monaten im Juca.

Junge Wohnungslose

Mit seinen 23 Jahren repräsentiert er einen neuen Trend. Die Betroffenen werden nämlich immer jünger. "Bereits ein Drittel der Menschen, die sich wegen akuter oder drohender Wohnungslosigkeit an uns wenden, ist heute unter 30 Jahre alt", erklärt Schwertner.

Im Vorjahr konnte die Caritas im Rahmen des Projekts 106 Menschen in Privatwohnungen vermitteln. Sie stellt den Kontakt zu Wohnungssuchenden her und übernimmt eine Ausfallshaftung für die erste Zeit. Infos: www.caritas-wien.at; eMail: wohnraumsuche@caritas-wien.at

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