Zu finden sind dafür „Bitte pssst“-Plakate, auf denen nicht klar ersichtlich ist, von wem diese stammen. Darauf unter anderem zu lesen „Bitte denken sie nicht daran, eine andere Partei als die SPÖ zu wählen“.
Als klar wird, dass sie von der ÖVP stammen, postet Landesgeschäftsführer Peter Sverak über die eigene Kampagne auf der Social-Media-Plattform X: „Wann hört die ÖVP Wien endlich auf mit dem Bitte, pssst“ – später wird er das als „paradoxe Intervention“ bezeichnen. Kurz danach landet Sverak in einem Beitrag der Satire-Sendung Willkommen Österreich, nach einem leicht skurrilen Auftritt auf einer Pressekonferenz, bei der er eine Weltneuheit ankündigte: einen Folder mit Spitzenkandidat Mahrer am Cover.
Guerilla-Taktik
„Als Oppositionspartei seit 25 Jahren ist es schwer, mit Themen durchzukommen“, sagt Sverak zum KURIER, es sei darum von Anfang an eine Guerilla-Taktik geplant gewesen. Der vorgezogene Wahlkampftermin – ursprünglich war dieser für Herbst geplant – habe aber einige Änderungen mit sich gebracht. Wer hinter den „Bitte pssst“-Plakaten steckt, hätte monatelang nicht aufgelöst werden sollen, damit sie zum Stadtgespräch werden. Dass Sverak besagtes Posting absetzte, war ein Versuch, erhoffte Aufmerksamkeit anders zu erzeugen.
Auch ein anderes Konzept musste verworfen werden: Die erste Phase wäre unter dem Motto „Wien bleibt Wien“ gestanden – zentral wäre dabei gewesen, sich als Wiener ÖVP von der Bundespartei abzugrenzen. Mahrer hat nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl gemacht. Nachdem es doch zu keiner blau-türkisen Regierung gekommen ist, sei diese „Distanzierung nicht mehr notwendig gewesen“, so Sverak.
Die Willkommen-Österreich-Parodie war natürlich ebenfalls nicht eingeplant, nimmt Sverak aber mit Humor. „Es ist ein Ritterschlag, wenn du als Politiker persifliert wirst“.
Verärgerung
Wirklich geärgert habe sich Sverak bisher nur über die Sache mit den Wahlplakaten, weil die von intern torpediert wurden. Man habe sich schon vor dem Leak selbst eingestanden, dass einige der Sprüche eigentlich keinen Sinn ergeben“.
Andere sind trotzdem geblieben und sind nicht minder umstritten. „Deutsch ist Pflicht, Habibi“ zum Beispiel.
Auffallen um jeden Preis ist aber nicht überall der Fall, denn auch die aufmerksamkeitsheischendste Kampagne hat Grenzen. Während die „Habibi“-Plakate etwa sehr wohl in Favoriten hängen, sucht man sie in der Inneren Stadt vergebens. Die bürgerliche Klientel will man mit der „paradoxen Intervention“ also nicht verschrecken.
Hinweis: Die Stellungnahme der ÖVP zur Aussage „Marchetti statt Machete“ wurde nachträglich ergänzt.
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