Wien richtet weiteres Betreuungszentrum für Ukraine-Flüchtlinge ein

Wien richtet weiteres Betreuungszentrum für Ukraine-Flüchtlinge ein
Auch in Salzburg und Oberösterreich bereitet man sich auf die Ankunft von Schutzsuchenden vor.

In Wien wird ein zweites Betreuungszentrum für Menschen eingerichtet, die aus der Ukraine flüchten mussten. Laut Stadt ist die Anlaufstelle im Austria Center (ACV) vor allem für Personen gedacht, die in Wien bleiben wollen. Das Ankunftszentrum in der Leopoldstadt hat unterdessen seinen Vollbetrieb aufgenommen. Dort wurden bereits Hunderte Menschen unterstützt.

Schon gestern, als der Aufbau noch zum Teil im Gange war, wurden in der umfunktionierten Sporthalle beim Happel-Stadion rund 250 Menschen empfangen, wie die Organisatoren am Freitag Medienvertretern berichteten. Auch am Freitag trafen laufend Menschen ein. Das Zentrum, das rund um die Uhr geöffnet ist, wird von der Stadt und Hilfsorganisationen betrieben.

Coronatest vorab

Eintreffende Personen werden zunächst gebeten, einen Coronatest zu absolvieren. Das Ergebnis der PCR-Untersuchungen soll dabei innerhalb von zwei Stunden vorliegen. Menschen mit positivem Befund kommen in spezielle Quarantänequartiere.

Danach werden die Angekommenen mit Lebensmittel und Getränken sowie Hygieneartikel - wie Produkte zur Körperpflege oder Windeln - versorgt. Spielsachen und Stofftiere stehe ebenfalls bereit. Sachspenden werden durchaus noch benötigt, hieß es heute. Vor allem bei Unterwäsche gibt es einen dringenden Bedarf.

Wien richtet weiteres Betreuungszentrum für Ukraine-Flüchtlinge ein

Allerdings wird gebeten, diese Güter nicht direkt zur Halle zu bringen, da dort keine größere Lagerkapazität besteht. Stattdessen wird ersucht, etwa über die Homepage der Helfer Wiens (https://www.diehelferwiens.at/de/) Abgabestellen abzurufen.

Das Ankunftszentrum - in dem am Vormittag auch ein in den ukrainischen Landesfarben gehaltenes Transparent mit der Aufschrift "Willkommen" montierte wurde - fungiert als eine erste Anlaufstelle für eine akute Versorgung mit den notwendigsten Produkten. Auch Liegen, um erschöpften Menschen die Möglichkeit zu geben, sich auszuruhen, wurden aufgestellt. Zugleich werden Plätze in Notschlafstellen bei Bedarf ebenfalls vermittelt. Angeboten wird auch medizinische und psychosoziale Betreuung.

Beratung und Quartiervermittlung

Wer sich entschließt, in Wien zu bleiben, wird ersucht, ins Austria Center zu kommen. Dort finden dann die weiteren Beratungen und Abklärungen statt. Auch eine Vermittlung längerfristiger Quartiere wird dort angeboten. Gedacht ist die Stelle im Austria Center auch für jene, die zunächst privat untergekommen und sich nun über weitere mögliche Schritte informieren möchten.

In puncto Integration meinte die zuständige Ministerin Susanne Raab (ÖVP) indes, dass in den letzten Jahren "sehr gute Integrationsstrukturen aufgebaut" worden seien, die man den Ukrainern und Ukrainerinnen zur Verfügung stellen wolle. Man werde "spezifisch hinschauen", wie man die nach Österreich Geflüchteten bestmöglich unterstützen könne, auch mit speziellen Angeboten, erklärte sie gegenüber der APA am Rande eines Termins. Welche Programme das sein könnten und sollten, überlege man bereits. Gebe es die Perspektive, dass Schutzsuchende länger hier bleiben, sollen auch Sprachkurse angeboten werden, damit diese ihren Alltag bewältigen können.

