Wie Wiens Wirtschaftskammer-Chef auf Sympathiejagd geht

Walter Ruck (re.) mit Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (li.) und Elektrofachhändler Willi Fleischmann
Kaum ein Kammer-Präsident ist so viel in Unternehmen unterwegs wie Walter Ruck. Nächstes Jahr stehen zwei wichtige Wahlen an.

Der Veranstalter von großen Gay-Events. Und der Besitzer eines Elektro-Einzelhandelgeschäfts. Auf den ersten Blick haben diese beiden Personen wenig gemeinsam. 

Vor einigen Tagen hatten sie doch etwas verbunden: Beide wurde von Walter Ruck auf einer seiner Betriebstouren besucht.

Eine Kontaktoffensive starten – das war eines der Änderungen, die Walter Ruck ankündigte, als er 2015 Präsident der Wirtschaftskammer Wien wurde. Er wollte mehr raus, hin zu den Unternehmen. Ein Vorhaben, das er bis heute durchzieht.

 

Wie Wiens Wirtschaftskammer-Chef auf Sympathiejagd geht

Ruck zu Besuch bei Blue Danube Robotics

Kaffee und Kaisersemmel

Zwei bis drei Mal im Monat  lässt er eine Tour zusammenstellen, besucht Unternehmer der unterschiedlichsten Wirtschaftszweige. Dazu gibt es einmal im Monat ein Unternehmerfrühstück, bei dem er sich die Anliegen seiner Mitglieder bei Kaisersemmel und Kaffee in der Kammer anhört.

Diese Aktionen bleiben nicht ohne Wirkung. Ruck, der auch Chef des Wirtschaftsbundes ist, hat sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als volksnaher Kammerpräsident erarbeitet, sein Interessensgebiet gilt als breit gefächert. Das dürfte ihm im kommenden Jahr gleich zwei Mal zugute kommen. Denn es steht nicht nur die Wirtschaftskammer-Wahl, sondern auch die Wiener Gemeinderatswahl an.

Inwiefern Ruck bei der Wien-Wahl innerhalb der ÖVP eine Rolle spielen wird, war zuletzt Inhalt so mancher politischer Ränkespiele. Für viele gilt er als mächtiger schwarzer Strippenzieher - als Gegenpol zur türkisen ÖVP rund um den Wiener Parteichef Gernot Blümel. Das Verhältnis zwischen den beiden hat sich - dem Vernehmen nach - zuletzt aber gebessert. Und dass Ruck eher an seiner Wiederwahl als Kammerchef bastelt denn an seinem Wechsel in die Stadtpolitik, hört man zuletzt vermehrt.

Video statt Vergnügungssteuer

Die Betriebstour, die der KURIER begleitete, steht unter dem Titel „Erfolgstag“. Ruck sieht bei Unternehmern vorbei, die von einer Maßnahme der Wirtschaftskammer profitiert haben. Im Falle von Michael Strommer, besagter Veranstalter von Events für die LGBTIQ-Community (steht für lesbisch, schwul, bi, trans, inter und queer), war das der Wegfall der Vergnügungssteuer.

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Walter Ruck im Gespräch mit Veranstalter Michael Strommer

Strommer empfängt Ruck in einem Konferenzraum des CoWorking-Lokals „CoCoQuadrat“  in Wien-Wieden: An der Wand spielt das Werbevideo seines neuen Events in Dauerschleife.

Ein Video, das die fehlende Vergnügungssteuer ermöglichte.

10.000 Euro gespart

Bis 2016 mussten Veranstalter 15 Prozent der Einnahmen oder zumindest 0,10 Euro je Eintrittskarte abgeben. Vor allem für kleine Unternehmer sei das fatal gewesen. „Bei uns waren das oft 10.000 Euro im Jahr“, sagt Strommer. Geld, das er nun in Werbung oder den Ankauf technischer Geräte stecken könne.

Und das mache sich bezahlt: Die Zahl der Gäste habe sich in den vergangenen drei Jahren um ein Drittel erhöht.

Mit dem Fall der Vergnügungssteuer seien aber nicht alle Hürden gefallen. Die Auflagen der Stadt betreffend Öffnungszeiten und Sperrstunde würden Partybetreibern immer wieder das Leben schwermachen, sagt Strommer.

Ruck hört zu, nickt, verspricht sich das Thema anzuschauen. Dann muss er sich verabschieden. Der Tag ist eng getaktet. Und der nächste Termin befindet sich am anderen Ende der Stadt: im  „Red Zak“-Geschäft in Döbling

Peter Alexander war Kunde

Seit 45 Jahren steht hier Willi Fleischmann hinterm Tresen. Persönlichkeiten wie Peter Alexander, Thomas Bernhard oder Niki Lauda zähl(t)en zu seinen Kunden. Nun hat er Sorge, dass sein Geschäft bald Geschichte sein könnte. In Zeiten von steigenden Mieten und Konkurrenz durch das Internet werde die  Arbeit  immer mühseliger.

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Willi Fleischmann betreibt sein Geschäft sein 45 Jahren

Die Erfolgsgeschichte, die es hier zu besprechen gibt, trifft nicht so sehr Fleischmann selbst, als Gernot und Patrick Sauer, die sich auf Satellitenanlagen spezialisiert haben und Fleischmanns Geräte häufig an die Kunden liefern. Durch die Öffnung der Anrainerparkplätze sei es für sie nun leichter, Parkplätze bei den Kunden zu bekommen.

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Ganz ideal sei die Situation aber nicht. Vor allem große Ketten, die Preise drücken, machen auch den Sauers zu schaffen.

Ruck hört wieder zu, nickt, macht klar, dass fairer Wettbewerb seine oberste Priorität ist. Dann muss er auch hier wieder aufbrechen. Der nächste Termin wartet.

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