Ungelöste Kriminalfälle 2023: Den möglichen Mördern auf der Spur
- Die Tote aus dem 180-Seelen-Dorf
- Halbnackte Leiche in Schottergrube versteckt
- Rätselhafter Todesfall mitten in der Stadt
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, doch bei den Kriminalisten des Landes bleiben über Silvester einige Akten offen auf dem Schreibtisch liegen. Sie behandeln jene 3 möglichen Mordfälle, bei denen der Täter weiter auf der Flucht ist. Lesen Sie hier, wie der Stand der Ermittlungen bei den ungelösten Kriminalfällen aus dem Jahr 2023 in Wien, Niederösterreich und Kärnten ist.
Die Tote aus dem 180-Seelen-Dorf
Die Nacht von 7. auf 8. Februar war eine besonders kalte in Kärnten. Auf bis zu minus 15 Grad sank das Thermometer in den Nachtstunden auch in Edling in Kärnten. Jener 180-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Völkermarkt, in der seit der kalten Februar-Nacht nichts mehr so ist wie zuvor. Direkt vor der Leichenhalle des Ortes sollte eine Schülerin am Morgen des 8. Februar die Leiche einer 62-jährigen Einheimischen entdecken. Erfroren, aber zunächst offenbar niedergeschlagen mit einem Gegenstand. Oder war es doch ein Unfall? Diese Frage bleibt auch gut zehn Monate später unbeantwortet. Bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt heißt es auf KURIER-Anfrage, dass man zwar bereits ein Gutachten der Gerichtsmedizin eingeholt habe, aber ein weiteres ausständig sei.
In Edling bleibt solange die Angst, dass sich unter den 180 Einwohner auch der Mörder befinden könnte. Einen Täter von auswärts schließen die Kriminalisten weiterhin aus. Drei Verdächtige aus dem engsten Umfeld der Frau hatten die Ermittler unmittelbar nach der Tat ins Auge gefasst. Ein Anfangsverdacht erhärtete sich jedoch bei keinem von ihnen. Die Frau, die vor ihrem Tod noch bei einem Bekannten zu Besuch war, wurde nur wenige Meter von ihrem Zuhause tot aufgefunden. Klarheit könnte auch ein zusätzlicher Fragenkatalog bringen, den das Landeskriminalamt Kärnten an die Gerichtsmedizin übermittelt hat. Noch ist das Ergebnis ausständig.
Völlig unklar ist auch etwas anderes: Das mögliche Motiv des Mörders.
➤ Tote Frau vor Leichenhalle: Ermittler senden Fragenkatalog an Gerichtsmedizin
Halbnackte Leiche in Schottergrube versteckt
Bereits im Februar wurde in tschechischen Medien mit Fotos nach dem Vermissten gesucht, Freunde und Angehörige verteilten Flugblätter und organisierten Suchaktionen – vergeblich. Arbeiter fanden am 30. März die teils verweste und halb nackte Leiche von Radek B. (39) in einer Schottergrube in Schönkirchen-Reyersdorf (Bezirk Gänserndorf). Seit der Obduktion des tschechischen Staatsbürgers steht fest, dass der Mann einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Die Bluttat gilt als der einzig ungeklärte Mord im Jahr 2023 in Niederösterreich.
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Was die genaue Todesursache anbelangt, halten sich die Mordermittler des nö. Landeskriminalamtes rund um Chefinspektor Hannes Fellner bewusst bedeckt. Man wolle dem möglichen Täter durch die Veröffentlichung von Details nicht in die Hände spielen, sollte es zu einer Klärung des Falles und der Ergreifung eines Tatverdächtigen kommen.
Was in dem mysteriösen Mordfall bislang bekannt ist: Radek B. hatte am 5. Jänner die Wohnung seiner Familie in Brünn in Tschechien verlassen. Fünf Tage später machte seine Lebensgefährtin die Vermisstenanzeige. Die Ermittlungen in Österreich und Tschechien haben ergeben, dass Radek B. am 6. Jänner vermutlich mit dem Zug aus seiner Heimat über die Slowakei nach Österreich reiste. Am Nachmittag dieses Tages hielt sich der 39-Jährige nachweislich im Bezirk Gänserndorf im Umkreis von Marchegg und abends im Bereich der Stadt Gänserndorf auf. „Kontaktpersonen oder konkrete Aufenthaltsorte konnten bislang nicht ermittelt werden“, heißt es beim Landeskriminalamt.
Das 39-jährige Mordopfer war in der Vergangenheit immer wieder im Raum Wien, wo er Gelegenheitsjobs als Trockenbauer annahm. Bisher konnte keinerlei Zusammenhang zwischen Radek B. und der Schottergrube im Bezirk Gänserndorf hergestellt werden. Fest steht, dass der Mann woanders getötet und die Leiche später in der Grube abgelegt wurde. Die Fahndungsaufrufe brachten laut Fellner bisher keine sachdienlichen Hinweise in dem Fall.
Rätselhafter Todesfall mitten in der Stadt
Seit dem 21. Dezember beschäftigt die Wiener Ermittler ein Todesfall, in dem es mehr Fragen als Antworten gibt. Am Mittwoch vor Weihnachten wählte ein Mann um 4.30 Uhr Früh den Notruf. Er habe auf dem Weg in die Arbeit gerade einen Schwerverletzten auf offener Straße gefunden. Der Zeuge begann sofort mit der Reanimation, doch leider kam jede Hilfe zu spät: Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.
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Aber wie war er gestorben? Diese Frage stellten sich die Polizisten vor Ort, weshalb ein Team von Kriminalisten angefordert wurde. Die Auffindesituation ist rätselhaft. Der Mann lag auf dem Gehsteig an der Kreuzung Fultonstraße/Donaufelder Straße in Wien-Floridsdorf. Er hatte einen offenen Bruch am Bein erlitten, sonst aber keine offensichtlichen Verletzungen.
Schnell kam der Verdacht auf, dass der Mann Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht gewesen sein könnte. Untersuchungen zeigten aber keine dementsprechenden Bremsspuren oder Hinweise auf einen Unfall vor Ort.
Da der Mann einen Ausweis bei sich trug, konnten die Ermittler zumindest die Identität des Opfers schnell klären. Es handelt sich um einen 33-jährigen Mann, der in Wien lebt. Polizeilich auffällig geworden sei er bisher nicht. Es handelt sich also vermutlich auch nicht um einen Kriminalfall im Umfeld des Drogen- oder Rotlichtmilieus.
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Weil weiterhin nicht feststeht, woran der Mann gestorben ist, wurde eine Obduktion angeordnet, die laut Auskunft der Polizei noch nicht durchgeführt wurde. Auch andere Hinweise seien bisher nicht eingegangen.
Die Straßenkreuzung, auf der der Tote gefunden wurde, liegt eigentlich inmitten von Wohnhäusern. Dennoch gestaltet sich die Suche nach Zeugen schwer, was auch an der Uhrzeit liegt, zu der der Tote gefunden wurde – in dem Wohngebiet ist nachts wenig los.
Der Annahme, dass der Mann vielleicht Suizid begangen und von einem der Gebäude gesprungen sein könnte, steht das Verletzungsmuster gegenüber. Laut KURIER-Informationen soll er keine anderen offensichtlichen Wunden aufgewiesen haben. Das Landeskriminalamt ermittelt deshalb weiter in alle Richtungen. Hinweise können in jeder Polizeidienststelle und unter der Telefonnummer 01/31310/67800 abgegeben werden.
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