"Unzumutbar": Warum Anrainer im Naschmarkt-Viertel keine Parkplätze mehr finden

"Unzumutbar": Warum Anrainer im Naschmarkt-Viertel keine Parkplätze mehr finden
Naschmarkt-Umbau und U-Bahn-Baustelle lassen Bewohner in Margareten verzweifeln. Zumal die Politik das Anwohnerparken verschlafen hat.

Mehr als 150 Euro pro Jahr für das Parkpickerl – und dann findet man trotzdem keinen Stellplatz. Die Bewohner des Naschmarkt-Viertels an der Rechten Wienzeile in Margareten sind derzeit mehr als frustriert. Denn um einen halbwegs passenden Parkplatz in Wohnortnähe zu finden, muss man mitunter „20 Minuten oder länger“ sinnlos durch den Bezirk kurven, wie ein Anrainer dem KURIER berichtet. „Es ist eine Katastrophe!“

Dabei könnte das in Wien etablierte Anwohnerparken durchaus Abhilfe schaffen – zumal es in allen innerstädtischen Bezirken schon umgesetzt ist. In allen – bis auf Margareten. Und es klingt wie eine Polit-Posse, dass es nun, wo es dringend benötigt würde, nicht umgesetzt werden kann.

100 Stellplätze weniger

Faktum ist, dass in diesem Grätzl am Wienfluss derzeit gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammenkommen: Der große Naschmarkt-Parkplatz wird – durchaus zur Freude der Anrainer – in einen grünen „Naschpark“ umgemodelt, sodass dort Flächen wegfallen; gleichzeitig beansprucht die U-Bahn-Verlängerung (mit dem künftigen U2/U4-Linienkreuz Pilgramgasse) ebenfalls viel Raum an der Oberfläche. In Summe fehlen dadurch deutlich mehr als 100 Stellplätze. 

Der vis-à-vis gelegene 6. Bezirk hat darauf längst reagiert und entlang der Linken Wienzeile Anwohnerparkplätze geschaffen – allerdings mit negativen Folgen für Margareten: „Leider weichen deshalb die Parkplatzsuchenden auf den 5. Bezirk aus“, wie eine Betroffene in einem Schreiben an die Bezirksvorstehung beklagt. 

Um diese „äußerst prekäre Parkplatzsituation“ zu entschärfen, fordert auch sie von ihrem Bezirk denselben Schritt – sprich: Parken nur für Pickerlbesitzer. So wie es auch das benachbarte Wieden, mit der man sich die Pickerlzone teilt, längst macht.

Keine Stellplatzerhebung

Pikant ist nun die Replik von SPÖ-Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic: Dieser durchaus nachvollziehbare Wunsch sei derzeit leider nicht umsetzbar, da dafür zuerst eine Stellplatzzählung durchzuführen sei. Doch „aufgrund der bestehenden U-Bahn-Baustellen“ könne diese „in den nächsten Jahren nicht erfolgen“. Die U-Bahn blockiert demnach nicht nur Parkraum, sondern auch die Lösung für das drängende Problem – wie das? 

46-212179861

„Da derzeit eben nicht alle Parkplätze vorhanden sind, kann eine Zählung nicht erfolgen. Das hätte man vorher machen müssen“, heißt es dazu auf Nachfrage aus dem Büro von Jankovic. Vorher – das wäre zum Beispiel 2017 gewesen, als die U-Bahn-Baustelle längst absehbar war und die Bezirks-ÖVP einen Antrag auf Anwohnerparken gestellt hat. Doch der wurde mit rot-grüner Mehrheit niedergeschmettert.

Eine Sprecherin der zuständigen MA46 (Verkehrsorganisation und Verkehrsangelegenheiten) bestätigt das notwendige Prozedere und die nunmehr „nicht sinnvolle Evaluierung“: „Daher kann derzeit weitenteils im Bezirk keine objektive Stellplatzerhebung durchgeführt werden.“ Prinzipiell gelte, dass Anwohnerparken ab einer Parkplatz-Auslastung von mehr als 90 Prozent geschaffen werden darf – ein Wert, der in jenem Grätzl gewiss überschritten wird.

Düstere Aussichten?

Doch welche Auswege gibt es sonst? Die seit 2020 amtierende Bezirkschefin will Öffis und Radverkehr „noch attraktiver machen“ und auch mehr Grünraum schaffen. „Unser Ziel bleibt es, eine Balance zwischen den verschiedenen Mobilitätsformen im Bezirk zu schaffen“, erklärt Jankovic. 

Für Kfz-Nutzer in Margareten bleibt die Zukunft damit düster, denn die U2-Verlängerung bis zum Matzleinsdorfer Platz soll aufgrund von etlichen Verzögerungen ja erst 2030 fertig werden. Frühestens. „So lange nur bis zur Zählung zu warten, ist für uns Anrainer unzumutbar“, sagt ein Betroffener.

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