Wo Wasserratten überwintern

Wo Wasserratten überwintern
Die Stadt-Bäder zählen fast 200.000 Besucher pro Monat. Amalienbad mit Schönheitsfehlern.

Das Amalienbad ist mein Kaffeehaus“, sagt Raoul Brunner. Fünf Mal die Woche besucht der 76-Jährige das erst vor Kurzem wiedereröffnete Favoritner Traditionsbad. Und das seit mittlerweile 20 Jahren. Während er früher im Becken seine Längen zog, plaudert er heute vor allem mit anderen Stammgästen. „Nach meinen Bandscheiben-Vorfällen ist mir das Wasser ein wenig zu kühl“, erzählt der frühere AKH-Mitarbeiter. Dennoch: „Das Amalienbad ist eine Wohlfühloase“, sagt der Jahreskartenbesitzer der ersten Stunde.

So begeistert sind nach der Neueröffnung nicht alle Gäste. Bei der Sanierung um 10,3 Millionen Euro wurden offenbar einige Stellen überstehen. Etwa hässliche Löcher im Verputz der Garderobe in der Herrensauna. Wie es dazu kam, kann Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder, nicht beantworten. „Während der kommenden Sommersperre werden diese Mängel aber behoben.“

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Amalienbad, Schäden, Sauna

Dass aufgrund der neuen zentralen Steuerung keine Selbstaufgüsse in der Sauna mehr möglich sind, stößt ebenfalls nicht nur auf Begeisterung. „Wir werden diesen Bereich noch einmal prüfen“, sagt der Sprecher.

Engpässe

Nichts gegen das skandalgebeutelte Stadthallenbad, das immer noch im Trockendock liegt. Die Wasserratten müssen daher auf andere Bäder ausweichen. Da kann es schon zu kleineren Reibereien kommen: „Es gibt schon immer wieder – vor allem neue – Besucher, die glauben, sie haben den Platz für sich allein“, erzählt Mark Krotowski, seit 13 Jahren Bademeister im Amalienbad.

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Rund 180.000 Besucher tummelten sich im vergangenen November allein in den zwölf städtischen Hallenbädern. Etwa drei Viertel kamen zum Schwimmen, der Rest waren Saunabesucher. „Sehr populär ist Poolgymnastik, immer gefragter wird aber auch Babyschwimmen“, sagt Kotinsky. Beliebt sind die Hallenbäder vor allem bei Kindern und etwas älteren Semestern. „Für die Jugendlichen ist es hingegen etwas zu fad.“

Fad wird Nikola Pruginić nie. Gemeinsam mit seinem Sohn sowie kroatischen und albanischen Freunden ist er Stammgast im Brigittenauer Bad. Ausnahmsweise ist man diesmal in Favoriten auf Besuch, um das neu eröffnete Bad zu testen.

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Was für Pruginić unbedingt zu einem ordentlichen Bad gehört: ein Becken mit Massagedüsen. „Das brauch’ ich, um mein Blut aufzufrischen“, sagt der 70-Jährige. Weil Schwimmen und Whirlpool allein nicht reichen, wartet daheim noch ein Kettler-Trainingsgerät. Das wird offensichtlich auch regelmäßig benutzt: „Schau, mein Sohn ist viel blader wie ich.“

Ein weiteres Wiener Traditionsbad ist das Dianabad in der Leopoldstadt. Bereits 1810 eröffnete unter diesem Namen ein Bad in der Oberen Donaustraße. Nach einigen Standortwechseln sperrte das heutige Privatbad 2000 auf. Samt Reifenrutsche, Piratenschiff und Wellenbecken, die vor allem bei den Kindern gut ankommen.

2., Lilienbrunngasse 7–9, Eintritt (für 4 Stunden): 6 € (Kinder), 12,50 € (Erwachsene), 29 € (Familien).

Die größte Stadttherme Europas steht im Süden in Oberlaa. Sie wurde erst 2010 neu eröffnet. Die Gesamtfläche beträgt 75.000 m². Davon macht allein die Wasserfläche knapp 4000 m² aus. Neben der Thermenlandschaft und der Saunawelt beherbergt die Therme ein Erlebnisressort für Kinder, einen Fitnessbereich und ein Gesundheitszentrum.

10., Kurbadstr. 14, Eintritt: Tageskarte für die Therme ab 23,20 € (Erwachsene), 13,60 € (Kinder).

Ein Renner unter jungen Wasserratten ist das Hütteldorfer Bad. Besitzt es doch als einziges der stätischen Hallen- und Kombibäder eine Wasserrutsche. Daneben gibt es einen Spielbach sowie einen Erlebnisbeckenbereich. Für die etwas älteren Besucher gibt es Saunas in allen Variationen.

14., Linzer Str. 376, Eintritt (für 5 Stunden, wie bei allen städt. Bädern): 1,70 € (Kinder), 5 € (Erwachsene, 6,20 € (Familien), Jahreskarte: 187 €.

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