Zehnter Todestag: Eine Skulptur für Ludwig Hirsch

Zehnter Todestag: Eine Skulptur für Ludwig Hirsch
Dem Liedermacher soll ein bronzenes Denkmal gesetzt werden – wenn es nach seiner Witwe und seinen Fans geht. Derzeit wird Geld dafür gesammelt

Dunkel waren sie, seine Lieder, poetisch und auch sarkastisch. Die Texte von Liedermacher Ludwig Hirsch berühren auch noch kurz vor seinem zehnten Todestag am 24. November Fans in aller Welt.

Darum haben sich Patrick Bradatsch aus Deutschland und Davide Dormino aus Italien mit Hirschs Witwe Cornelia Köndgen zusammengeschlossen, um für den Künstler eine bleibende Skulptur zu schaffen.

Derzeit existiert erst ein rund 60 Zentimeter großer Prototyp der Skulptur (siehe Foto). „Ich wollte ihn in einem intimen Moment darstellen“, sagt Bildhauer Dormino. „Er lauscht mit geschlossenen Augen seinem inneren Rhythmus.“

Ohne Worte

Dormino spricht kein Deutsch und hat erst nur die Musik kennengelernt. Später habe er die Texte übersetzen lassen und gemerkt, dass man Hirsch auch ohne Worte verstehe. „Als Künstler fühle ich mich seiner dunklen Seite ohnehin sehr nahe.“

Zehnter Todestag: Eine Skulptur für Ludwig Hirsch

Der 60 Zentimeter große Prototyp der Skulptur zeigt Hirsch in nachdenklicher Pose.

Dormino selbst ist kein Unbekannter in der Kunstszene. Mit seinem berühmtesten Werk „Anything to Say?“ tourt er seit dem Jahr 2015 durch Europa. Es besteht aus Bronzefiguren der drei Whistleblower Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning auf Sesseln. Ein vierter Sessel blieb leer für die Betrachter.

Um auch Hirsch lebensgroß in Bronze gießen zu können, wird nun Geld benötigt – rund 50.000 Euro, schätzt Dormino, für das Material, die Gießvorrichtungen und den Transport. Dafür läuft ab sofort eine Crowdfunding-Aktion auf der Plattform „GoFundMe“. Sollte die Finanzierung gelingen, soll die Skulptur der Stadt Wien geschenkt werden.

Ein passender Ort wurde auch schon auserkoren: der Ludwig-Hirsch-Platz in der Leopoldstadt. Dieser trägt seinen Namen übrigens seit 2017 – ebenfalls auf Initiative von Bradatsch, Köndgen und Dormino.

Zehnter Todestag: Eine Skulptur für Ludwig Hirsch

Die Initiatoren beim Lokalaugenschein in der Leopoldstadt.

In der Großen Sperlgasse gleich daneben ist Hirsch aufgewachsen. Dort sieht man ein Haus, in dem ein Teil des Stucks fehlt – was Hirsch auch in seinen Texten erwähnt: Einmal, erzählt Köndgen, beschreibt Hirsch etwa, wie er durch ein riesengroßes Loch in seinem Kinderzimmer ebendort Steine auf die Kapperl russischer Soldaten schmeißt.

Auch sein Schulweg führte hier direkt vorbei und sonntags, da musste er beim Wirtshaus ums Eck, Bier im offenen Krug für den Vater holen.

Dunkle Ecken

Es sei ein großer Zufall, dass dieser Ort, mitten in der Stadt, noch unbenannt gewesen war, sagt Kündgen. „Ich habe hier so ein Gefühl, als hätte sich Ludwig das ausgesucht. Ich fühle mich ihm hier sehr nah.“ Das lebendige Treiben hätte ihm gefallen, die Kinder und die vorbeifahrenden Radler.

Karrierestart
Der gebürtige Steirer Ludwig Hirsch lebte von 1946 bis 2011.  Im Jahr 1978 erschien sein Debüt-Album „Dunkelgraue Lieder“ 

Zu morbid
Hirsch zeichnete sich durch seine makabren und morbiden Texte aus. Auf Ö3 war es einst ver- boten, das Lied „Komm, großer schwarzer Vogel“ nach 22 Uhr 
zu spielen, weil es zu düster war 

Neue Show
Ab 17. November zeigt das Rabenhof-Theater „Happy End“, eine Hommage an Ludwig 
Hirsch, den  „schwärzesten aller Austropopper“. Informationen: www.rabenhoftheater.com  
 

Auch dass bis vor Kurzem eine obdachlose Frau oft ihre Tage auf dem Platz verbrachte, wäre in seinem Sinne gewesen. „Er hat in die dunklen Ecken der Gesellschaft geschaut. Er hätte es gut gefunden, dass sich Minderheiten auf seinem Platz aufhalten.“

Der Bezirksvorsteher der Leopoldstadt, Alexander Nikolai (SPÖ), wurde bereits bei einer Vor-Ort-Begehung über das Skulpturenprojekt informiert. Er findet es „eine schöne Idee“, wie es aus seinem Büro heißt.

Vor allem müsse aber Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ins Boot geholt werden. Die Skulptur dauerhaft zu erhalten, falle nämlich in die Zuständigkeit der Stadt, heißt es aus der Bezirksvorstehung.

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