Wiener Muhammed zeigt FPÖ-Nepp wegen "Muhammed-Hetze" an

Screenshot aus Yükseks Facebook-Video.
Politaktivist fühlt sich von Facebook-Posting des Blauen angegriffen. Andere Betroffene könnten ebenfalls Anzeige erstatten.

In den Wiener Bezirken Favoriten, Rudolfsheim-Fünfhaus und Brigittenau rangierte "Muhammed" bei den beliebtesten Babynamen 2019 auf Platz 1. Die Landesstatistik - oder besser gesagt: die Reaktion des Wiener FPÖ-Vizebürgermeisters Dominik Nepp - hat nun ein juristisches Nachspiel. Weil der Freiheitliche auf seiner Facebook-Seite "Wir brauchen keine Stadt Muhammeds im Herzen von Europa" gepostet hatte, zeigte ihn nun der SPÖ-nahe Politaktivist Muhammed Yüksek als direkt Betroffener bei der Polizei wegen des Verdachts auf Verhetzung an. Morgen, Freitag, will der Wiener zudem eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einbringen.

Und er könnte nicht der einzige Muhammed bleiben, der diesen Weg beschreitet. Via Facebook rief Yüksek andere Betroffene auf, es ihm gleichzutun. Vier weitere Muhammeds hätten sich darauf bereits gemeldet, sagt er zum KURIER.

In drei Bezirken beliebtester Babyname

Ausgangspunkt der Causa ist die aktuelle Wiener Babynamen-Statistik, die dieser Tage veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass "Muhammed" in Favoriten (10.), Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) und in der Brigittenau (20.) bei den männlichen Neugeborenen mittlerweile Platz eins belegt. Das spiegle "die ethnische und kulturelle Zusammensetzung" der Bevölkerung, heißt es von der MA 23 (Statistik).

Den Wiener FPÖ-Landesparteiobmann Dominik Nepp beunruhigt das. Aus der Namensgebung für Neugeborene lasse "sich ablesen, dass die rot-grüne Integrationspolitik gescheitert ist", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Und weiter: "In drei Bezirken Wiens ist der beliebteste Vorname Muhammed. Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Wir brauchen keinen islamistischen Gottesstaat und wollen keine Stadt Muhammeds im Herzen Europas." Dazu postete der Freiheitliche, der nicht aufhören will, "um unsere Wiener Kultur und Sicherheit zu kämpfen", das Foto eines muslimischen Buben auf einem Gebetsteppich.

"Zur Zielscheibe gemacht"

"Genug ist genug", konterte darauf Yüksek in einem Facebook-Video, das ihn vor einer Polizeistation in Favoriten zeigt. Er fühle sich durch Nepps Posting, das einen Vornamen "mit terroristischen und islamistischen Sachen in Verbindung" bringe "zur Zielscheibe gemacht und gedemütigt". Durch Hetze wie diese bestehe die Gefahr zunehmenden Mobbings oder dass etwa Jugendliche mit diesem Namen keine Lehrstelle bekommen, sagt Yüksek zum KURIER. "Weil es gibt immer welche, die sich beeinflussen lassen." Er wolle aber nicht in einer Gesellschaft leben, "in der ein Name darüber entscheidet, wie gut Freundschaften zwischen Menschen sein dürfen".

Rechtlich will der Politaktivist "bis zur letzten Instanz" gehen.

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