Der Weihnachtsmarkt ist damit also Geschichte, für den Michaelerplatz selbst beginnt dagegen in Kürze ein neues Kapitel: Noch diesen November sollen die Arbeiten abgeschlossen und der Platz eröffnet werden. „Behutsam“ habe man den Platz an „die neuen Anforderungen der Zeit“ angepasst, berichtet eine Sprecherin der MA 28. So habe man etwa das bisherige holprige Pflaster mit einer barrierefreien Oberfläche aus Naturstein ersetzt.
Wasserspiel und Bäume
Schwieriger hat sich dagegen die klimafitte Anpassung des Platzes gestaltet: Rund um die Begrünung und das Wasserspiel, das in den ursprünglichen Plänen vorgesehen war, hatte sich im Sommer eine hitzige Diskussion entbrannt. Architekten, Kunsthistoriker und sogar der Denkmalbeirat – ein das Bundesdenkmalamt beratendes Expertengremium – sprachen sich gegen die Umgestaltungspläne aus. Hauptkritikpunkte waren die durch die geplante Bepflanzung in Gefahr gebrachten Sichtachsen auf die historischen Gebäude sowie die Frage, inwieweit die Umgestaltung das Weltkulturerbe infrage stellt.
Als Reaktion auf die Kritik wurde im Juni, also schon während der laufenden Umgestaltung, ein runder Tisch mit Experten einberufen. Das Ergebnis: Das Wasserspiel wurde gestrichen und die Wiener Stadtgärten (MA 42) wurden gebeten, alternative – nicht so hoch wachsende – Baumarten zu prüfen, wie es aus dem Büro von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zu dem Zeitpunkt hieß. Und das geschah: Statt den neun Blauglockenbäumen werden nun sechs Ulmen und drei Blaseneschen gepflanzt. Noch diesen Herbst/Winter soll das vonstattengehen, heißt es bei den Wiener Stadtgärten.
Ist der Streit beigelegt?
Damit scheint der Streit beigelegt, zumal der Platz in Kürze eröffnet werden soll. Spuren hinterlässt die Causa aber dennoch: Die MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) ist beauftragt worden, einen Strategieplan zu erstellen, um Rahmenbedingungen für künftige Umgestaltungen festzulegen, heißt es aus dem Büro von Ulli Sima.
Zusätzlich wird es im November ein vom Denkmalamt organisiertes Fachgespräch geben. Dabei soll die Diskussion, wie Umgestaltungen im Spannungsfeld zwischen Klimawandel-Anpassungen und historischem Erbe erfolgen sollen, auf eine „fachlichere Ebene gehoben werden“, sagt Wolfgang Salcher, Leiter des Landeskonservatorats Wien.
Falsche Argumente?
Denn wie mit der Causa Michaelerplatz umgegangen wurde, ist seiner Meinung nach ein „Skandal“. Die Kritiker hätten teilweise mit falschen Argumenten gearbeitet und damit eine Begrünung verhindert. Hätte nämlich eines der geplanten Elemente den Denkmalschutz beeinträchtigt, dann „hätten wir das verhindert“, sagt er. Und weiter: „Wir haben von Anfang an dafür gesorgt, dass sämtliche Blickachsen bewahrt bleiben. Aber anscheinend stört es manche Leute, dass vor dem Billa zwei Bäume stehen.“
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