Die ÖVP hat gesagt, die SPÖ sei eiskalt.
Ruck: Ich bin auch von der ÖVP, ich sage das nicht.
Hanke: Wir sind das Gegenteil von eiskalt. Unsere DNA würde uns das striktest verbieten. Wir nehmen sehr konzentriert und sozial ausgewogen Geld in die Hand, um Menschen, die jetzt Hilfe brauchen, zu unterstützen. Wir haben ein Vier-Säulen-Modell entwickelt, das in Summe 250 Millionen Euro beinhaltet. An 42.000 Menschen wurde etwa bereits ohne Antrag 200 Euro überwiesen. Eine weitere Maßnahme ist, dass im vierten Quartal Haushalte mit bis zu 100.000 Euro Jahresbruttoeinkommen mit 200 Euro unterstützen.
Die Wiener Grünen fordern drei Monate lang gratis Öffis zur Entlastung. Ist so etwas denkbar?
Hanke: Nein. Das 365-Euro-Jahresticket ist europaweit, wenn nicht weltweit, eine Sensation. Hier noch einmal Abstriche vorzunehmen, würde wenig Sinn ergeben.
Während der Pandemiezeit hat Wien konsequent B gesagt, wenn der Bund A gesagt hat. Wie erklären Sie den Wienerinnen und Wienern, warum man bei den Teuerungen nicht auch einen eigenen Weg gehen kann, etwa beim Preisdeckel?
Ruck: Es wird Sie wenig verwundern, dass ich ein Verfechter eines freien und liberalen Marktes bin und ich von Eingriffen in die Preisgestaltung von Unternehmen sehr wenig halte. Es ist mir lieber, gezielter zu fördern, und diese Förderungen dann auch bei den Menschen oder bei den Unternehmen ankommen. Wenn das auch bundesweit so gesehen wird, gibt es keinerlei Grund, dass man jetzt justament, wie es in der Frage implizit unterstellt, wird, dagegen ist .
Hanke: Ich bin dezidiert für eine Energiepreis-Bremse. Es gibt eine Mischform, wo den Haushalten bis zu einer bestimmten Menge vernünftige Preise angeboten werden. Danach wird es teurer, man kann es aber selbst durch Energiesparen regulieren. Die Bundesregierung wäre gut beraten, hier ein klares Modell auf den Tisch zu legen.
Was müsste der Bund noch tun, um das Land weiter aus der Krise herauszuführen?
Hanke: Man möge schnell eine Entscheidung zu möglichen Varianten treffen. Beim Energiegipfel wurde von Finanzminister und Bundeskanzler klar gesagt, dass man hier bis Ende August ein Modell auf den Tisch legt.
Ruck: Der erste Wunsch wäre mehr Führung und Linie. Man hat manchmal den Eindruck, dass es ein wenig mäandert. Der zweite wäre, dass die österreichische Außenpolitik wieder ein bisschen mehr in die Fußstapfen der Väter und Mütter tritt. Im vorigen Jahrhundert haben in Wien sehr viele Friedensgespräche stattgefunden. Es tut mir eigentlich im Herzen weh, dass die wirklich ernst zu nehmenden Gespräche wie über die Getreide-Exporte aus der Ukraine im NATO-Land Türkei stattfinden und nicht bei uns.
Herr Stadtrat, Sie haben in einem KURIER-Interview vor einigen Monaten die Ausweisung von russischen Diplomaten kritisiert und dafür viel Kritik geerntet. Würden Sie das heute auch noch so sagen?
Hanke: Es geht immer darum, dass man das Gespräch sucht. Ich glaube, dass es gut ist, wenn wir unseren neutralen Status auch immer wieder einbringen.
Herr Präsident, Sie haben im April gesagt, dass Russland wirtschaftlich überschätzt wird. War das angesichts der derzeitigen Lage in Europa eine Fehleinschätzung?
Ruck: Nein. Das Narrativ war damals, dass es dem Wirtschaftsstandort massiv schaden wird, wenn dieser Markt zusammenbricht. Ja, es schadet ihm, aber man darf sich auch nicht zu sehr davor fürchten. Die russische Wirtschaft ist schließlich nur knapp viermal so groß wie die österreichische und ist nur ein Fünftel der Deutschen.
Sind Sie überzeugt davon, dass sowohl die Menschen als auch die Unternehmen über die Runden kommen können?
Hanke: Wir werden auch diese Krise meistern. Aktuell haben wir keinen Mangel an Gas.
Ruck: Die Versorgungssicherheit ist das, was uns mittelfristig ein bisschen Sorgen macht. Keiner von uns hat eine Glaskugel, in der man sehen kann, was andere Menschen auf der Welt entscheiden werden. Aber trotzdem erfordert es Vorbereitung. Wir haben gerade eben einen Termin ausgemacht, um alle Eventualitäten abzustecken, damit wir Pläne in der Schublade haben für den Was-wäre- wenn-Fall.
Sie haben sich darauf geeinigt, bei der Weihnachtsbeleuchtung zu sparen. Ist es wirklich das richtige Signal, an der Ringstraße darauf zu verzichten?
Ruck: Ich glaube, in so einer Situation kann man schwer treffsicher sein. Auf der einen Seite leben viele Branchen davon, dass eine weihnachtliche Stimmung aufrechterhalten wird. Auf der anderen Seite ist es auch gut, ein Zeichen zu setzen. Da, wo nicht gerade eine Einkaufsstraße ist wie eben am Ring, muss man keine Weihnachtsbeleuchtung aufhängen.
Gibt es eigentlich ein Thema, bei dem Sie beide nicht einer Meinung sind?
Ruck: Peter, was warst du noch einmal für ein Fußballanhänger?
Hanke: Ich bin Austrianer.
Ruck: Das ist es. Ich bin Rapidler.
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