Umstrittene Umgestaltung des Wiener Michaelerplatzes abgeschlossen
"Wir haben viele Runden gedreht." Wiens Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat anlässlich der Eröffnung am Donnerstag erst gar nicht versucht zu verhehlen, dass die Neugestaltung des Michaelerplatzes nicht ohne Reibereien verlaufen ist. Nun sind die Arbeiten am runden Platz - flankiert von Hofburg, Looshaus und Michaelerkirche - abgeschlossen.
Sieben Monate lang wurde der Platz saniert. Nun – nach zahlreichen Wirren und einiges an Kritik – kann das Endprodukt besichtigt werden.
Die markanteste Änderung vorweg: Die Fußgängerzone ist gewachsen. Und zwar vom Kohlmarkt über die Platzmitte bis zur Reitschulgasse. Die Verkehrsfläche hat sich dadurch nahezu halbiert, der motorisierte Verkehr wird von der Herrengasse bis zur Reitschulgasse gelenkt.
Ein Vorplatz für die Kirche
Positiver Nebeneffekt: Durch die Vergrößerung der Fußgängerzone bekommt auch die Michaelerkirche einen - lange gewünschten - Vorplatz.
Weiters wurde das holprige Kopfsteinpflaster entfernt und durch barrierefreie Betonplatten und hellen Pflastersteinen ersetzt. Radfahren könne man nun wieder, „ohne sich eine Gehirnerschütterung zu holen“, so Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ).
Der bisherige „Schandfleck“ der Inneren Stadt, wie ihn Sima nannte, sei aber auch dahingehend verbessert worden, als die Fiakerstandplätze verringert - nur vier sind übrig - und Vorkehrungen für das Abrinnen von Abwasser getroffen wurden. Der Urin der Pferde sei nämlich bis zur Ausgrabungsstelle in der Mitte des Platzes gelangt und habe den dortigen Stein beschädigt, berichtet eine Mitarbeiterin des Bundesdenkmalamtes. Vom Geruch im Sommer ganz zu schweigen.
Begrünt wurde der Platz ebenfalls. Neun Bäume und Grasbeete sind gepflanzt worden.
Begrünt wurde der Platz ebenfalls. Nach zahlreichen Beschwerden - darunter vom Österreichische Gesellschaft für Architektur oder vom Denkmalbeirat- allerdings deutlich behutsamer als ursprünglich geplant.
Den Adaptierungen ist etwa das vorgesehene Wasserspiel zum Opfer gefallen. Außerdem wurde die Art der gewählten Bäume geeändert und die Hochbeete mit Grünflächen ersetzt. Zudem gibt es jetzt Sitzmöglichkeiten.
8-Millionen-Euro-Projekt
Umgesetzt wurde die 8 Millionen Euro teure Umgestaltung - 800.000 Euro davon kamen von Privaten - in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Andreas Salcher, Landeskonservator für Wien, sprach von einem "sehr gelungenen Projekt" und verwies in dem Zusammenhang auch auf die erfolgte Restaurierung des von Hans Hollein Anfang der 90er-Jahre gestalteten "Archäologiefelds" mit seinen römischen Ausgrabungen. City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) freute sich u.a. über die Zurückdrängung des Autoverkehrs.
Künftig will die Stadt Interessenskonflikte zwischen Klimaanpassungsmaßnahmen und Welterbebewahrung im 1. Bezirk, wie sie beim Michaelerplatz zutage getreten waren, gleich hintanhalten. Deswegen hat die Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) begonnen, für die Innenstadt einen "Strategieplan für den öffentlichen Raum" auszuarbeiten, bei dem zahlreiche Experten sowie der Bezirk mitwirken sollen, sagte MA 19-Chef Franz Kobermaier der APA. Das entsprechende Papier soll 2026 vorliegen.
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