Als Brandan Josh in einem Secondhand-Shop einen Kübel voller Ledergürtel entdeckt, beschließt er spontan, daraus eine Hose zu schneidern. Wenn ihn die Inspiration überkommt, sind der Kreativität in Sachen Mode keine Grenzen gesetzt.
So entstehen aus den aussortierten Gürteln drei Hosen in Schwarz, Weiß und Braun.
Seit 2019 recycelt der Wiener Designer Materialien und denkt sie neu. Eine Hose, bestehend aus Rucksäcken, eine Jacke, genäht aus Hosen, oder eben eine Hose, zusammengeschustert aus Ledergürteln: Für ihn ist Mode alles andere als konventionell.
„Ich mache das, was mir im Kopf herumschwirrt. Dann gehe ich einkaufen und suche mir passende Materialien, erklärt der 25-Jährige.
Gekauft werden diese aus zweiter Hand. Am liebsten besorgt sich Brandan Josh seine Materialien in Filialen der Volkshilfe oder von VinziShop: „Das sind karitative Unternehmen, die nicht für Ausbeutung stehen. Sie richten sich am Menschen aus, nicht am Profit.“
Lauter Einzelstücke
Aber auch alte Geschirrtücher seiner Mutter hat er schon zu Hosen weiterverarbeitet. Denn der Fokus seines Modelabels ist nicht nur ausgefallenes Design, sondern vor allem Nachhaltigkeit.
Was das bedeutet? „Ich kümmere mich um die Beschaffung und um die Designs. Ich nähe alles selbst und auch um den Versand kümmere ich mich allein.“
Das sei zeitaufwendig, aber die Endresultate seien die Mühe wert. Was er produziert, postet er auf Instagram für ein Publikum von 176.000 Followern. Dort und auf seiner Website melden sich Interessenten.
Mit herkömmlichen Modemarken hat das wenig gemeinsam, denn jedes Teil ist ein Einzelstück: „Da ich die Materialien, aus denen ich meine Kleidungsstücke schneidere, Secondhand einkaufe, ist es einfach unmöglich, exakte Kopien herzustellen“.
Dafür könne er auf Wünsche bezüglich Farben und Materialien gut eingehen, so Brandan Josh.
Bewusst einkaufen
Für seine Marke sei der direkte Kundenkontakt wichtig, sagt er. „Mir geht es darum, dass der Kunde den Kauf schätzt. Ich möchte Menschen nicht dazu animieren, sinnlos einzukaufen, sondern bewusst und mit Liebe zum gekauften Stück.“
Als Inspiration für sein Streetwear-Label nennt Brandan Josh den amerikanischen Designer Rick Owens und den 2021 verstorbenen Virgil Abloh. Auch auf Reisen holt er sich Impulse für seine Mode: „Bevor ich meine erste Hose gemacht habe, war ich in Japan.
Diese Zeit hat mich geprägt, weil ich verschiedene Kulturen erleben konnte. Auch Nostalgie hat da mitgespielt, da ich als Kind großer Fan von Pokémon und Co war.“
Er selbst würde seinen Stil als „Mix aus Nostalgie, Funktion und Spontanität“ beschreiben. „Ich baue Dinge aus meiner Kindheit ein, aber auch funktionale Sachen. Was mir gerade einfällt.“
Charakter zeigen
Die ausgefallenen Designs kommen besonders bei Kunden aus Übersee gut an.
„Die meisten meiner Kunden stammen aus Amerika oder Asien. Dort zieht sich jeder an, wie er oder sie möchte“, sagt Brandan Josh.
Den Charakter in der Kleidung zu tragen sei das Ziel.
In seinen Werbefotos verhüllt Brandan Josh die Gesichter: „Dadurch, dass ich mein Gesicht verdecke, wird die Darstellung genderlos. Jeder und jede kann sich in der Kleidung sehen.“
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