Widerstand gegen Schanigarten-Wildwuchs
Auch wenn bei den derzeitigen Temperaturen kaum jemand ans Draußensitzen denkt und die meisten Gastgärten abgebaut sind: Einige City-Bewohner sehen bei den Schanigärten dringenden Handlungsbedarf. Es gebe viel zu viele und viel zu große. Dadurch gelange immer mehr öffentlicher Raum in private Hände.
Tatsächlich beherbergt die Innere Stadt fast ein Viertel aller Wiener Schanigärten. 525 waren heuer hier gemeldet. Davon sind einige nur zwei Quadratmeter groß, andere umfassen mehr als 240 Quadratmeter.
"Zu groß, zu wuchtig"
Einer, der bei dieser Diskussion nicht locker lässt, ist der langjährige City-Bewohner Walter Rettenmoser von der Initiative Riemergasse. "Wie kann so etwas genehmigt werden? Das hat doch nichts mehr mit einem Schanigarten zu tun", sagt er und meint damit den großen verkleideten Gastgarten des Restaurants Plachutta in der Stubenbastei, vor dem er sich mit anderen verärgerten Anrainern eingefunden hat. "Gegen ein paar Tische mit Stühlen haben wir nichts. Aber das ist eine wind- und wetterfeste Lokalerweiterung."
Geprüft und genehmigt werden Schanigarten-Anträge vom Magistratischen Bezirksamt. Dort heißt es, dass die Größe eines Gastgartens von den räumlichen Gegebenheiten abhängt. Eine allgemeine Obergrenze gibt es nicht.
Kritik üben die Anrainer auch an den ihrer Meinung nach viel zu geringen Preisen. "Warum wird der Quadratmeterpreis im Garten nicht analog zu jenem im Lokalinneren ermittelt? Wieso wird öffentlicher Grund so billig hergegeben?", fragt Rettenmoser.
"Sind die Melkkuh"
Billig – Das sehen viele Gastronomen anders. Groß war der Aufschrei, als vor knapp einem Monat die neuen Tarife bekannt wurden (je nach Zone 20, 10 oder 2 Euro pro Quadratmeter). Man sei die Melkkuh der Stadt, meinte Gastronomie-Obman Peter Dobcak dazu. Aus dem Büro von Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) heißt es, man habe sich bemüht, einen Kompromiss zu finden, der alle Beteiligten zufrieden stimmt.
Bei Plachutta möchte man die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Man lege stets großen Wert darauf, dass sich ein Gastgarten ins örtliche Stadtbild einfüge. Ob dadurch "zu viel öffentlicher Raum" in Anspruch genommen werde, lasse sich nicht anhand der Quadratmeter-Anzahl beurteilen. "Die Stubenbastei ist an der Stelle rund 14 Meter breit, davon nimmt unser Garten weniger als die Hälfte in Anspruch, sodass mit Sicherheit keine Beeinträchtigung des öffentlichen Raums besteht", heißt es in einer Stellungnahme des Restaurants Plachutta.
Berndt Querfeld, dessen Schanigarten vor dem Café Landtmann ebenfalls beanstandet wird, ergänzt: "Von welchem öffentlichen Raum ist eigentlich die Rede? Von Gehsteigen, die sonst lediglich zum Gehen da sind?Wir machen den Schanigarten außerdem nicht für uns, sondern für die Menschen, die dort sitzen – darunter sind übrigens auch etliche Bewohner des ersten Bezirks."
Hier geht es zum Kommentar von Johanna Kreid zum Schanigarten-Streit
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