„Unbekannter Künstler“
Der Malerin zufolge sei es nicht einfach gewesen, sich als Studentin damit abzufinden, dass ihre Werke verschwunden waren. Noch schwieriger sollte es allerdings werden, sie wiederzubekommen. Sie kam mit einer Freundin zu der Galerie zurück, die beiden gaben sich als Interessentinnen aus. Ihnen wurde erklärt, dass die Bilder von einem unbekannten Maler stammen. „Ich ging durch das Geschäft, alle Bilder waren da. Ich dachte nur: Meins, meins, meins.“
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Damit konfrontierte sie den Galeristen, der sich als Besitzer der Kunstwerke vorstellte. Obwohl sie Fotos hatte, als die Bilder noch Skizzen waren, soll der Mann entgegnet haben, das sei kein Beweis. Er habe die Werke legal erstanden. Dann wimmelte er die jungen Frauen ab.
„Dass einem gesagt wird, man sei nicht die Schafferin der eigenen Bilder, macht einen fertig. Man zweifelt fast daran, ob man sie gezeichnet hat.“ Die Polizei verwies Gažová auf den Rechtsweg – ein wohl kostspieligeres Unterfangen, als die Malereien einfach zurückzukaufen.
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Eine Woche sei sie um die Galerie geschlichen, habe sich hinter Bäumen versteckt und „die Melodie vom rosaroten Panther im Kopf gehabt“. Ihre Angst sei gewesen, dass die Akte jemand kaufe und sie dann weg seien. „Mein Dilemma war: Will ich die Bilder oder Gerechtigkeit. Mir wurde klar, ich will meine Bilder.“
Die Unvollendeten
Es sei ihr nicht nur darum gegangen, dass ihr eine Sache genommen wurde, „sondern auch dass ich meinen Namen zurückbekomme“. Mithilfe ihres Vaters kaufte sie die Akte schlussendlich zurück. Sie sei ihm sehr dankbar. Dass sie ihn und das „Lösegeld“ gebraucht habe, um feministisch motivierte Akte zurück in ihren Besitz zu bekommen, berge aber eine Ironie.
Aus genau diesem Grund habe sie den Bildern jetzt in Wien ein „Update“ verpasst und diese vor Weihnachten unter dem Titel „Die freigekauften Kunstwerke“ ausgestellt. „Es hat mich getroffen, dass behauptet wurde, die Bilder stammen von einem Mann. Die Art, wie Männer und Frauen weibliche Modelle zeichnen, ist unterschiedlich.“ Der „männliche Blick“, reduziere nackte Frauen in der Kunst oftmals auf Dekorationsobjekte, findet Gažová. Um die Bilder diesmal zu schützen, hat sie einige durch Textfragmente ergänzt, die deren Geschichte erzählen. Andere mit einem Abdruck ihres nackten Oberkörpers „signiert“ – das sei wie ein Fingerabdruck, nur eben von ihrer Brust.
Die 31-Jährige schließt nicht aus, die Bilder künftig erneut weiterzuentwickeln. Eine Option wäre es, die Originalsignaturen wieder freizulegen. Bisher sind die Bilder nach wie vor in den Rahmen der Galerie – diese seien für die Künstlerin mittlerweile eine Art Trophäe.
Aktuell verfolgt sie aber ein anderes, wenn auch verwandtes Projekt: „Ich arbeite an einer Serie männlicher Aktdarstellungen.“ Ihre Modelle findet sie auf der Online-Datingplattform Tinder. „Ich stelle von Anfang an klar, dass ich sie nur zeichnen und dann heimschicken werde.“ Häufig lasse sie ihre Modelle auch „feminine“ Posen einnehmen. Die Gezeichneten würden stets eine Version bekommen. Es gehe ihr nämlich keineswegs darum, sich zu revanchieren, dass jahrhundertelang Männer nackte Frauen gezeichnet haben.
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Im Gegenteil wolle sie einfach zeigen, dass es in der Kunst auch den „weiblichen Blick“ gebe. „Ich will, dass die Welt mehr männliche Akte, gezeichnet von Frauen, hat.“ Die aktuellen und die verloren geglaubten Bilder von Gažová sind in dem Gemeinschaftsatelier „Studio Walls“ in der Löhrgasse 9 im 15. Bezirk in Wien zu sehen. Infos unter: www.studiowalls.at bzw. auf Instagram @gab_gaz
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