Oberösterreich öffnet fünftes Quartier

Auch in Oberösterreich steigt die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge, die Notschlafquartiere brauchen, kontinuierlich: In der Nacht auf Mittwoch seien es noch 30 gewesen, zuletzt bereits 103, berichtete Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Freitag. Für das Wochenende erwartet das Land eine weitere Zunahme, es stehen 650 Plätze zur Verfügung. Großteils handle es sich um Transit-Flüchtlinge, die auf dem Weg zu Bekannten oder Verwandten in anderen Ländern sind. Bisher gab es in Oberösterreich vier Quartiere, nun komme ein weiteres in Freistadt dazu - denn man rechnet damit, dass auch über die Tschechische Republik Schutzsuchende nach Oberösterreich kommen könnten.

Damit stehen aktuell 650 Notschlafplätze in Oberösterreich bereit, weitere 310 Schlafplätze können jederzeit abgerufen und darüber hinaus zusätzliche Kapazitäten in wenigen Tagen geschaffen werden. "Wir haben uns seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine auf die Unterbringung von Ukrainerinnen und Ukrainern, die unseren Schutz und Hilfe benötigen, vorbereitet", so Hattmannsdorfer, Oberösterreich sei gerüstet.

Salzburg bereitet Messezentrum vor

Die Salzburger Landesregierung hat am Freitag die ersten Maßnahmen für den erwarteten Flüchtlingsandrang aus der Ukraine fixiert. Die Halle 4 des Messezentrums wird in den nächsten Tagen zu einem Ankunftszentrum ohne Unterkünfte umfunktioniert. Personen sollen dort fremdenpolizeilich erfasst, getestet und - so sie es wollen - geimpft und dann umgehend in vorbereitete Quartiere gebracht werden. In einem ersten Schritt stehen dazu in Salzburg aktuell 500 Plätze bereit.

"Es gibt momentan noch keinen großen Zustrom. Die meisten Flüchtlinge sind bisher bei Verwandten untergekommen", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Freitag in einem Pressegespräch. Wie viele Flüchtlinge überhaupt nach Salzburg kommen könnten, sei unklar. "Wir rechnen zunächst einmal mit 5.000 Personen." Da viele von ihnen am Salzburger Hauptbahnhof ankommen könnten, werde im Büro der Caritas in der Lastenstraße eine Anlaufstelle eingerichtet, von der die Menschen in das Messezentrum gefahren werden.

Wichtig sei, dass bei der Organisation der Hilfe koordiniert vorgegangen werde, betonte Haslauer. Er warnte dabei vor privaten, wenn auch gut gemeinten, Hilfstransporten in die Ukraine. "Wir raten davon ab, direkt an die Grenze zu fahren." Das Land erhalte vielmehr vom ukrainischen Konsul eine Liste, welche Gegenstände primär benötigt würden - etwa haltbare Lebensmittel oder Medikamente. Dann werde gesammelt und versucht, einen Transport samt ordnungsgemäßer Übergabe an der Grenze zu organisieren. "Besser als Sachspenden sind Geldspenden", betonte am Freitag NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer. Diese sollten an "Nachbar in Not" gehen, weil die Hilfsorganisation die Mittel an andere NGOs verteile.

Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen, sollen sich auf der Homepage des Freiwilligenzentrums melden. Besonders gesucht würden aktuell Dolmetscher oder Personen für die Kinderbetreuung, da man zunächst vor allem mit flüchtenden Familien, Frauen und Kindern rechne. Benötigt wird aber auch psychosoziale Betreuung, weil viele Flüchtlinge traumatisiert sein dürften. Das Land hat am Freitag die Seite www.salzburg.gv.at/ukrainehilfe frei geschaltet, die als Plattform sowohl für flüchtende Menschen, für Leuten die helfen wollen und für Hilfsorganisationen dienen soll.

Folgenden Sie den laufenden Entwicklungen des Krieges in der Ukraine in unserem Liveticker:

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