Wiener Innenstadtwirt erteilt Bürgermeister Ludwig Lokalverbot

Wiener Innenstadtwirt erteilt Bürgermeister Ludwig Lokalverbot
Nach der Entscheidung, die Gastronomie erst am 20. Dezember zu öffnen, ist die Branche weiter in Aufruhr.

Bisher erntete Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit seinem vorsichtigen Kurs in Sachen Corona-Politik zumeist Applaus. Doch mit seiner Ankündigung, Gastronomie und Hotellerie in der Bundeshauptstadt trotz der bundesweit niedrigsten Inzidenz erst am 20. Dezember und damit später als alle anderen Bundesländer zu öffnen, stößt Ludwig auf massiven Gegenwind.

Auch von eigentlichen Verbündeten Ludwigs wie der Wiener Wirtschaftskammer und selbst dem Koalitionspartner Neos hagelte es heftige Kritik für die Entscheidung. Markus Ornig, Wirtschaftssprecher der Wiener Liberalen und Stellvertreter von Landessprecher Christoph Wiederkehr, hatte etwa gefordert, die Wiener Gastronomie nicht im Stich zu lassen. Die späte Öffnung der Betriebe sei für diese eine "wirtschaftliche Katastrophe".

Einem ersten Lokalbetreiber ist nun überhaupt der Geduldsfaden gerissen. Friso Schopper, Eigentümer der Champagner-Bar "Dosage" in der Inneren Stadt, erteilte dem Bürgermeister per Facebook-Posting Hausverbot. "Bin gespannt, welches Wiener Lokal den BGM Michael Ludwig vom 20.12. weg bewirten wird. Bei mir hat er vorerst Lokalverbot", postete Schopper am Donnerstag.

 

Die Gastronomie in Wien erst am 20. Dezember zu öffnen, sei "lächerlich", so Schopper in einem weiteren Posting: "4 tage im dezember, danach ist keiner da … brauchen wir gar nicht aufmachen".

Als Wiedergutmachung für den wirtschaftlichen Schaden fordert Schopper, 25 Prozent des im Dezember 2019 erzielten Umsatzes über das Finanzamt "umgehend" auszubezahlen.

Ausfallsbonus III

Der neue Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gab am Freitag den "Ausfallsbonus III" bekannt. Dieser kann für die Monate November 2021, Dezember 2021, Jänner 2022, Februar 2022 und März 2022 beantragt werden. "Neu ist, dass der Ausfallsbonus III für die vom Lockdown betroffenen Monate November und Dezember bereits ab einem Umsatzausfall von nur mindestens 30 Prozent beantragbar ist", so Brunner in einer Aussendung. Die Ersatzrate beträgt 10 bis 40 Prozent des Umsatzrückgangs und auch bis zum 1. November 2021 neu gegründete Unternehmen sind antragsberechtigt.

Der Bereichsleiter für strategische Kommunikation der Stadt Wien, Raphael Sternfeld, argumentierte unterdessen via Facebook mit Wirt Schopper: Die Expertenrunde Ludwigs empfehle die schrittweise Öffnung und deren Rat folge der Bürgermeister.

Wiener Innenstadtwirt erteilt Bürgermeister Ludwig Lokalverbot

Bei Friso Schopper gibt es für Ludwig vorerst keinen Champagner

Für Schopper kein überzeugendes Argument, die eine Woche würde keinen Unterschied machen. "wenn es um den weg der sicherheit geht, dann soll wien bitte ganze eier zeigen und auf unbestimmte zeit zumachen", so der Wirt.

Ludwig hatte bereits zu Wochenbeginn darauf verwiesen, dass Wien mit der schrittweisen Öffnung auch der Empfehlung des WHO-Notfallskoordinator für Europa, Gerald Rockenschaub, folge. Für den Handel wäre eine gleichzeitige Öffnung auch der Gastronomie "schöner und besser" gewesen, "aber das ist genau das, was wir verhindern wollen, dass es eine Konzentration insbesondere vor Weihnachten gibt, wo natürlich die Einkaufslust eine besonders große ist", man wolle aber bewusst eine "Entzerrung von Konsumentenströmen vornehmen".

Weiters wolle man auch ein deutliches "Signal setzen, dass die Krise nach wie vor besteht und die Pandemie nach wie vor nicht gemeistert ist."

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