Gemeinsam ist man weniger allein – auch im Wohnbau

Bei der Entwicklung des neuen Stadtviertels Florasdorf stand die Verbindung von Alt und Neu im Vordergrund.
Generationen wohnen zusammen: das Modell gewinnt im geförderten Wohnbau immer mehr an Beliebtheit.

Der Drang zur Individualisierung führt zu einer größeren Vielfalt an Lebensstilen, Familienmodellen, Konsummustern und Wohnformen. Die Digitalisierung ist ein Trend, aber auch die bewusstere Lebensweise.

Multifunktionale Wohnkonzepte sind deshalb die Zukunft. Das zeigt eine Analyse des Zukunftsinstituts, in der es heißt: Innovativer Wohnungsbau und zukunftsweisendes Immobilienmanagement werden neue Konzepte entwickeln, die eine Vereinbarkeit unterschiedlicher Lebensbereiche zulassen:

Wohnen und Arbeiten, Arbeiten und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung am Wohn- und Arbeitsort, Privat- und Geschäftsleben – all das wird künftig (wieder) stärker ineinandergreifen. Eines dieser Konzepte ist, dass Generationen bewusst gemeinsam wohnen.

Alle unter einem Dach

Das Konzept Generationen- Wohnen umfasst allerdings mehr als nur das gemeinsame Wohnen unterschiedlicher Generationen in einer Wohnung beziehungsweise in einem Wohnquartier.

„Das Konzept ist breit gefächert und letztlich Auslegungssache des Architekten“, sagt Jakub Smagacz-Jedlinski von der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Neues Leben.

Er ist Bauprojektleiter beim Projekt Florasdorf am Anger (im 21. Bezirk). Bei der Entwicklung des neuen Stadtviertels stand die Verbindung von Alt und Neu unter dem Motto „Stadt trifft Dorf“ im Vordergrund.

Singles, Familien und Paare

So verfügt Florasdorf über ein breites Angebot an Wohnformen: Singles (vor allem Studenten und Alleinerzieher) in Wohngemeinschaften, WGs für 60-plus-Bewohner, barrierefreie Wohnungen, unterschiedliche Zimmergrößen für Familien oder Paare.

Das Konzept umfasst aber auch Gemeinschaftsräume, die je nach Bedürfnissen der Bewohner ausgestattet werden. Gemeinsam kochen, gemeinsam Musik machen, gemeinsam sporteln.

„Aktuell wird auch ein Gemeinschaftsraum für Schulhilfe genutzt, wo die Bewohner den Kindern Nachhilfe geben oder zusammen bei den Hausübungen helfen“, sagt Smagacz-Jedlinski.

Soziologin vernetzt

Große Freiflächen laden zum Garteln ein. Das Ziel war es, ein Grätzel zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt, gemeinsam für einander da ist und das Sicherheit gibt – auch durch die nahe Infrastruktur mit ausreichenden Einkaufsmöglichkeiten und gesundheitlicher Versorgung. „Je mehr man sich mit der Umgebung und den Nachbarn wohlfühlt, desto besser ist auch das Zusammenleben“, so Smagacz-Jedlinski.

Ebenfalls zum Generationen-Konzept gehört in diesem Fall eine ausgebildete Soziologin, die sich um die Bedürfnisse der Bewohner kümmert, beim Vernetzen hilft und anstehende Fragen beantwortet. „Nach zwei Jahren erstellen wir einen Bericht, was beim Projekt funktioniert hat und was nicht, und können so Erkenntnisse für zukünftige Projekte gewinnen.“

Miteinander

Auch das Bauprojekt in der Dittelgasse im 22. Wiener Gemeindebezirk setzt auf die Verbindung der Generationen – und damit auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Bewohner.

Kommunikationsflächen mit Sitzgelegenheiten, eine Gemeinschaftsgalerie und eine Cafeteria mit Gemeinschaftsküche sollen für Interaktion und ein Miteinander zwischen den Kulturen und Altersgruppen sorgen.

Angeboten wird auch ein Besiedlungsmanagement und Hausbetreuung durch „Wohnen mit Service“ (Volkshilfe Wien), zum Beispiel mit Reinigungs-, Paket- und Einkaufsservice oder Kinderbetreuung. Smagacz-Jedlinski abschließend:

„Ein lebendiges Miteinander, aktive Nachbarschaft und das harmonische Zusammenleben aller Generationen werden im geförderten Wohnbau besonderes großgeschrieben.“

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