Demgegenüber finden sich auf der Homepage des hydrografischen Dienstes von Niederösterreich (https://www.noe.gv.at/wasserstand) eine Fülle von laufenden aktualisierten Werten, die Bewohnern von Hochwassergebieten als wichtige Informationsquelle dienen: Etwa stündlich erhobene Niederschlagsmengen von mehr als 100 Messstellen – von A (Alland) bis Z (Zwettl-Edelhof); und vor allem wertvolle Angaben zu Wasserständen und Durchflussmengen wichtiger Flüsse inklusive 48-Stunden-Prognosen. Ganz ähnlich die Informationen auf den Webseiten der hydrografischen Dienste in den anderen Ländern.
Kritik aus dem Ministerium
Doch was ist der Grund, warum Wien – laut Eigendefinition die "transparenteste Gemeinde Österreichs" – aus den Wasserdaten so ein Geheimnis macht?
Eine Sprecherin von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) verweist in dieser Frage an die MA 45 und übt auch Kritik: "Wir haben natürlich Interesse, dass wir auf eHYD aktuelle Daten aller Bundesländer zur Verfügung haben. Es liegt leider nicht an uns, sondern an der MA 45 – doch leider gibt diese keine Daten her."
Gegenüber dem KURIER verteidigt Wiens Gewässer-Chef Gerald Loew die Zurückhaltung: Da Wien grundsätzlich gut gegen Hochwasser geschützt sei und niemand bei drohender Gefahr Sandsäcke füllen müsse, würde die Veröffentlichung von Pegelständen nur zu Irritationen und Missverständnissen führen. „Wir informieren lieber dann gezielt gefährdete Bewohner durch Feuerwehr und Polizei.“
So geschehen in Penzing in der Nacht auf Sonntag, als der Wienfluss bedrohlich anschwoll. Und auch Pegelstände der Donau in Wien solitär zu veröffentlichen sei nicht sinnvoll, weil das nur in Zusammenhang mit dem Entlastungsgerinne Neue Donau interpretierbar sei (Korneuburg vor Wien liefert aktuelle Pegelstände).
"Daher halten wir es für gescheit, diese Daten gerade in Krisensituationen nicht zu veröffentlichen", so Loew.
Änderungen angekündigt
Angesichts der Hochwasser-Ereignisse kann er sich aber nun vorstellen, die Daten künftig doch zu veröffentlichen: „Wir wollen hier sicher nichts geheim halten. Die Daten – auch was Hochwasser-Gefahrenflächen betrifft – sind ja alle vorhanden. Und wir sehen erst jetzt, wie groß das Interesse eigentlich ist“, sagt Loew.
Vor allem bei den Niederschlags-Mengen spreche absolut nichts dagegen: „Das könnte man künftig durchaus veröffentlichen, das ist sicher eine Anregung.“ Da auch Wien-Kanal weitere Mess-Stationen betreibe, wäre sogar ein großflächiges Netz über Wien denkbar. „Aber natürlich muss man immer hinterfragen, ob eine solche Datenflut der Öffentlichkeit einen Mehrwert bringt.“ In Zeiten wie diesen mit bangen Blicken nach oben (und ins Internet) wohl eher als sonst.
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