Erneute Übernahme-Schlacht um 3.000 Sozialwohnungen

Erneute Übernahme-Schlacht um 3.000 Sozialwohnungen
Siedlungswerk will die seit Jahren umkämpfte WBV-GFW übernehmen. Deren Geschäftsführer möchte sie selbst einverleiben.

Nicht zur Ruhe kommen will die gemeinnützige Wohnbau-Gesellschaft WBV-GFW, zu der österreichweit rund 3.000 Sozialwohnungen gehören. Nach dem vorerst gescheiterten Übernahme-Versuch durch Geschäftsleute aus dem Umfeld des Wiener Immo-Investors Michael Tojner tobt nun eine neuerliche Übernahmeschlacht um den Wohnbau-Träger.

Die Vorgeschichte: Wie berichtet, war die Muttergesellschaft des Bauträgers 2015 von Christian Hosp, einem Geschäftsfreund Tojners, gekauft worden. Bald wurde die Befürchtung laut, die neuen Eigentümer könnten den Verlust des Status der Gemeinnützigkeit anstreben, um die Wohnungen gewinnbringend zu veräußern. Die Beteiligten bestreiten dies.

Dennoch verweigerte das Land Wien wegen Verstößen gegen das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) im Jahr 2018 der Transaktion ihre Genehmigung. Gemäß dieser Entscheidung muss der Verkauf an Hosp rückabgewickelt werden.

Noch ist das nicht erfolgt, doch schon kämpfen gleich zwei Interessenten um die Übernahme des lukrativen Bauträgers. Einer davon ist das in Wien ansässige Österreichische Siedlungswerk – laut eigenen Angaben der größte gemeinnützige Immobilienkonzern in Österreich, der operativ in acht Bundesländern tätig ist.

Am 25. September schloss das Siedlungswerk einen Kauf- und Abtretungsvertrag mit jenen drei Firmen, denen die GFW-Muttergesellschaft vor dem Einstieg Hosps gehörte: Linea, Fundus und Tares. Gemäß Vertrag sollen sämtliche Anteile an das Siedlungswerk gehen.

Konkurrent

Dagegen kämpft eine zweite Firma, die sich ihrerseits die GFW einverleiben will. Es handelt sich um die Carso Invest und Consulting GmbH. Sie verweist kurioserweise ebenfalls auf eigene Kaufverträge (vom 13. September 2018 und 12. April 2019), mit der die Abtretung sämtliche GFW-Anteile an sie vereinbart worden sei. Das geht aus einem Schreiben hervor, das dem KURIER vorliegt.

Das Pikante daran: Alleineigentümer der Carso ist Christoph Schäffer. Er wurde im Vorjahr auf Betreiben von Tojner-Intimus Hosp Geschäftsführer in der GFW.

Sollte der Verkauf an die Carso behördlich genehmigt werden, würde die GFW nach einem mehrjährigen Machtkampf und dem Einschreiten der Behörde erst recht wieder im Einflussbereich Tojners landen, befürchten Brancheninsider.

Wohl, um derartige Bedenken zu zerstreuen, hält Schäffers Anwalt Hannes Jarolim in dem Schreiben fest, dass das Unternehmen „in keiner Weise an Herrn Tojner auch nur anstreifen möchte“.

Weiteres soll ein Viertel der GFW an einen „branchenbekannten und -anerkannten“ gemeinnützigen Wohnbauträger gehen. Dies soll die WBV-GPA sein, ist in Branchenkreisen zu vernehmen. Ein Sprecher von Schäffer weist dies jedoch entschieden zurück.

Vor Gericht abgeblitzt

Indes versuchte Schäffer per einstweiliger Verfügung, die Kaufabsichten des Siedlungswerks zu durchkreuzen. Der Antrag wurde nun aber vom Bezirksgericht Leopoldstadt abgewiesen.

Die Begründung: Es bestehe kein Recht auf den Erwerb übertragener Anteile, wenn ein solcher nicht von der Landesregierung genehmigt wird. Wann und ob eine Genehmigung erfolgt, ist offen. Damit auch, wann in die GFW wieder geordnete Verhältnisse einkehren.

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