Wiener Linien erneuern Bim-Gleise um 76 Millionen Euro

Wiener Linien erneuern Bim-Gleise um 76 Millionen Euro
Insgesamt wird eine Schienenstrecke vom 8,6 Kilometer Schienenstrecke erneuert. Im Sommer wird auch die U4 wieder zum Teil gesperrt.

Von Sommer kann derzeit noch kaum die Rede sein. Das Wetter und auch die Sonnenstunden lassen noch nicht darauf schließen. Die Wiener Linien lassen sich davon aber nicht beirren und starten – Mitte März – in ihren Baustellensommer.

Insgesamt 864 Millionen Euro sollen heuer in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur sowie die Anschaffung neuer Fahrzeuge investiert werden, sagt  Alexandra Reinagl, Vorsitzende der Geschäftsführung. Der Großteil wird in den laufenden Ausbau des U-Bahn-Netzes fließen. Gesteigert werden soll aber auch die  Sanierungsleistung, weshalb  allein heuer 223 Millionen Euro in den Erhalt und die Erneuerung der Infrastruktur investiert werden. Dazu zählen generelle Instandhaltungsausgaben, etwa für die Modernisierung der U-Bahn-Anlagen, der Rolltreppen oder der Tunnelverbindungen.

Besonderes Augenmerk wollen die Wiener Linien in den kommenden zwei Jahren aber auf das Straßenbahn-Netz legen. Insgesamt 76 Millionen Euro sollen deshalb heuer und im kommenden Jahr in die Gleisausbauoffensive mit dem klingenden Namen „Netz erst recht!“ investiert werden. Hunderte Modernisierungen sollen damit finanziert werden, heißt es.

Mehrbelastung

Notwendig wurde das umfangreiche Modernisierungsvorhaben aufgrund der hohen Belastungen, denen die Gleise täglich ausgesetzt sind, sagt Reinagl. In den vergangenen 20 Jahren sei die  Belastung um das 2,5-Fache gestiegen. Dichtere Intervalle, mehr Fahrgäste und neue, schwerere Fahrzeuge hätten den Gleisen zugesetzt. „Und obwohl unsere Fahrgastzahlen noch nicht ganz das Vor-Corona-Niveau erreicht haben, fahren unsere Fahrzeuge ja trotzdem“, sagt Reinagl.

Lebensdauer

Die Lebensdauer einer  Bim-Schiene liegt, je nach Belastung, zwischen 10 und 45 Jahren. Die aus Stahl gefertigten Gleise sind in den vergangenen Jahren härter geworden, heißt es bei den Wiener Linien.  Dort, wo Abnutzungserscheinungen auftreten, müssen längere Stücke getauscht werden. Weichen müssen in der Regel nach 15 Jahren ausgetauscht werden

Gewicht

Ein Meter Gleis wiegt zwischen 50 und 60 Kilogramm. Eine Straßenbahnweiche wiegt bis zu zwei Tonnen

76 Millionen Euro

investieren die Wiener Linien in den Jahren 2024 und 2025 in die Erneuerung des Straßenbahn-Netzes. 20 Kilometer
Straßenbahngleise sollen dafür erneuert und 100 Weichen getauscht werden 

Das Straßenbahn-Netz sei deshalb reif für eine Modernisierung: „Jetzt ist ein Zeitpunkt gekommen, da hilft auch kein Streicheln mehr“, sagt Reinagl. Und läutet das „Jahrzehnt der Gleismodernisierung“ ein. Allein heuer  ist geplant 53 Weichen und über 8,6 Kilometer Straßenbahn-Gleise zu erneuern. Aufgerechnet auf die zweijährige Modernisierungsoffensive sollen es sogar  20 Kilometer Gleise und rund 100 Weichen sein.

Zusatzmittel von der Stadt

Möglich wird diese umfangreiche Sanierung durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel von der Stadt Wien, wie Reinagl erklärt. Wie hoch diese zusätzlichen Mittel sind, konnte am Montag von den Wiener Linien jedoch nicht aufgeschlüsselt werden.  Durch die Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen der Stadt und den Bezirken aber würden sich Kosteneinsparungen ergeben, heißt es. Sprich: Parallel zu den Gleisbauarbeiten können notwendig gewordene Kanalsanierungen, Fernwärmeanschlüsse oder geplante Neugestaltungen umgesetzt werden. „Wir greifen die Baustelle also nur einmal an. Dadurch gibt es zwar einen harten Einschnitt für die Bewohnerinnen und Bewohner, für die nächsten Jahre ist dann aber hoffentlich Ruhe“, die technische Geschäftsführerin Gudrun Senk.

Vor der Ruhe kommen jetzt aber erst einmal die Bauarbeiten. Das ganze Jahr über wird das Netz von Expertinnen und Experten geprüft. Saniert wird dann zuerst dort, wo es der Zustand der Gleise am dringendsten erfordert und wo der Nutzen für die Fahrgäste am größten ist. „Wo wir beispielsweise Beschleunigungen erzielen können“, sagt Senk.

Die meisten Baustellen werden die Fahrgäste ohnehin nicht bemerken, wird versprochen. Sie  werden in der betriebsfreien Zeit – sprich in der Nacht – durchgeführt. „Aber einige punktuelle Einschränkungen werden sich nicht vermeiden lassen“, sagt Senk. Für die aufwendigen Erneuerungsarbeiten, die heuer ins Haus stehen,  werden nämlich weder die Nächte noch die Sommermonate – in denen solche Bauarbeiten normalerweise stattfinden – ausreichen. „Wir wissen, dass Baustellen unangenehm sind. Die Sanierungen sind aber alternativlos“, heißt es von den Geschäftsführerinnen. Der Baustellensommer, wenn man ihn überhaupt noch so nennen darf, wird heuer deshalb nach vorne und nach hinten ausgedehnt: Gebaut wird   von März bis November (siehe Grafik oben).

Sommernachtstraum

Die konkreten Maßnahmen und die dazugehörigen Sperren werden nach und nach präsentiert, heißt es von den Wiener Linien. Informationen zu den begonnenen Baustellen gibt es bereits auf der Website (www.wienerlinien.at /modernisierungen). Im Bereich der Kreuzgasse wird beispielsweise seit gestern, Montag, gearbeitet. Für die betroffenen Linien 9 und 42 gibt es in diesem Bereich einen Schienenersatzverkehr.

Besonders gefordert werden heuer aber wohl die Anrainerinnen und Anrainer der Wiedner Hauptstraße. Sieben Monate dauern die Umbauarbeiten samt Neugestaltung in diesem Bereich. Aber nicht nur die Fahrgäste der Bim müssen sich in Geduld üben. Auch die U4-Modernisierung geht in die nächste Runde. Ein Baustellensommer wie aus dem Bilderbuch eben. 

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