Das Lokal in der Burggasse erweitert um ein kleines Geschäft im Haus nebenan. Mit eingerextem Rindsgulasch, hausgemachter Salsiccia und Mehlspeisen von Julian Lubinger Ährnst.
Das große Fenster mit dem abgeschlagenen Mauervorsprung lässt noch nicht erahnen, was man hier bald wird machen können. Auf einer alten Straßenbahn-Sitzgarnitur sitzen und einen Kaffee trinken. Und ein Croissant essen. Ein Sauerteig-Croissant.
Ende Juni wollen Julia Zerzer und Michael Novak, die Chefs des mittlerweile legendären Espresso in der Burggasse hier, im ehemaligen Zuckerlgeschäft Lollipop (gleich neben dem Espresso), das „Espresso Buffet“ eröffnen.
Einen kleinen Laden mit hausgemachten Produkten aus dem Espresso und Mehlspeisen von Zuckerbäcker Julian Lubinger Ährnst.
Gespräche im Schanigarten
„Wir hatten schon länger vor, mehr Mehlspeisen anzubieten“, sagt Julia Zerzer. Weil sie das selber in der Menge und Qualität, die notwendig wäre, neben ihren anderen Eigenprodukten nicht noch zusätzlich schaffen würden.
Vor acht Jahren überlegten Zerzer und ihr Mann zum ersten Mal, das Zuckerlgeschäft nebenan zu übernehmen.Aber weil sich der ganze Prozess als relativ umständlich erwies, verwarfen Zerzer und Novak ihre Idee. Bis eines schönen Sommertages Julian Lubinger Ährnst im Espresso-Schanigarten ins Gespräch mit Novak kam.
Im November vorigen Jahres übernahmen Zerzer und Novak schließlich das Zuckerlgeschäft doch, im Dezember begannen sie mit dem Umbau. „Teilweise unter entsetztem Geschrei, zum Beispiel als wir die Ziegel abgeschlagen haben“, erzählt Lubinger.
Es war das Geschrei von Kindern, die mit der Aussicht auf Süßigkeiten spekuliert und den Blick auf eine Baustelle bekommen hatten.
Noch ist der Umbau in vollem Gange. Wie so oft, wenn Altbau renoviert wird, war der Zustand der Mauer nicht so gut wie angenommen – die ersten eineinhalb Meter mussten zuerst abgeschlagen werden. Aktuell trocknet der (Terrazzo)Boden.
Sobald er fertig ist, kann Lubinger Ährnst seinen alten Bäckertisch und das alte Uni-Regal aufstellen.
50er-Jahre
Optisch wird das Buffet passend zum Espresso gestaltet: Vintage, 50er-Jahre. „Wenn man hineingeht, soll es so ausschauen, als wäre es nie anders gewesen“, sagt Lubinger Ährnst.
Mit dem Umbau verwandeln Zerzer, Novak und Lubinger Ährnst nicht nur das abgeranzte Zuckerlgeschäft in ein schönes Geschäft, sondern versetzen das Haus auch in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Jenen aus dem Jahr 1878.
Damals eröffnete Franz Pia eine Konditorei mit Backstube. Das Café dazu befand sich nebenan, dort, wo jetzt das Espresso beheimatet ist. „Die beiden Räume spiegeln einander“, so Zerzer.
2004
Julia Zerzer und Michael Novak eröffnen das Espresso Burggasse
1999
Julia Zerzer eröffnet das Wirr in der Burggasse 70 – ihr heutiger Mann heuerte als Kellner an. Er war es, der mit ihr das alte Espresso retten wollte
Apfelstrudel und Wurst
Das Buffet wird künftig die Backstube von Lubinger Ährnst sein. „Ich ziehe dann Apfelstrudel aus und mach Cremeschnitten.“ Lubinger Ährnst wird dann allein arbeiten – und „relativ exklusiv“ für das Espresso. Aktuell beliefert er etwa das Café Agora im Parlament.
Das Espresso wird das Buffet mit Konserven aus Eigenproduktion versorgen. Mit eingerextem Rindsgulasch, Wurst im Glas und im Sommer eingelegten Tomaten. „Es geht darum, alte Methoden wieder anzuwenden und mit dem Jahr zu leben“, sagt Julia Zerzer.
Die hausgemachte Salsiccia wird es auch geben, genauso wie Käse (etwa von „Anton macht Kes“), frisches Obst und Gemüse (etwa von den „Dirndln am Feld“).
Im Espresso soll künftig das Frühstück mehr an Bedeutung gewinnen, am Abend will man auf Antipasti setzen. Und bis dahin feiert der „Gabelbissen“ sein Comeback: eine Veranstaltung mit Schaumwein aus dem Espresso und gefülltem Plunder von Ährnst.
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