Bierdeckel und Plakate: Wiener Gastro geht gegen Gewalt gegen Frauen vor
Für viele Frauen ist Gewalt ein trauriger Teil ihres alltäglichen Lebens.
Das bestätigen auch die Zahlen: In Österreich ist jede dritte Frau Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Jede 12. Frau wurde Opfer einer Vergewaltigung.
26 Femizide gab es bisher im Jahr 2024, 28 waren es im Gesamtjahr 2023. Die gemeinsame Komponente all dieser Vorfälle: Männer.
Aus diesem Grund haben sich nun die Volkshilfe Wien und der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (SWV) gemeinsam mit Wiener Gastro-Betrieben zusammengetan, wie sie bei einem Medientermin am Donnerstag im Restaurant Schnattl verkündeten.
Unterschiedliche Angebote
Mittels Plakaten auf Toiletten und Botschaften auf Getränkeuntersetzern sollen Fakten und Unterstützungsangebote zum Thema Gewalt gegen Frauen aufgezeigt werden.
Auf den Plakaten auf den Frauentoiletten sind wichtige Notrufnummern und Informationen abgebildet, die auf Hilfsangebote für Betroffene hinweisen. Auf den Exemplaren in den Männertoiletten hingegen werden Fakten zur Gewalt an Frauen in einfacher Sprache dargestellt.
"Es ist schon ein kleiner Erfolg, wenn Männer überlegen, ob das auch etwas mit ihnen zu tun hat, wenn sie zum Tisch zurückkehren", sagt Johanna Reithner, Leiterin der Sozialen Arbeit (Volkshilfe Wien).
Zusätzlich sind im Design der Plakate auch QR-Codes enthalten, die zum Angebot der Volkshilfe VIDO Männerberatung führen. Monatlich werden dort circa 400 Beratungen durchgeführt - Tendenz steigend.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen bei
- der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr), www.frauenhelpline.at;
- dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at;
- der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at
- dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
- dem Frauenhaus-Notruf unter 057722
Weitere Angebote gibt es bei
"Es ist Zeit, dass Männer aufstehen", betont Marko Fischer, Wiener SWV-Präsident. Zusammen mit Klein- und Mittelbetrieben wolle man auf ein Unterstützungs- und Präventionsangebot aufmerksam machen. Die Aktion soll aber auch ein Aufruf an die gesamte Gastroszene sein, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, ergänzt Lilli Gneisz von der Volkshilfe Wien.
Um Teilnahme wird gebeten
Die über 7.000 Gastronomiebetrieben der Stadt seien Orte der Begegnung. Umso wichtiger sei es, dort anzusetzen, sind sich die Initiatoren einig. Ab Donnerstag können die Plakate bei der SVW oder Partner-Gastronomiebetrieben abgeholt werden. Auch digital stehen die Designs zur Verfügung.
"Alle Gastronomiebetriebe sind herzlich dazu eingeladen, sie in ihren Räumlichkeiten aufzuhängen", so Fischer. Aktuell hätten unter anderem bereits etliche Lokalitäten - von Naschmarkt bis hin zu Würstelständen - Interesse bekundet. Auch mit größeren Gastro-Betrieben sei man im Austausch.
Die Aktion wurde im Zuge der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen ins Leben gerufen. Die Plakate sollen aber im Idealfall auch danach hängen bleiben.
"Gewalt kann jede und jeden treffen und sie beginnt nicht erst bei der physischen Gewalt. Wir müssen klar machen, dass solche Verhaltensweisen bei uns keinen Platz haben", sagt Gastronomin Alexandra Psichos-Prankl (SWV Wien).
Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen umfassen die Zeit zwischen dem 25. November – dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden – und dem 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte.
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