Gutachter und Welterbe-Experte Michael Kloos kommt daher in seiner Expertise zum Schluss, dass weitere zwei Geschoße sowohl beim geplanten Hotel-, als auch beim Wohnturm wegfallen müssten. Ob diese Maßnahme ausreicht, damit Wien von der „Roten Liste“ der gefährdeten Welterbestätten wieder gestrichen wird, entscheidet sich erst bei der nächsten UNESCO-Konferenz im Juli im indischen Neu-Delhi.
Für die Wiener SPÖ, die das Projekt bisher vehement verteidigt hat, und den Bauträger Wertinvest von Michael Tojner sind das denkbar schlechte Nachrichten. Zumal das ursprüngliche Projekt auf dem Areal von Hotel Intercontinental und Eislaufverein sogar einen Wohnturm in Höhe von 74 Metern aufwies (der nun maximal 44 Meter hoch werden dürfe). Beide Seiten, sowohl die Wertinvest, als auch SPÖ-Landtagspräsident und Welterbe-Beauftragter Ernst Woller, wollten sich auf KURIER-Anfrage nicht zur Causa äußern. Hinter den Kulissen war zu erfahren, dass die Stadt das Thema aktuell nicht mit Meinungsäußerungen beleben möchte. Allerdings wird die Causa ohnedies nächste Woche wieder in den Fokus rücken, wenn eine international besetzte Fachleute-Mission von 11. bis 13. März in Wien weilt, um den genannten Prüfbericht mit seinen Dutzenden Visualisierungen an Ort und Stelle zu analysieren. Bei einer Enquete im Rathaus werden dabei auch Projektkritiker und Denkmalschutz-NGOs geladen sein.
UNESCO-Weltkulturerbe
Für City-Bezirksvorsteher Markus Figl ist letztlich eines unumgänglich: „Wir müssen runter von der Roten Liste.“ Denn der Schutz durch das UNESCO-Weltkulturerbe habe sich angesichts eines hohen Nutzungsdrucks in der Innenstadt „bei vielen Vorhaben im öffentlichen Raum als hilfreich erwiesen, um Qualität und ein entsprechendes Stadtbild zu erhalten“. Ähnlich äußert sich seine Parteikollegin Elisabeth Olischar, VP-Planungssprecherin im Gemeinderat: Wien habe vergangenen September von der UNESCO noch eine letzte Chance erhalten, diese müsse sie nun endlich nutzen „und alles daran setzen, das Weltkulturerbe sicherzustellen“. Dass nun eine neuerliche Redimensionierung gefordert wird (obwohl Woller das Projekt schon vor mehr als zwei Jahren als Welterbe-konform bezeichnet hatte) kommentiert Olischar mit den Worten: „Die von der Stadt Wien zu verantwortende Posse setzt sich unvermindert fort.“
Heftige Kritik kommt auch von der FPÖ, die an die Bürgermeisterpartei die Frage richtet: „Wann kapiert‘s die SPÖ endlich?“ Statt weiter „in einer Art Leibeigenschaft des schwerreichen Bauwerbers“ zu verharren, müsse der Welterbestatus endlich sichergestellt werden, meint der blaue Planungssprecher Toni Mahdalik. Er kann sich auch mit der nun vorgeschlagenen Bauhöhe anfreunden: „42 bzw. 44 Meter für Hotel und Wohnscheibe sind, wie von der UNESCO gefordert, genug. Es wäre nett, wenn der Herr Bürgermeister endlich ein Machtwort spricht“, so Mahdalik.
Die Höhenentwicklung jenseits von 40 Metern ist allerdings für Denkmalschützer nicht akzeptabel: Anrainerin und Stadtbildschützerin Waltraut Kupf erinnert etwa an eine UNESCO-Mission im Jahr 2012, wo noch festgehalten worden sei, dass das Heumarkt-Projekt „der Morphologie der benachbarten Ringstraße mit ca. 26 Metern Höhe folgen sollte“.
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