Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Zwischen Oper und Universität wird der Ring zur Picknickzone. Elisabeth und David freut's
Für Verkehrsstadträtin Vassilakou ist ein autofreier Ring eine "spannende Vision". Mit Umfrage.

Elisabeth und David haben ihr Picknick mitten auf den Ring verlegt. Es gibt veganes Sushi, einen Erdäpfelaufstrich und Brot, dazu Tee aus der Thermoskanne. "Der Ring könnte immer so schön autofrei sein", sagt Elisabeth, während David das Brot aus der Tupperdose holt. "In der Stadt braucht man echt kein Auto", sagt David. "Höchstens ein Mal im Jahr – und dann borgen wir eines aus."

Es ist der Europäische Autofreie Tag, die Plattform "Autofreie Stadt" hat eine Demonstration unter dem Motto "Rasen am Ring" angemeldet. Die Hauptverkehrsroute ist an diesem Montag von 10 bis 22 Uhr von der Oper bis zur Universität gesperrt. Der Andrang hält sich allerdings in Grenzen. Laut Polizei befanden sich um 16 Uhr gerade einmal 50 Menschen auf der Fahrbahn. Am frühen Abend stieg die Zahl immerhin auf 400.

Wien: Ring ohne Autos und Menschen
Die Plattform "Autofreie Stadt" veranstaltet auf der Wiener Ringstraße den Event "Rasen am Ring" zwischen Oper und Universität. In der Zeit von 10h bis 22h ist dieses Teilstück autofrei. Wien, 22.09.2014
Gerold Mühlberger kostet das nur ein müdes Lächeln. "Das nächste Mal lass ich den Ring für unseren Kleingartenverein sperren. Da kommen mehr Leute", sagt der Pensionist. Von der Idee, den Ring generell für den Autoverkehr zu sperren, hält er nichts. "Ein Mal im Jahr, am 1. Mai. Das genügt", sagt er.

Stau

100 Meter weiter auf der Zweierlinie stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Auch auf den anderen Straßen rund um den Ring staut es sich. Die Verkehrsmeldungen im Radio sind fast länger als die eigentlichen Nachrichten. Wenn möglich die Innenstadt meiden, lautet der Rat. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) kann den Ärger der Autofahrer verstehen. "Es ist aber Sinn des autofreien Tags, nach Möglichkeit das Auto stehen zu lassen", sagt Vassilakou. Die Organisatoren von "Rasen am Ring" fordern dagegen generell einen Ring ohne Autos. "Den Ring am Sonntag autofrei zu halten, wäre ein guter Anfang", sagt Sprecher Alec Hager. Für Vassilakou eine spannende Vision: "Während der Fußball-EM 2008 hat es auch funktioniert." Derzeit sei aber nichts dergleichen geplant, beruhigt sie.

Für die Händler in der Innenstadt sind die Ringsperren eine mittlere Katastrophe. "Eine ganze Stadt wird da in Geiselhaft genommen", ärgert sich Erwin Pellet, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien. Die vielen Demos würden die Innenstadt lahmlegen, das Geschäft bleibe aus. "Viele rufen an und fragen mich, ob sie an Tagen wie diesen überhaupt aufsperren sollen", klagt Pellet.

Spärlicher Besuch beim autofreien Tag:

Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Rasen am Ring 2014
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

People relax on lawn installed on Vienna's Ringstr
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

AUTOFREIER TAG AUF DER WIENER RINGSTRASSE
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Ringsperre, Autofreier Tag am Ring, Radfahrer…
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

Wien: Ring ohne Autos und Menschen

"AUTOFREIER TAG" AM WIENER BURGRING
Wien: Ring ohne Autos und Menschen

AUTOFREIER TAG: TEILSPERRE DER RINGSTRASSE

Auch bei den Autofahrerklubs läuten ständig die Telefone. "Die Veranstaltung noch dazu ‚Rasen am Ring‘ zu nennen und damit zu suggerieren, dass hier nur gerast wird, ist eine Provokation", sagt ÖAMTC-Experte Martin Hoffer. Dabei sei der Ring sowieso jeden dritten Tag wegen einer Veranstaltung oder einer Demo gesperrt.

Das nächste Mal am Donnerstag: Da wird für die Erhaltung des Kulturerbes in Wien demonstriert. Die Route führt über den Ring.

Wien will, dass es (sich) leichter geht: Zwecks besserer Orientierung errichtet die Stadt ein neues einheitliches Leitsystem für Flaneure. Auf den Infotafeln finden sich Umgebungspläne, auf denen u.a. Öffi-Stationen, Taxistände oder öffentliche WCs verzeichnet, aber auch die Gehzeit zu nahegelegenen markanten Punkten oder Sehenswürdigkeiten angeführt sind. Die erste Stele wurde am Montag enthüllt.

Der Prototyp befindet sich am Siebensternplatz in Neubau. Acht weitere Säulen allein sollen noch in diesem Jahr auf der umgestalteten Mariahilfer Straße dazukommen, kündigte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bei der Präsentation an. Sie sieht das neue Leitsystem als "Gebrauchsanleitung für die Stadt der kurzen Wege".

Kürzeste Wege

Soll heißen: Passanten soll vor Augen geführt werden, dass kurze Strecken in der näheren Umgebung oft am einfachsten und schnellsten per pedes zurückgelegt werden können. Auf dem Prototyp erfährt man etwa, dass ein Spaziergang vom Siebensternplatz zum Spittelberg zwei Minuten, zum Volkstheater sechs Minuten und zum Naschmarkt zwölf Minuten dauert. Auf den Plänen sind auch nützliche Abkürzungen - beispielsweise Durchgänge durch Höfe - ersichtlich. Ein alphabetisches Straßennamensverzeichnis hilft bei der Suche nach bestimmten Adressen.

Zum Einsatz kommen sollen die neuen Tafeln vorrangig entlang der geplanten Flanierrouten. Bis 2018 will die Stadt bekanntlich die ersten zwei dieser spaziergängerfreundlichen Stadtquerungen realisieren. Eine führt vom 10. Bezirk (Reumannplatz) über die Wieden, die City und den Prater zur neuen Wirtschaftsuniversität, die andere vom Kutschkermarkt in Währing über die Josefstadt und Neubau zur Mariahilfer Straße und von dort weiter über den Naschmarkt bis zur Schleifmühlgasse (Wieden). Die erste Meile - inklusive verbreiterter Gehsteige, Trinkbrunnen, Begrünungen und sicherer Querungen - soll schon bis zum kommenden Sommer, und damit noch vor der Wien-Wahl, fertig sein, versprach Vassilakou. Bis 2025 sind weitere fünf Geh-Highways projektiert.

8.300 Euro pro Tafel

Abgesehen davon können die Bezirke weitere Säulen beantragen. Bei der Finanzierung - eine Tafel kostet 8.300 Euro - werde man den Vorstehern unter die Arme greifen, versprach die Ressortchefin.

Die neuen Info-Stelen bestehen aus einer rostfreien Grundkonstruktion und zwei bedruckten Glasplatten. In der Nacht können sie von innen beleuchtet werden - auf Wunsch und im Hinblick auf die Unterscheidbarkeit der einzelnen Flanierrouten auch in unterschiedlichen Farben.

Verbesserungsvorschläge zum Prototypen am Siebensternplatz sind übrigens willkommen. Dort ist ein QR-Code angebracht. Per Smartphone gescannt, wird man zu einem Fragebogen weitergeleitet.

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