Umgestaltung des Naschmarkts: Die Leberkässemmel kehrt zurück

Dort, wo jetzt die Bodenplatte steht, wird einst die Markthalle bzw. der Marktraum stehen

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„Sie werden also zukünftig in der Markthalle ihre Fische verkaufen?“, fragt jemand den Mann hinter dem Verkaufstisch. Ulli Sima, mittlerweile als Stadträtin auch für die Märkte zuständig, korrigiert sofort: „Es heißt nicht Markthalle. Wir sagen jetzt Marktraum.“
An die Aufregung rund um die Errichtung des neuen Gebäudes – ob Halle oder Raum – auf dem Naschmarkt will Sima offensichtlich nicht so gerne erinnert werden. Dafür möchte sie so kurz vor der Wahl lieber den Baufortschritt feiern und die 13 Standler präsentieren, die ab Herbst – Experten gehen von frühestens Oktober aus – ihre Ware feilbieten werden. Sie wurden unter 174 Bewerbern ausgewählt. Weitere Standler werden folgen.
Leberkäs: Mal Fisch, mal Fleisch
Einen Stand werden die Brüder Angelmayr aus dem Waldviertel betreiben: „Wir werden die Leberkässemmel wieder zurück auf den Naschmarkt bringen“, sagt Dominik Angelmayr mit einem gewissen Stolz. Auf die Frage, ob er nicht fürchtet, dass am Naschmarkt nur Geselchtes und Hartwürste verkauft werden können, weil hier überwiegend Touristen einkaufen, sagt er gelassen: „Wir werden das beobachten und entsprechend entscheiden. Verkaufen wollen die Brüder aber auch frisches Bio-Fleisch von Schwein und Kuh, aber auch Ziege, Wild und Geflügel.

Blün züchtet nicht nur Fisch, sondern auch Gemüse nach dem Prinzip der Aquaponik.
Beim Leberkäse bekommen die Waldviertler Fleischproduzenten Konkurrenz – von einem Fischzüchter. Beim Blün in der Donaustadt werden Welse gezüchtet, die in vielen Varianten verkauft werden – frisch, geräuchert oder als Leberkäse. Klingt kurios, ist aber geschmacklich kaum vom Original zu unterscheiden.
Eher „bobo“ als klassisch wienerisch kommt die Schokoladenmanufaktur 28 Lots daher. Chef Markus Lorenz besteht darauf, dass man den Namen Englisch ausspricht, auch wenn er Wiener Ursprungs ist: „Lange war die Schokolade nur dem Adel vorbehalten. Ab 1781 durfte das edle Produkt auch auf den Märkten verkauft werden, weshalb eine eigene Gewichtseinheit eingeführt wurde: 28 Lots entsprachen 490 Gramm Schokolade – eine ganz schöne Menge.“
Weniger Süßes baut Manuel Bornbaum von Hut & Stiel an. Er hat sich mit nachhaltiger Pilzproduktion einen Namen gemacht: Eines seiner neusten Produkte ist der Igelstachelbart. TCM-Fans lieben ihn, Gourmets schätzen seine feste Konsistenz und zitrusähnliche Note.

Manuel Bornbaum (li.) züchtet bei Huth & Stiel Pilze, Florian Kotnhy von der Bioschanze ist Gemüsebauer.
Mit Dachgarten
Der Tiefbau für die Markthalle – pardon, den Marktraum – ist bereits fertiggestellt, heißt: Rohbau des Kellers, Stiegenhaus und Bodenplatte. Verantwortlich für den Bau ist Martin Jank vom Wiener Gewässermanagement. Warum gerade er zuständig ist, erklärt er so: „Das Projekt wird über dem Wienfluss errichtet, da braucht es unser Fachwissen.“
Auf dem 850 Quadratmeter großen Marktraum wird es einen begehbaren Dachgarten mit Sitzgelegenheiten geben. Von dort oben hat man einen Rundum-Blick auf den Naschmarkt, die angrenzenden Jugendstil-Gebäude sowie den Grünbereich, der zwischen rechter und linker Wienzeile angelegt wird.
Besuchen kann man das Dach allerdings nur, wenn die Standeln geöffnet haben – schließlich will man morgens keine bösen Überraschungen erleben und täglich einen Putztrupp vorbeischicken.
Park statt Parkplatz
Die versiegelte Fläche, die als Parkplatz diente, war lange Zeit ein Politikum. Anrainer fürchteten, dass die eh schon knappen Parkplätze noch weniger werden. Auch mit der Architektur der Halle waren viele nicht einverstanden. Kritik, die Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) nicht nachvollziehen kann: „Am Beginn stand eine Bürgerbeteiligung, die klare Ergebnisse brachte. Die Menschen wollen mehr Grünraum.“
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