Wiener Imam nach antisemitischen Postings zu IGGÖ-Präsident zitiert

Ein Gebetsraum in einer Moschee (Symbolbild)
Die israelitische Kultusgemeinde fordert Konsequenzen und eine strafrechtliche Verfolgung. Ermittlungen wurden eingeleitet.

Für mehrere antisemitische Facebook-Posts muss sich bald ein Wiener Imam beim Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Ümit Vural, rechtfertigen. Wie "Österreich" am Donnerstag berichtete, schrieb der Imam einer Moschee in Wien-Meidling etwa "Allah, (...) lass keinen von denen (gemeint: Juden, Anm.) am Leben".

Man habe bereits Kontakt mit seiner Kultusgemeinde aufgenommen, der Imam befinde sich aber derzeit im Ausland, teilte eine IGGÖ-Sprecherin der APA mit.

Bevor es Konsequenzen gebe, wolle man ihm die Möglichkeit geben, "Stellung zu beziehen". Die Assalam-Moschee am Schöpfwerk wird zu großen Teilen von Menschen mit ägyptischen Wurzeln besucht und ist seit 2016 Teil der IGGÖ. "Auch wenn er diese Aussagen nicht in der Moschee trifft, ist relevant, was er auf Social Media schreibt", so die Sprecherin. Laut "Standard" ist der Imam zudem Obmann des dazugehörigen Vereins des Gebetshauses am Schöpfwerk. Das belege der aktuellste Vereinsregisterauszug.

Antisemitische Postings

Laut der Übersetzung der Zeitung von mehreren auf Arabisch verfassten Postings schrieb der Obmann des "Assalam Moschee Vereins zur Integration von Muslimen" etwa "Oh Allah, besiege die Juden und unterstütze die Mujaheddin, die für Allah in Palästina kämpfen".

Ebenfalls im Jänner dieses Jahres verfasste er ein Posting mit dem Inhalt "Mord fließt in ihren Adern, das sind die Juden! Ein abscheuliches Volk, Verbrecher, blutrünstige Menschen ... Sie verstehen nur die Sprache von Blut und Mord". Einige der Beiträge wurden noch gestern Abend - kurz nachdem der Artikel erstmals online erschien - bearbeitet und die inkriminierten Stellen entfernt.

Israelitische Kultusgemeinde fordert Konsequenzen

Konsequenzen forderte der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch. Die IGGÖ solle die Aussagen des Predigers öffentlich verurteilen und dafür Sorge tragen, "dass er nie wieder in österreichischen Moscheen predigt".

Damit sei es aber noch nicht getan, so Deutsch: „Die Sicherheitsbehörden müssen alles daran setzen, dass von diesem Imam und seinem Umfeld keine Gefährdung ausgeht. Ich gehe davon aus, dass dies bereits erfolgt, ebenso wie die strafrechtliche Verfolgung durch die Justiz. Sollte der Mann kein österreichischer Staatsbürger sein, ist eine Ausweisung angesagt“, sagte Deutsch zu „oe24“. Laut APA-Informationen prüfen die Sicherheitsbehörden den Fall derzeit.

Laut APA-Informationen prüfen die Sicherheitsbehörden den Fall derzeit.

Raab prüft Abberufung, Krisper will Aufklärung

Und auch das Kultusministerium hat gegen den Imam Ermittlungen im Rahmen des Islamgesetzes eingeleitet. Demgemäß seien nämlich Funktionsträger abzuberufen, wenn diese "durch ihr Verhalten die öffentliche Sicherheit, Ordnung, Gesundheit und Moral oder die Rechte und Freiheiten anderer nachhaltig gefährden", hieß es in einer Stellungnahme aus dem Büro von Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP). Sofern sich die Aussagen des Imam bestätigen, stünden diese eindeutig im Widerspruch zum Islamgesetz.

Die Sprecherin für Inneres der NEOS, Stephanie Krisper, verlangt von Innenminister Gerhard Karner und Kultusministerin Raab (beide ÖVP) "volle Aufklärung" und kündigt parlamentarische Anfragen an. "Die Bundesregierung weist zurecht immer darauf hin, dass Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben darf. Aber gleichzeitig zeigt sie zu wenig Engagement darin, Moscheen und Vereine auf extremistisches Verhalten zu prüfen und gegebenenfalls zu schließen. Hatten die Behörden diesen Imam und seine Postings überhaupt auf dem Radar?"

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