Wien knüpft neues Wohnquartier an den Bau der Lobau-Autobahn

Symbolbild Stadtentwicklungsgebiet
Am Oberen Hausfeld entsteht ein neuer Stadtteil. Die Besiedelung wird teilweise an die Lobau-Autobahn geknüpft, warnen Kritiker.

Im 22. Bezirk plant die Stadt ein „urbanes und autofreies Quartier“ mit 4.000 Wohnungen sowie Flächen für Geschäfte und Lokale. Für das Projektareal „Oberes Hausfeld“, das neben der Stadtstraße und der U2-Station Hausfeldstraße liegt, wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Das Ergebnis alarmiert Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen.

Laut Bescheid dürfen 80 Prozent des Quartiers gebaut und besiedelt werden; für die restlichen 20 Prozent gibt es eine Bedingung: die fertige S1 von Schwechat bis Süßenbrunn, also inklusive Lobautunnel. Zur Erinnerung: Der Bau wurde von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf Eis gelegt. 

Wien knüpft neues Wohnquartier an den Bau der Lobau-Autobahn

Stadtentwicklungsgebiete und Straßenbauprojekte

Um die S1 aus dem Bundestraßengesetz zu streichen, läuft eine strategische Prüfung. Dass die Prüfung vor den Nationalratswahlen im Herbst 2024 abgeschlossen ist, ist fraglich. Ebenso, ob es die für die Gesetzesänderung nötige Mehrheit im Nationalrat geben wird.

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Offene Verfahren

Währenddessen werden die Verfahren für den Autobahnbau weitergeführt. Denn noch liegen nicht alle Wasserschutz- und Naturschutzbescheide vor, wie Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus bei einer Pressekonferenz kritisierte.

Ende April wurde am Bundesverwaltungsgericht (BVwG) drüber verhandelt, wie sich der Tunnelbau auf das Grundwasser auswirken würde.  Die Asfinag muss nun weitere Nachweise zu den von ihnen erstellten Grundwassermodellen erbringen, auf deren Grundlage wohl frühestens 2024 weiterverhandelt wird.

Verknüpfter Wohnraum

Zu bedenken gibt Rehm in diesem Zusammenhang auch, dass die Stadt die Errichtung von Wohnraum am Oberen Hausfeld von Straßenprojekten abhängig mache, die ihn absehbarer Zeit aber gar nicht gebaut werden können.

In einer ganz ähnlichen Situation befindet man sich auch in der Seestadt. Hier stockt die Errichtung der S1-Spange, die an der Stadtstraße anschließen und am Knoten Raasdorf in die S1 münden soll. Verhandelt wird dazu am 2. Oktober am BVwG.

Wenn nötig, werden wir wieder Baustellen und Bagger besetzen

von Lena Schilling

Lobau Bleibt

Wie Jutta Matysek von der Initiative „Rettet die Lobau“ ankündigte, soll vor dem Gericht demonstriert werden.  Künftige Proteste kündigte auch Lena Schilling von „Lobau Bleibt“ an: „Wenn nötig, werden wir wieder Baustellen und Bagger besetzten.“

Mit der S1-Spange steht und fällt auch die Errichtung der dortigen Anschlussstellen West und Ost. Erstere errichtet die Stadt anstelle der Asfinag nun selbst und lässt sich die Kosten von 70,5 Mio. Euro vom Bund refundieren.  Mit einem Baustart rechnet man im Rathaus im Frühjahr 2024.

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Der Bau der Anschlussstelle Ost ist damit freilich nicht gelöst. Sie liegt weiterhin in der Zuständigkeit der Asfinag; wann sie gebaut werden könnte, ist völlig unklar. Laut UVP ist die Errichtung weiterer Seestadt-Quartiere jedoch an beide Anschlussstellen geknüpft.

Wie die zuständige „3420 Aspern Development AG“ auf KURIER-Anfrage erklärt, hängen im Norden rund 60 Prozent der Gesamtentwicklung am Bau der Anschlussstellen. Bei Virus spricht man gar von 80 Prozent. Das Vorpreschen der von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) beim Bau der Anschlussstelle West sei jedenfalls unnötig.

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