Wie sich Investoren mit Sozialwohnungen eine goldene Nase verdienen
Mit einer sozialen Wohnbaugesellschaft können findige Investoren eine Menge Geld verdienen. So geschehen in Wien-Ottakring, wo der Wert von vier Wohnhäusern mit 177 Sozialwohnungen wie von Zauberhand in wenigen Monaten um 208 Prozent gestiegen ist.
Die Wohnungen gehörten zur burgenländischen Wohnbaugesellschaft Riedenhof, die zuletzt für Schlagzeilen sorgte: 2015 verlor sie ihre Gemeinnützigkeit. Die fälligen Abschlagszahlungen an das Land seien aber um 24 Millionen Euro zu niedrig bemessen worden, wie zuletzt ein Gutachter für das Land Burgenland feststellte. Dies wohl deshalb, weil die Immobilien viel zu niedrig bewertet worden waren. Mit diesem Befund in der Hand zeigte das Land mehrere Personen an – darunter den Wiener Immo-Investor Michael Tojner.
Die Vorgänge in Ottakring scheinen die Vorwürfe zu bestätigen: Nur zwei Tage nach Aberkennung der Gemeinnützigkeit wurden die 177 Wohnungen am 29. Oktober 2015 verkauft. Sie gingen um 4,5 Millionen Euro an die Firma „Run Immobilien“. Angesichts eines Quadratmeter-Preises von 448,17 Euro ein wahres Schnäppchen. Run gehört einem Anwalt aus NÖ. Im Gutachten wird er als Treuhänder bezeichnet, wesentlicher Eigentümer dürfte Tojner sein.
Nur acht Monate später wechselten die Wohnungen erneut ihren Besitzer: Immo-Töchter der Wiener Privatbank kauften sie um 13,8 Millionen Euro. Das sind bereits 1380 €/m². Macht für die Run einen Gewinn von 9,4 Mio. Euro.
Damit nicht genug: 52 Wohnungen wurden in den nächsten Jahren an einzelne Käufer weiterverkauft. Nun sind sie im Schnitt schon 2458 €/m² wert. 16 davon haben mittlerweile einen weiteren Besitzerwechsel hinter sich – mit einem Durchschnittspreis von 3179 €/m².
Tojner hatte zuletzt immer wieder bestritten, zum Zeitpunkt des Entzugs oder davor direkt oder indirekt an der Riedenhof beteiligt gewesen zu sein. Der Eigentümer von Run war zu keiner Stellungnahme bereit.
Grüne fordern Reform
Wiens grüner Klubchef David Ellensohn fordert nun eine Gesetzesreform, um solchen Praktiken einen Riegel vorzuschieben. Sein Vorschlag: „Wenn ein gemeinnütziger Bauträger nicht mehr will oder kann, dann gehen alle Liegenschaften treuhändig an das zuständige Bundesland und dieses sucht einen vertrauenswürdigen gemeinnützigen Bauträger, der im Sinne des Gesetzes und für leistbares Wohnen weitermacht.“
Vor wenigen Monaten hatten die Grünen aufgrund der Vorgänge rund um die Riedenhof (und des Bauträgers Gesfö) Anzeige gegen die damalige burgenländische Landesregierung eingebracht. Kurz nachdem das Land selbst seine rechtlichen Schritte setzte, wurden die Ermittlungen aber eingestellt. „Das ist völlig unverständlich“, ärgert sich Ellensohn. „Das Vorgehen der Landesregierung war fahrlässig und an der Grenze zur Straffälligkeit.“
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