Die einzige heiße Spur war eine Zeugenaussage, wonach ein Mann mit einer Kapuze den Tatort kurz vor dem Mord verlassen haben soll. Trotz eines öffentlichen Fahndungsaufrufs gingen daraufhin keine Hinweise ein, die zum Täter führten.
Auch im zweiten ungeklärten Mordfall aus 2022 hoffen die Ermittler auf Hilfe aus der Bevölkerung. Nachdem eine 79-Jährige im Mai in ihrer Wohnung in Neubau getötet wurde, lobte man 50.000 Euro für den entscheidenden Hinweis aus. „Ich kann mich nicht erinnern, dass zuvor schon einmal eine so hohe Summe ausgesetzt wurde“, sagt Berger. Bedeutet mehr Geld, auch bessere Hinweise? „Jeder liebt den Verrat, aber keiner den Verräter. Geld ist natürlich ein Anreiz, sich vielleicht doch zu melden und eine Aussage zu machen. Das ist aber nur eine Schiene, die wir zusätzlich zu den laufenden Ermittlungen fahren.“
Nach der Auslobung gingen auch neue Tipps ein. Manche Hinweise seien gut, andere weniger. Dennoch gehen die Ermittler jeder Spur gleichermaßen nach. Bei den Erhebungen stellte sich so auch heraus, dass der Fall in Neubau nicht mit jenem vom September in der Leopoldstadt zusammenhängt, obwohl es viele Parallelen gibt.
In beiden Fällen sind die Opfer Pensionistinnen, die alleine lebten und in ihrer Wohnung zu Tode kamen. „In Neubau kam aber auch eine sexuelle Komponente hinzu. Der Täter verging sich am Opfer, die Frau war gefesselt. Die 90-Jährige in der Leopoldstadt war hingegen aufgrund der Umstände gestorben“, sagt der Ermittler. Nachdem die 90-Jährige Stich- und Schnittverletzungen an den Armen erlitten hatte, war sie aufgrund des Schocks und ihres hohen Alters auf natürliche Weise gestorben. Gerüchte aus der Nachbarschaft, wonach es sich um einen Trickbetrug gehandelt habe, der schiefgegangen sei, kann Berger nicht bestätigen.
Hinweise zur Klärung dieser Fälle können, auch anonym, an 01/31310/33800 gegeben werden.
28. März, Volksschule Hoefftgasse
Polizei und Berufsrettung werden um 8.45 Uhr nach Simmering alarmiert. Einsatzgrund ist „eine schwer verletzte männliche Person“. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte liegt das Opfer Hans S. leblos in der Schule. Eine Obduktion ergibt, dass er an mehreren Schnitt- und Stichverletzungen gestorben ist. Von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Der einzige Hinweis zum Täter ist eine Zeugenaussage. Zwischen 06:25 und 06:30 Uhr soll ein Mann aus dem Haupteingang in Richtung Muhrhoferweg gegangen sein.
Täterbeschreibung: Männlich, schlank, jugendlicher Gang, zirka 175 bis 185 cm groß, dunkle Hose, vermutlich dunkler „Hoodie“ mit Kapuze, weiße Gesichtsmaske.
19. März, Bandgasse 9
Gegen 10 Uhr öffnet eine 79-jährige Pensionistin ihre Wohnungstür – hinein gehen ein oder mehrere Täter. Die Frau wird gefesselt und geschlagen. Sie erleidet schwere Kopfverletzungen und wird sexuell missbraucht. Das Opfer schafft es noch, die Tochter anzurufen, danach ist die Frau nicht mehr ansprechbar. Sie erliegt fünf Tage später im Spital ihren Verletzungen. Ob in der Wohnung auch etwas gestohlen wurde, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Im November werden 50.000 Euro für Hinweise ausgelobt.
Fahndung: Die Polizei sucht Zeugen, die das Opfer mit Begleitern gesehen haben oder selbst in der eigenen Wohnung attackiert und Opfer einer versuchten Straftat wurden.
9. September, Radingerstraße 21
Eine Altenpflegerin kommt Freitagfrüh zu der Adresse ihrer 90-jährigen Pflegekundin in der Leopoldstadt. Die Frau öffnet nicht, weshalb die Pflegerin die Polizei ruft. Die Berufsfeuerwehr steigt schließlich durch ein Fenster in die Wohnung. Dort liegt die 90-Jährige leblos auf dem Boden. Eine Obduktion ergibt zwar eine natürliche Todesursache, doch die Frau weist an den Unterarmen Schnitt- und Stichverletzungen auf. Außerdem wurde ihre Wohnung durchwühlt. Die Frau muss vor ihrem Tod einer Person die Wohnungstür geöffnet haben.
Zeugen gesucht: Die Polizei bittet Zeugen, die am Tat-Datum oder einige Tage zuvor in der Radingerstraße etwas Ungewöhnliches bemerkt haben, sich zu melden.
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