Wien: Gaffer behindern Retter bei tödlichem Unfall

Wien: Gaffer behindern Retter bei tödlichem Unfall
Schwangere und eineinhalbjähriger Sohn von Straßenbahn erfasst. Baby nach Notkaiserschnitt in Lebensgefahr.

Wieder behinderten zahlreiche Gaffer nach einem Unfall die Rettungskräfte bei der Arbeit. Nach einem tragischen Straßenbahnunfall in Wien-Simmering, bei dem Donnerstagvormittag eine schwangere Mutter starb, erheben Polizei und Rettung schwere Vorwürfe. Dutzende Menschen verstellten die Zufahrt, beobachteten und fotografierten die Arbeit der Retter. Bei dem Unfall wurde auch der eineinhalbjährige Sohn der Frau schwer verletzt. Ihr Ungeborenes wurde per Notkaiserschnitt auf die Welt gebracht und befindet sich in akuter Lebensgefahr.

Die 33-Jährige wollte laut Auskunft der Wiener Linien gegen 11.20 Uhr die Simmeringer Hauptstraße nahe des Enkplatzes überqueren. Ihren kleinen Sohn hielt sie im Arm. Dabei dürfte sie jedoch eine Garnitur der Linie 71 übersehen haben, gegen die sie laut Sprecher Daniel Amann prallte. Da sie hinter einer Plakatwand hervor getreten sein soll, sah sie offenbar auch der Bim-Fahrer zu spät.

Der Mann leitete eine Notbremsung ein, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern. Die Frau und ihr Kind wurden zu Boden gestoßen. Die Rettung war rasch vor Ort und versorgte die Verletzten. Die 33-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen und wurde mit dem Notarzthubschrauber ins Spital gebracht. Dort verstarb sie. Ihr Ungeborenes, das älter als 30 Wochen sein soll, wurde Donnerstagabend auf der Intensiv-Neonatologie eines Wiener Spitals betreut.

Der Straßenbahn-Fahrer erlitt einen Schock und musste psychologisch betreut werden. Die Ermittlungen zu Unfallhergang laufen.

Einsatz behindert

Keine Hemmungen zeigten laut Einsatzorganisationen zahlreiche Schaulustige trotz des dramatischen Einsatzes. Rasch bildete sich eine Traube von Menschen. Sie sollen bis zu 30 Zentimeter an die am Unfallopfer arbeitenden Rettungskräfte herangetreten sein. Fotos und sogar ein Video kursierten nachher im Netz. Sie sollen bis zu 50 Schaulustige zeigen.

"Die Kollegen sind tatsächlich an der Zufahrt gehindert worden", kritisiert die Sprecherin der Wiener Berufsrettung Corina Had. Erst als eine Rettungsdecke hochgehalten wurde, konnte dem Unfallopfer ein gewisses Maß an Privatsphäre gewährleistet werden. "Dabei hat man in dem Moment andere Prioritäten", sagt Had. Sie appelliert, bei Unfällen Erste Hilfe zu leisten, aber Platz zu machen, sobald die Profis eingetroffen sind. Das Credo sollte Abstand mit Anstand lauten, sagt Had. Auch die Polizei erklärte, dass das Verhalten der Gaffer sowohl rechtlich als auch moralisch verwerflich ist.

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