Grüne warnen: Wien kürzt bei Behinderten- und Suchthilfe

Parteivorsitzende der Wiener Grünen Judith Pühringer
Betroffen sind zwei Projekte der Behindertenhilfe, bei der Suchthilfe vier. Die Grünen warnen vor weitreichenden Folgen.

Die Sparmaßnahmen der Stadtregierung, besonders im Sozialbereich, sorgen bereits seit Wochen für Debatten. Dabei ist das ganze Ausmaß des Sparpakets noch gar nicht bekannt.

Wie tief die Einschnitte sind, wird am Donnerstag feststehen, wenn SPÖ und Neos das Budget für 2026 veröffentlicht. Bei manchen Einrichtungen herrscht jedoch schon Gewissheit: Sie müssen mit Ende des Jahres Projekte einstellen, Standorte werden geschlossen.

Das berichten die Grünen, betroffene Organisationen hätten sich besorgt bei ihnen gemeldet. Konkret geht es um sechs Vereine und Projekte, inoffiziell seien es mehr, die jedoch noch nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen.

„Die SPÖ kürzt dort, wo sie am wenigsten Widerstand erwartet und bei jenen, die sich am wenigsten wehren können. Das ist doppelt perfide“, kritisiert Parteichefin Judith Pühringer.

Kürzungen bei Behindertenhilfe

Das treffe auch zwei Projekte zur Arbeitsmarktförderung von Menschen mit Behinderung, die eingestellt würden: Das Projekt „unik.at“ (Verein Humanisierte Arbeitsstätte), das auf den Arbeitsmarkt vorbereitet, Jobs und Ausbildungen vermittelt, sowie das Projekt „Pilot“ (Verein Integration Wien) für Jugendliche und junge Erwachsene.

WIEN-WAHL: INTERVIEW MIT GRÜNE WIEN-SPITZENKANDIDATIN JUDITH PÜHRINGER

Parteichefin der Wiener Grünen, Judith Pühringer

Einige Kürzungen wird es auch bei der Hilfe für Suchtkranke beim Wiedereinstieg am Arbeitsmarkt geben. Laut Grünen berichten Einrichtungen von Kürzungen in der Höhe von 20 bis 50 Prozent. 

"Bei Menschen in prekären Situationen zu sparen, richtet enormen Schaden an. Das Erbe des 'roten Wien' wir verspielt und die Kosten werden später an anderer Stelle explodieren", warnt Pühringer.

Ersatz für Beratung von Alkoholkranken angekündigt

Auf KURIER-Nachfrage betont Ewald Lochner, Geschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination Wien: „Das Niveau der Betreuung wird gleich hoch bleiben, teilweise sogar ausgebaut, da wir davon ausgehen, dass es aufgrund der allgemeinen Entwicklungen in den nächsten Jahren mehr psychosoziale Probleme geben wird.“

Eingestellt werden muss mit Ende des Jahres jedenfalls das Beratungsangebot Föbes“ im regionalen Kompetenzzentrum der Suchthilfe Wien, ein Angebot für  Menschen mit Alkoholproblemen.

Es werde jedoch ein Ersatzangebot geben. Aktuell verhandle man aber noch mit den Sozialversicherungen über die Versorgung von Alkoholkranken.

Kürzungen bei steigendem Budget?

Weitere Kürzungen betreffen Betreuungsangebote für Menschen mit Suchtproblemen im illegalen Bereich. Gleichzeitig soll laut Lochner das Budget von 55,5 Mio. Euro (2025) auf 57,9 Mio. im Jahr 2026 steigen.

Eingestellt wird aber das Projekt „Standfest“ vom Verein „Dialog“, betroffen sind 500 Personen. Die Hälfte wird laut Lochner zur Weiterbetreuung an die Wiener Berufsbörse (WBB) vermittelt. Die wird künftig auch zur Gänze vom Arbeitsmarktservice Wien (AMS) finanziert, statt von der Stadt.

Die andere Hälfte der Betroffenen, die noch nicht stabil genug sind, sollen über das Sucht- und Drogenhilfenetzwerk versorgt werden. Für sie soll es ein „ambulantes Leistungspaket“ von jeweils 12 Monaten geben.

Geschlossen wird mit Juni 2026 der Betrieb „fix und fertig“, wie man dort bestätigt. Wo und in welchem Umfang man ein verkleinertes Betreuungsangebot bieten kann, sei noch völlig ungewiss.

Beim Projekt „gabarage“ wird die Stadt nur noch 50 Prozent der Kosten tragen. Die andere Hälfte soll laut Lochner über AMS-Arbeitstrainings abgefedert werden. 

Betriebsräte protestieren vor Hacker-Büro

Betriebsräte mehrerer Einrichtungen forderten bereits in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Rücknahme derartiger Maßnahmen und warnten vor gravierenden sozialen Folgen.

Für den 13. November haben sie zu einer Protestkundgebung vor dem Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aufgerufen

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