Der Zorn der Wiener Ärzte
Die Arbeitszeitreduktion für Spitalsärzte führt in Wien immer öfter zu Engpässen in der Versorgung. Im Donauspital muss die HNO-Bettenstation vom 21. März bis 6. April geschlossen werden. "In diesen Wochen kann aufgrund des Fachärzte-Mangels kein 24-Stunden-fachärztlicher-Dienst gewährleistet werden", heißt es in einem Schreiben aus der Ärztlichen Direktion des Donauspitals.
Es ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker jener Arbeitszeitreform, die von Stadt und Ärztevertretern verhandelt wurde. Sie muss jedoch von den knapp 3200 KAV-Ärzten abgesegnet werden. Von Donnerstag bis Sonntag wird über das neue Modell abgestimmt.
Vielen Ärzten reicht es, sagt Gernot Rainer von der neuen Ärztegewerkschaft Asklepios: "Die meisten Kollegen werden sich vermutlich dagegen entscheiden." Vor allem der geplante Abbau von 382 Dienstposten (der KURIER berichtete) sorgt für Unmut. "Wien ist das einzige Bundesland, wo man offenbar glaubt, mit weniger Ärzten auszukommen", sagt Rainer. Auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres ist nicht glücklich über das Paket – obwohl er es mitverhandelt hat. "Es ist nie einfach, eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn aber schlagartig fast 400 Stellen fehlen, geht das nicht." Die Ärztekammer ruft daher zum Protest gegen das neue Gesetz auf. Um 18 Uhr trifft man sich am Donnerstag hinter dem Rathaus. Dort wundert man sich über die Vorgangsweise der Ärztekammer. "Wir haben gemeinsam mit Ärztekammer und Gewerkschaft ein gutes Verhandlungspaket geschnürt und ich gehe davon aus, dass es der Ärztekammer gelingen wird, dass ihre Abstimmung positiv ausgeht", sagt Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. "Die Stadt Wien wird sich jedenfalls in allen Punkten an die Vereinbarung halten."
Ärger auch im AKH
Unter den AKH-Ärzten (diese werden vom Bund bezahlt) ist die Stimmung ebenfalls aufgeheizt – auch hier gibt es keine Einigung über die neue Arbeitszeit. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Umsetzung gerade an den Unikliniken so lange dauert", sagt Martin Andreas, Ärzte-Personalvertreter des AKH. Dazu kommt, dass die Uni-Ärzte forschen sollen. "Bei 48 Stunden in der Woche bleiben bei 15 Stunden Forschung noch 33 Stunden für die Patienten. Wie soll das funktionieren?", kritisiert FP-Stadtrat David Lasar. Die AKH-Ärzte werden daher an der Demonstration der KAV-Ärzte teilnehmen.
Auswanderer
Auch die angehenden Ärzte sehen wenig Perspektiven, wie eine aktuelle Studie der Hochschülerschaft (ÖH) der Med Uni Wien verdeutlicht. Mehr als die Hälfte der 1000 Medizinstudenten will für die Facharzt-Ausbildung ins Ausland gehen. Die Gründe sind vielfältig. "Schließt man seine Facharzt-Ausbildung zum Beispiel in Bern ab, wird einem sofort ein Arbeitsvertrag vorgelegt. Davon sind wir in Österreich weit entfernt. Hier ist nicht einmal sicher, wie die Ausbildung künftig aussehen wird", sagt Frederic Tömböl (ÖH). Die ÖH wünscht sich, in Ausbildungsfragen vom Gesundheitsministerium einbezogen zu werden.
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