Wienerin erfuhr nach zwei Monaten vom Tod des Vaters

Tochter Sabine Schneider
Polizei und Magistrat konnten die Tochter nicht finden. 69-Jähriger von MA 15 beerdigt.

Sabine S. hatte sich ein Baum-Begräbnis für ihren Vater gewünscht. Die Möglichkeit, ihm die letzte Ehre zu erweisen, bekam die Frau nicht. Erst zwei Monate nach dem Tod ihres Vaters erfuhr sie über den Brief eines Notars, dass er verstorben ist, und von der MA 15 beerdigt wurde.

20 Jahre lang kümmerte sich die 46-Jährige aus Wien-Favoriten um ihren psychisch kranken Vater. „In den gesunden Phasen war er ein sehr friedvoller, hilfsbereiter Mensch“, erzählt Sabine S.. Anders war es, wenn er einen schizophrenen Anfall bekam. Doch Leopold S. soll „krankheitsuneinsichtig und somit therapieunwillig“ gewesen sein.

„Eine Zwangsbehandlung gibt es nur bei Eigen- oder Selbstgefährdung, selbst nach 20 Einweisungen durch den Amtsarzt änderte sich nichts an dieser Tatsache“, schildert die Tochter.

Im Juni des Vorjahres, als sich ein neuerlicher Schub ankündigte, schrieb die Wienerin – die inzwischen selbst mit gesundheitlichen Problemen kämpft – ihrem Vater einen Brief. Darin bat sie ihn „endlich krankheitseinsichtig zu werden“ oder er sieht sie nie wieder. Sie erhielt nie eine Antwort.

Keine Hinweise

Leopold S. starb allein. Erst nach Tagen bemerkten die Nachbarn einen sonderbaren Geruch aus seiner Wohnung in Favoriten und riefen die Polizei. „Warum man zwei Monate gebraucht hat, um mich ausfindig zu machen, ist mir ein Rätsel“, sagt die Tochter.

Die zuständige MA 15 erklärte zum Fall: „Wir haben als Behörde nicht die gesetzliche Auflage, die Angehörigen auszuforschen“, sagt Sabine Gangel vom medizinischen Krisenmanagement der Stadt Wien. Die MA 15 fragte schriftlich bei der Polizei an.

Auch die Exekutive konnte nicht helfen: „In diesem Fall fanden wir in der Wohnung keine Kontaktdaten der Angehörigen. Nachfragen bei den Nachbarn haben ergeben, dass es eine Tochter gibt. Aber es gab keine konkrete Hinweise“, erklärt eine Polizeisprecherin. Der Fall landete beim Notar.

Der Mann wurde von der MA 15 am 13. Juni auf dem Zentralfriedhof beerdigt.

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